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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Irgendwie mußte Tuck sich um seine Kopfschmerzen kümmern. Außerdem gab es immer noch die Möglichkeit, daß ihn jemand zu der Insel hinfuhr.
    Frick setzte Tuck seinen Hut auf. »Nun denn. Kraft der Gewalt, die mir von der Königlichen Australischen Marine verliehen wurde, und so weiter und so fort, ernenne ich dich hiermit zum offiziellen Hilfsagenten bis zum Zeitpunkt meiner Rückkehr. Schwörst du?«
    »Was denn schwören?«
    »Schwör einfach.«
    »Klar.«
    »Das war's.« Frick machte sich auf den Weg.
    »Was mache ich, wenn sie irgendwas unternehmen?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Tuck beobachtete die yapianische Marine etwa eine Stunde lang, bis sie alle aufstanden und das Boot verließen. Er war ziemlich sicher, daß dies keinen militärischen Ernstfall darstellte, doch nur für den Fall, daß doch, beschloß er, die Straße hinunterzugehen, um nachzuschauen, was mit Frick los war. Der Rucksack erschien ihm mittlerweile noch schwerer, und er nahm an, daß es die Last der Verantwortung für das australische Volk war, die ihn niederdrückte. (Eine Frau hatte Tuck einmal einen Goldfisch im Glas angeboten, und Tuck hatte mit der Begründung abgelehnt, daß die Verantwortung zu viel für ihn sei und das arme Tier ohnehin sterben würde. Für die Australier empfand er genau das gleiche.)
    Die betonierten Straßen von Kolonia waren ausgebleicht von der Sonne und schimmerten weißlich, wenn man von den etwa ein Meter langen roten Spuckestreifen absah, die die betelnußkauenden Eingeborenen hinterlassen hatten. Zu beiden Seiten der Straßen wucherte üppige Dschungelvegetation. Abseits der Straßen sah Tuck Wellblechhütten, Kinder, die im Schlamm spielten, und Frauen, die die heißeste Zeit des Tages damit zubrachten, im Schatten eines Blechdaches auf einer Veranda herumzusitzen und sich gegenseitig die Läuse aus den Haaren zu kämmen. Die Frauen trugen schwarze Wickelröcke mit strahlend bunten Streifen und oben herum nichts. Mit Ausnahme der ganz jungen Mädchen waren sie alle, zumindest nach westlichen Maßstäben, ungeheuer fett, und Tuck hatte das Gefühl, als würde er miterleben, wie seine idealisierte Vorstellung von Inselschönheiten verblaßte und allmählich einer verlausten, wabbligen Realität Platz machte. Dennoch war da etwas in der sanften Art, wie sie sich pflegten, und der stillen Konzentration der Kinder, das ihn traurig machte, und er fühlte sich ein wenig einsam. Wenn er nur einer Frau über den Weg laufen würde, mit der er reden konnte. Eine westliche Frau – sie mußte ja nicht wissen, daß er ein Eunuch war.
    Er ließ den Dschungel hinter sich und trat auf die Hauptstraße des »Geschäftsviertels« von Kolonia. Auf der einen Seite lag ein Yachthafen mit einem Restaurant und einer Bar (so stand zumindest auf dem Schild) und auf der anderen ein zweistöckiges, stuckverziertes Gebäude mit einer kleinen Ladenpassage und Imbißbuden. Darum herum standen im Schatten des modernen Portikus etwa hundert Inselbewohner – in der Hauptsache Frauen, doch es waren auch ein paar Männer mit nacktem Oberkörper und in hellblauem Lendenschurz darunter. Die Insulaner hatten strahlendrote Lippen und Zähne von den Betelnüssen, die sie kauten. Selbst die kleinen Kinder kauten schon die betäubende Frucht und spuckten von Zeit zu Zeit auf die Straße. Tuck mischte sich unter die Menge in der Hoffnung, auf jemanden zu stoßen, den er fragen konnte, wo Frick sich wohl herumtrieb, doch alle vermieden den Blickkontakt mit ihm. Die Frauen und Mädchen kehrten ihm den Rücken zu, und die Männer schauten einfach weg oder taten so, als wären sie vollauf damit beschäftigt, zerstoßene Korallen auf eine zerteilte grüne Betelnuß zu streuen, bevor sie sie in den Mund steckten.
    Er betrat einen überraschend modern wirkenden Lebensmittelladen und stellte zu seiner Erleichterung fest, daß die Preise in amerikanischen Dollar ausgezeichnet und die Schilder in Englisch abgefaßt waren. Er nahm sich eine Literflasche Wasser und ging damit zur Kasse, wo eine Frau in einem Lavalava und einem blauen Polyesterkittel den Preis in eine Kasse tippte und ihm die Hand entgegenstreckte, um sein Geld in Empfang zu nehmen.
    »Wissen Sie, wo ich Commander Brion Frick finden kann?« fragte Tuck.
    Sie nahm sein Geld, schaute hinab in die Geldschublade der Kasse und reichte ihm sein Wechselgeld, ohne ein Wort zu sagen. Tuck wiederholte seine Frage, und die Frau drehte sich einfach von ihm weg. Schließlich verließ er

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