Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
telephonisch erreichen.« -
    Turner fuhr auf der breiten spiegelglatten Autobahn nach Westen.
    »Pfot, pfot!« sagten die Straßenbäume jedesmal, wenn sein Wagen an ihnen vorüberschoß. »Pfit, pfit!« sagten die schmaleren Masten der Telephonleitung, welche die Landstraße begleiteten.
    Hätte Mister Turner ahnen können, was sich in den blanken Drähten, auf den weißen Isolatoren da oben abspielte, so wäre er seines Sieges vielleicht etwas weniger sicher gewesen. Bei aller sonstigen Gerissenheit fehlte Turner doch noch einiges technische Material für seinen Beruf. Hätte er zum Beispiel ein Paar Steigeisen besessen und einen kleinen Telephonapparat, den man in jeder Brusttasche bequem unterbringen konnte, so hätten diese Dinge ihm im Augenblick recht nützlich sein können. Er hätte sich dann mit Leichtigkeit in die Straßenleitung einschalten und hören können, was Meister Horn, der Wirt des Heidekrugs, gerade mit dem Rautenwirt in Strömen zu verhandeln hatte, und er wäre zweifellos in einiges Staunen darüber geraten. »Hör mal tau, Krischan!« sagte Klas Horn in diesem Augenblick in seiner Krugstube. »So gegen drei Uhr herum werden wohl die beiden Lastwagenchauffeure bei dir Mittag machen. Rop mi an, wenn se da sind!«
    »Wird gemacht, Klas«, sagte der Rautenwirt und hängte den Hörer wieder an den Haken. Mister Turner konnte aus dem bereits erwähnten Grunde von dieser Unterhaltung nichts hören. Er fuhr weiter nach Westen, bis nach geraumer Zeit der Kirchturm von Strömen sichtbar wurde. Vor der einzigen Kirche des Fleckens war ein größerer Platz, und auf ihm parkten mehrere Lastzüge. Gegenüber dem Platz stand ein alter Gasthof. >Zum Rautenkranz< war auf dem Schild zu lesen.
    Also wollen wir’s hier mal versuchen, dachte Turner, während er sein Auto neben den Lastwagen abstellte, und ging in die Wirtsstube.
    Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen. Da saßen seine vier Freunde, auf die er aus war, mit noch einigen andern von der gleichen Branche an einem langen Tisch zusammen. Mister Turner nahm dicht nebenan
    Platz, versuchte hier und dort eine Bemerkung aufzuschnappen und wartete auf eine Gelegenheit, sich selber ins Gespräch zu mischen.
    Allzulange dauerte das nicht. Am andern Tisch kamen sie auf den Heidekrug zu sprechen. Für Mister Turner war das ein gegebener Anlaß, in die Unterhaltung einzuhaken. Wie von selbst kam das Gespräch auf andere Stammlokale der Chauffeure, und ganz unmerklich wußte Mister Turner das Gespräch so zu drehen, daß man dabei immer weiter nach Westen geriet ins Rheinland hinein. Über Essen und Köln kam man allmählich nach Düren, denn da wollte Mister Turner, wie er zur Erklärung angab, jetzt gerade hinfahren, um einen alten Freund aufzusuchen.
    Die Chauffeure überstürzten sich mit Ratschlägen, soweit es sich um Wirtshäuser und Hotels handelte. Aber dem Agenten lag viel weniger an Wirtshäusern als an Industriewerken, und auch darüber hörte er bald manches, was ihm höchst nützlich und wichtig erschien. Über das große Leichtmetallwerk besonders, von dem aus der eine Chauffeur die Kabeltrommeln nach dem AE-Werk gebracht hatte, wußte er, als er den Namen hörte, Bescheid.
    Nur auf eine Sache konnte er sich keinen rechten Vers machen. Die Leute waren nicht nur mit voller Ladung von Düren in die Heide gefahren. Sie hatten auch volle Trommeln dorthin gebracht und später wieder nach Düren zurücktransportiert. Turner versuchte gerade noch etwas Näheres über diesen Vorgang herauszubekommen, als der Rautenwirt auftauchte und einen der Chauffeure anrief: »Hinrich, du sollst mal ans Telephon kommen!«
    Der Angerufene verschwand in einem Hinterraum, fest davon überzeugt, daß seine Firma ihm irgendwelche Aufträge wegen Übernahme neuer Ladung geben wollte.
    Aber nicht die Firma war am Apparat. Dafür hörte er die ihm wohlbekannte Stimme des alten Zacharias, und was der ihm erzählte, stimmte ihn ziemlich nachdenklich. »Na, was ist los?« fragte sein Mitfahrer, als er an den Tisch zurückkam.
    »Dumme Sache! Peter, ich muß dir das genau verklaren.« Damit zog er ihn zum Fenster und tuschelte ein paar Minuten mit ihm. Als sie wieder an den Tisch zurückkamen, warf der Mitfahrer seinem Nachbar ein paar Sätze in breitestem Platt zu, von denen Mister Turner auch nicht ein einziges Wort zu verstehen vermochte. Der so Angeredete sprach wieder mit dem nächsten, und von diesem Augenblick an wurde die Unterhaltung für Mister Turner höchst

Weitere Kostenlose Bücher