Himmelsgöttin
Jungmännerhaus ein Geheimnis bewahren kann. Schaff sie ins Haus vom alten Sarapul. Da geht niemand hin.«
»Er will sie aufessen.« Malink konnte sich nicht daran erinnern, daß er jemals mit einer Frau hatte streiten müssen, und er war nicht im geringsten darauf vorbereitet.
»Du bist der Häuptling. Sag ihm, er darf nicht. Ich werde nicht für sie kochen. Wenn sie essen, müssen sie scheißen. Und ich werde das nicht saubermachen.«
»Sepie, was wirst du tun, wenn du heiratest und Kinder hast? Dann mußt du haargenau diese Sachen tun. Ich bitte dich als dein Häuptling, diese Sachen zu tun.«
»Nein«, sagte Sepie.
Malink seufzte. »Ich bitte dich, diese Dinge zu tun, weil diese Männer uns von Vincent geschickt worden sind.«
Sepie wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte gehört, wie die Himmelsgöttin Malink vor allen Leuten zurechtgewiesen hatte, doch was sie getroffen hatte, war nicht so sehr die Herabsetzung, die darin lag, als vielmehr die Tatsache, daß sie einen Monat lang weder Kaffee noch Zucker bekommen würde.
»Du wirst den Männern sagen, daß sie für die beiden kochen?«
»Ja.«
»Und sie tragen sie zum Strand und waschen sie, wenn sie scheißen?«
»Ich werde es ihnen sagen. Bitte, Sepie.«
Kein Mann hatte je »bitte« zu ihr gesagt. Und der Häuptling schon gar nicht. Frauen standen derartige Höflichkeitsbezeugungen nicht zu. Nun erst ging ihr auf, wie verzweifelt Malink wirklich war. »Und du wirst Abo sagen, daß er seinen Schwanz waschen soll, wenn er an der Reihe ist.«
»Was hat das damit zu tun?«
»Er stinkt.«
»Ich werd's ihm sagen.«
»Und du wirst Favo sagen, daß er aufhören soll, mir Perlen in den Arsch zu stecken.«
»Das macht Favo?«
»Er sagt, er hat es von den Japanern gelernt.«
»Wirklich? Favo?«
»Ja.«
»Aber er ist doch schon alt, und er hat eine Frau und Enkelkinder.«
»Er sagt, es macht seinen Speer stärker.«
»Ach wirklich? Ich meine, funktioniert das?« Malink hatte kurzfristig vergessen, warum er hier war.
»Mir gefällt es nicht. Es ist schlecht und unsauber.«
»Du redest über meinen alten Freund Favo, stimmt's? Er ist derjenige, von dem du redest?«
»Ich hab ihm gesagt, daß nur Jungmänner hierbleiben dürfen. Aber er sagt, seine Frau versteht ihn nicht. Seine Hände sind wie die Haut von einem Hai.«
»Was für Perlen?«
»Frag ihn«, sagte Sepie.
»Okay«, sagte Malink auf englisch. Dann murmelte er: »Der alte Favo.« Kopfschüttelnd ging er aus dem Jungmännerhaus. »Perlen.«
Sepie schaute ihm nach und wünschte sich, sie hätte ihn um weitere Gefallen gebeten.
Draußen standen die Männer und grinsten, als Malink ins Mondlicht trat. Er zog seinen Lendenschurz etwas höher und wich ihren Blicken aus.
»Bringt sie rein. Ihr müßt für sie kochen und sie saubermachen. Laßt nicht zu, daß die Frau das tut. Es ist zu wichtig, als daß man sie das machen lassen könnte.«
Als die Männer Tuck und Kimi ins Jungmännerhaus trugen, kam Favo zu Malink herübergeschlendert. »Wie war's?«
Malink schaute seinen alten Freund an und bemerkte zum ersten Mal, daß Favo eine lange Kette mit Elfenbeinperlen um den Hals trug. »Ich muß jetzt nach Hause«, sagte Malink.
Sepie war mal wieder dabei, den Holzboden aufzuwischen, wo der Pilot sich eingenäßt hatte, als sie den anderen zum ersten Mal etwas sagen hörte. Die Männer hatten den Filipino in eine Ecke gehockt, wo er herumsaß und Kokosmilch trank oder Fischsuppe, die sie auch dem Piloten einflößte, aber bis auf das gelegentliche Grunzen, wenn er zum Pinkeln hinausging, hatte der Mann seit zwei Tagen keinen Laut von sich gegeben. Sepie hatte gelernt, ihn zu ignorieren. Er roch nicht so übel wie der Pilot, und sein geblümtes Kleid gefiel ihr irgendwie. Sie hatte zu Vincent gebetet, daß er ihr genau so ein Kleid schickte.
»Wo ist Roberto?« fragte der Filipino.
Sepie sprang überrascht auf. Es war weniger, weil er sie angesprochen hatte, als vielmehr wegen der Tatsache, daß er es in ihrer eigenen Sprache getan hatte. Obwohl die Worte abgehackt klangen – so wie bei jemandem aus Iffallik oder Satawan.
»Er ist hier«, sagte sie. »Dein Freund stinkt. Du solltest ihn nach draußen bringen und im Meer waschen.«
»Das ist nicht Roberto. Das ist Tucker. Roberto ist kleiner.«
Kimi kroch zu Tuck hinüber und legte dem Flieger die Hand auf die Stirn. »Er hat schlimmes Fieber. Hast du Medizin?«
»Aspirin«, sagte Sepie. Malink hatte ihr eine Flasche mit
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