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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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    Memor mochte die feuchten, duftenden Membranen der Himmelsfische, doch die Vorsicht verlangte, dass sie dieses Exemplar so schnell wie möglich verließ. Sie folgte dem Kommandanten über eine lange Rampe zur gegenüberliegenden, vom Kampf abgewandten Seite des großen Lebewesens. Dort warteten die Kapsel und ein sehr besorgt wirkender Pilot.
    »Starten Sie unverzüglich«, sagte Memor.
    Als die Kapsel aus dem Bauch des Himmelsfisches fiel und beschleunigte, fragte sich Memor, welche Folgen dieser Rückschlag nach sich ziehen mochte. Natürlich hatte es schon zuvor lokale Aufstände gegeben. Die Sil passten in das alte Muster: Eine aufgenommene Spezies litt aufgrund kultureller oder genetischer Veränderungen und wurde rebellisch. Die übliche Strategie bestand darin, den Konflikt dadurch zu begrenzen, dass man sich zuverlässiger, nahe beieinanderliegender Territorien bediente. Oft führte dies zu Rivalitäten in einem größeren Maßstab, aber die konnte man nutzen, um Ruhe zu schaffen: Wenn die regionalen Profunden die einzelnen Gruppen geschickt genug gegeneinander ausspielten, erreichte man eine größere Stabilität.
    Das musste auch hier geschehen – es sei denn, die Letzten Eindringlinge brachten das lokale Gleichgewicht durcheinander. Die Sil konnten recht schlau sein, wie sie mehrmals unter Beweis gestellt hatten. Vielleicht mangelte es ihnen an genetischer Anpassung. Oder es handelte sich um einen der Fälle, bei denen solche Anpassungsversuche zum Scheitern verurteilt waren.
    Vielleicht musste eine andere, endgültige Lösung für das Problem gefunden werden.
    Die Letzten Eindringlinge hatten inzwischen mehr als deutlich gezeigt, dass eine allzu destabilisierende Wirkung von ihnen ausging. Sie mussten getötet und ihr Schiff, das vielleicht nützliche Technik enthielt, musste zerstört werden. Memor fand das sehr bedauerlich, denn sie war fasziniert von dem sonderbar gespaltenen Bewusstsein der Fremden. Weitere Untersuchungen hätten vielleicht Aufschluss über die Eigenschaften der fernen Vorfahren des heutigen Vogel-Volks gegeben, damals, vor der Öffnung des Untergeistes.
    Memor beschloss, vor den Hinrichtungen einige weitere Analysen vorzunehmen. Nach all den ärgerlichen Problemen, die ihr die Letzten Eindringlinge bereitet hatten, wollte sie sich damit selbst belohnen.

48
    Cliff saß am Flussufer in der Nähe einiger ruhender Sil und erinnerte sich daran, wie ihm sein Vater das Angeln beigebracht hatte.
    Zuerst der Rhythmus: Man werfe die Schnur so, dass der Ellenbogen den größten Teil der Arbeit erledigt; die rechte Hand bleibt fest, während die linke Hand Schnur nachgibt. Eine Regenbogenforelle hatte sofort nach dem Köder geschnappt, und Cliff hatte ihr Zerren an der Leine gefühlt. Als er dann die Schnur eingeholt hatte … Der zappelnde Fisch war ihm wie etwas von fast ätherischer Schönheit erschienen. Er hatte die Forelle in den Fluss zurückgeworfen, und sein Vater hatte gelacht und ihn verstanden.
    Hier war die Situation eine andere. Er zog ein großes, weiches Wesen aus dem Wasser, und das Geschöpf starrte ihn aus gelben Augen an, als er es auf den Boden legte. Seltsamerweise setzte es sich nicht einmal zur Wehr. Rechnete es damit, dass er es in den Fluss zurückwarf? Wenn das der Fall war, so musste dieser Fisch jetzt eine bittere Enttäuschung hinnehmen.
    Cliff zog den Haken aus dem knochigen, verwinkelten Fischmaul und hob den schweren Körper hoch. Die nahen Sil drehten sich um und gaben pfeifende Geräusche von sich. Es dämmerte Cliff, dass dies ihre Art von Applaus war.
    Ein Sil trat vor, nahm den Fisch entgegen, hob ihn mit einem Messer, drehte dabei die Klinge und zog dem Geschöpf auf diese Weise die Haut ab. Es war ein überaus geschicktes Kunststück, dem der Sil gleich darauf ein zweites folgen ließ, denn er schnitt den Fisch, während er noch in der Luft war, in einzelne Scheiben, die er dann auffing. Eine dieser Scheiben aus rohem Fleisch reichte er Cliff.
    Der nahm sie entgegen und biss aus reiner Höflichkeit ein Stück davon ab. Das Fischfleisch war fast geschmacklos.
    Er merkte sich: Die Sil konnten sehr schnell sein.
    Ihr Land war erstaunlich grün, mit nur wenigen felsigen Bereichen, seltsamen Bäumen und großblättrigen Pflanzen, die viele Früchte trugen. Kleine Tiere huschten durchs Dickicht, Jagdbeute der Sil.
    Cliff setzte sich, dachte eine Zeit lang über die katzenartigen Wesen nach, und dann kehrten seine Gedanken zu Beth zurück. Er fragte sich,

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