Himmelskrieg: Roman (German Edition)
vergehen, bis der gesamte nordamerikanische Kontinent ein einziger schwarzer Fleck war, überschwemmt mit Reivers?
Danach würden diese Kreaturen die ganze Welt erobern.
Welche Konsequenzen hätte das? Würden die Menschen aussterben? Höchstwahrscheinlich, und ihre Ausrottung wür de genauso rasant und entsetzlich sein, als wäre ein mutierter Ebolavirus freigesetzt.
Oder würde die Erde mitsamt der Menschheit in etwas Schreckliches, Hässliches transformiert werden, in etwas, das den Reivers ähnlich war?
»Der Krieg findet nicht auf deinem Planeten statt«, sagte Camilla. »Das Schlachtfeld ist woanders.«
»Ich denke, das Schlachtfeld ist überall«, sagte er. »Je eher du das begreifst, umso früher kannst du obsiegen.«
Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Wir waren nicht dazu geeignet, gegen die Reivers zu kämpfen. Zu alt, zu fragil, bei uns findet alles in zu großen Maßstäben statt.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Unsere Reaktionen, unsere Gedankenprozesse, alles erfolgt einfach zu langsam. Wir können nicht mit Kreaturen konkurrieren, die in Bruchteilen von Sekunden leben. In der Zeit, die wir benötigen, um eine einzige Entscheidung zu tref fen, vermögen sie eine Million Entschlüsse zu fassen. Und es gibt noch weitere Defizite.«
»Du solltest Folgendes in Betracht ziehen – wir sind ein paar Hundert Menschen in einem zehntausend Jahre alten Raumschiff. Wir könnten euch helfen, eine Schlacht zu gewinnen, wenn Keanu an dem Ziel ankommt, das ihr erreichen wollt. Aber wenn ich an euer Stelle wäre, würde ich mir sieben Milliarden Waffen wünschen, ich würde anstreben, dass die gesamte Bevölkerung der Erde mir geschlossen zur Seite steht.«
»Aber du kannst nicht versprechen, dass es tatsächlich dazu kommt, und die komplette Population zu mobilisieren ist völlig unmöglich. Es fiel uns schon schwer, zweihundert Menschen einzusammeln, und ihr seid immer noch kein Kampfverband.«
»Gerade darin mag unsere Stärke liegen«, sagte Zack, der Angst hatte, die wichtigste Diskussion in der Geschichte der Menschheit zu verlieren. »Ihr solltet euch uns als eine Brücke zwischen euch und den Reivers vorstellen. Wir sind kleiner, schneller, und imstande, in separaten Verbänden zu arbeiten. Aber wir sind trotzdem Individuen. Wir funktionieren niemals als ein Ganzes, so wie es die Reivers tun.«
Camilla erwiderte. »Unser Misstrauen bleibt. Euer Handeln ist hier erforderlich.«
»Individuen begehen Fehler. Gruppen, die aus Individuen bestehen, machen noch größere Fehler. Aber auf diese Weise lernen wir und verändern uns.«
Eine längere Stille trat ein. Schließlich sagte sie: »Wenn dir der Neustart gelingt, werden wir in Erwägung ziehen, das Schiff zu wenden und zur Erde zurückzukehren.«
Mehr konnte er wohl nicht erreichen. Er umarmte das Mädchen, was wegen der dauernden Erschütterungen der Umgebung nicht leicht war. Am liebsten hätte er laut gelacht. Er dachte an seine Freunde und die Mitglieder seiner Familie, die noch lebten – seine armen Eltern, die während der letzten zwei Wochen durch die Hölle gegangen sein mussten. Er dachte an die vielen Menschen, die in der Raumfahrt tätig waren, vor allem an die Astronomen, die das NEO überhaupt erst entdeckt hatten, und malte sich den Ausdruck auf ihren Gesichtern aus, wenn sie feststellten, dass Keanu wieder die Erde ansteuerte.
Vorausgesetzt natürlich, dass ihm der Neustart gelang …
Sie stolperten hinein in einen gigantischen, gleißend hellen Zylinder, der zig Kilometer hoch war. Zack kam sich vor wie eine Mikrobe im Fokus eines Teleskops.
Hoch über ihnen schwebte etwas, das aussah wie ein brauner Zwergstern … dessen Helligkeit abnahm, während Zack zusah.
»Wir haben wenig Zeit«, drängte Camilla.
»Was mache ich mit diesem Gerät?«, fragte Zack. »Gibt es einen Schalter oder Auslöser?«
»Ach«, sagte sie, »Du hast die Zündung ausgelöst, indem du es durch die letzte Membran trugst. Leg das Ding einfach auf den Boden fallen.«
Zack tat, was sie ihm sagte. Doch ehe er das Gerät loslassen konnte, begann es zu pulsieren, es wurde warm und schwer .
Das Mädchen driftete vorwärts, tiefer in den Zylinder hinein. »Nicht in diese Richtung«, rief Zack. »Lass uns von hier verschwinden.«
Camilla hielt inne und breite die Arme aus, als wolle sie einen Segen spenden. Dann drehte sie sich lächelnd zu Zack um.
Die nächste Frage hätte Zack sich sparen können. Camillas Pose verriet ihm alles. »Wir
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