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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Time
     
    Kimi hatte es geschafft, seine Hände und Füße loszuschneiden, um anschließend festzustellen, daß er das Seil nicht erreichen konnte, das von der Mitte seines Rückens ausging und an dem er aufgehängt war. Nun war er doch gezwungen, Tucks Plan zu folgen und wie ein Pendel hin- und herzuschwingen, bis er dessen Seil zu fassen bekam und ihn losschneiden konnte. Roberto hing derweil mit dem Kopf nach unten an einem Ast in der Nähe und überlegte, warum seine Freunde sich benahmen wie kämpfende Spinnen.
    Tucker stellte fest, daß er seinen Kopf nur für einige Sekunden in die Höhe halten konnte, bevor ihm schwindlig wurde, und so beobachtete er den Schatten des Navigators, um abzuschätzen, wie weit er noch weg war. »Einmal noch, Kimi, und dann schnapp dir das Seil.« Er fand zwar die Aussicht, daß er, nachdem er losgeschnitten war, fast zwei Meter tief fallen und mit dem Gesicht voran in dem Korallenkies landen würde, wenig erbaulich, doch hatte er mittlerweile gelernt, die Dinge zu nehmen, wie sie kamen, und gelangte zu der Einsicht, daß er sich auf dem Weg nach unten immer noch darum kümmern konnte.
    »Ich höre jemanden«, sagte Kimi, der, am Wendepunkt seines Bogens angekommen, nach Tucks Seil griff, es verfehlte und dem Piloten aus Versehen mit dem Messer über den Schädel strich.
    »Auaa! Scheiße. Kimi, paß doch besser auf!« Tuck machte sich schon auf die nächste Attacke gefaßt, doch die blieb aus: Er schaute auf und sah, daß Kimi mitten in seiner Schaukelbewegung gestoppt worden war. Ein rundlicher Eingeborener mit grauen Haaren hatte den Navigator an der Hüfte gepackt und wand ihm das Messer aus der Hand.
    Tuck ließ sämtliche Hoffnung fahren. Der alte Kannibale mit der Lederhaut stand inmitten einer Gruppe von zwanzig Männern. Alle schienen darauf zu warten, daß der fette Kerl etwas sagte. Es war nun Zeit für einen letzten Verzweiflungsangriff.
    »Paßt mal auf, ihr Wichser, ich werde erwartet. Ich soll Medikamente für einen Arzt fliegen, der ein ziemlich hohes Tier ist, und wenn ihr mir Ärger macht, verreckt ihr alle an Tropenfieber, ohne daß ihr von mir auch nur ein verkacktes Aspirin bekommt.«
    Der Eingeborene reichte Kimi an zwei jüngere Männer weiter und betrachtete Tuck. »Du Pilot?« sagte er auf englisch.
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Und außerdem bin ich krank und voller Erreger und so 'nem Kram, und wenn ihr mich freßt, krepiert ihr alle und geht elend vor die Hunde, und außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß ich nicht im entferntesten so schmecke wie Spam.« Tuck war atemlos von seiner Tirade, und allmählich wurde ihm schwarz vor Augen, weil er seinen Kopf so lange nach hinten hielt.
    Der Eingeborene sagte etwas in seiner eigenen Sprache, das Tuck als »Schneidet ihn los« deutete, denn einen Augenblick später fiel er vier starken jungen Männern in die Arme, die ihn langsam zu Boden sinken ließen.
    Tuckers Arme und Beine brannten, als die Blutzirkulation wieder einsetzte. Er sah den Kreis von Gesichtern im Mondschein über sich, und es gelang ihm, zumindest so viel Luft zu bekommen, daß er wieder reden konnte. »Sobald ich auf den Beinen bin, trete ich euch in den Arsch, daß es kracht. Ihr könnt schon mal umfallen üben, dann seid ihr nachher dran gewöhnt. Die Leichensäcke könnt ihr auch gleich bestellen, denn wenn ich mit euch fertig bin, seht ihr aus wie Schokoladenpudding. Die müssen euch mit Schaufeln vom Boden kratzen – ihr …« Tuck ging die Luft aus, und er wurde ohnmächtig.
    Malink sah hinüber zu seinem alten Freund Favo und lächelte. »Exzellente Drohung«, sagte er.
    »Ganz exzellente Drohung«, sagte Favo.
    Sarapul schob sich zwischen den knienden Männern hindurch. »Er ist tot. Essen wir ihn auf.«
    »Das ihm nicht gefallen«, meinte Kimi. »Nicht mal für umsonst.«
     
    Der Medizinmann hörte, wie die Labortür geöffnet wurde, und schaute von seinem Mikroskop auf. Beth kam auf ihn zugerannt und warf sich ihm in die Arme.
    »Hast du das gesehen, Bastian? War ich prima oder was?«
    Er hielt sie einen Moment fest und roch das Parfüm in ihrem Haar. »Du warst großartig«, sagte er. Als er sie losließ, hatte er zwei rosa Flecken auf seinem Laborkittel, von dem Rouge auf ihren Brustwarzen.
    Sie hüpfte durch das Labor wie ein kleines Mädchen. »Malink hat sich fast in die Hose gemacht«, sagte sie. »Na ja, vielleicht nicht in seine Hose, aber du weißt, was ich meine.« Sie blieb stehen und schaute durch das

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