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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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MENSCH wird ihn jemals lesen.
    KEANU-PEDIA, VON PAV – EINTRAG # 1
    Zack
    Wo war es?
    Die Frage kreiste in Zack Stewarts Kopf wie ein lästiger Werbejingle. Diese drei Worte verfolgten ihn seit rund siebzig Stunden … Stunden, die in der Tat höchst merkwürdig gewesen waren, falls diese Zeitangabe überhaupt stimmte.
    Aus einem typischen Amerikaner mittleren Alters von unter durchschnittlicher Körpergröße und mit leichtem Untergewicht, der häufig Khakihosen und Polohemden trug, war ein ausgemergelt wirkender Mann geworden, der in einer schmud deligen langen Unterhose steckte. Dieses Kleidungsstück war jedoch eigens dafür konzipiert, unter einem NASA - Rauman zug getragen zu werden, und es enthielt kleine Plastikröhren, durch die Wasser zirkulierte. Das Outfit war die letzte greifbare Erinnerung an Zacks früheres Leben als Astronaut. Oder als Bewohner des Planeten Erde.
    Sein Leben vor Keanu.
    Er hatte keinen Spiegel, konnte aber die kratzigen Bartstoppeln auf seinem Gesicht fühlen, und er nahm an, dass er aussah wie ein Schiffbrüchiger in einem Cartoon. Im Grunde genommen war er nichts anderes als ein Schiffbrüchiger, gestrandet auf dem interplanetaren Äquivalent einer einsamen Insel.
    Bleib ganz ruhig, ermahnte er sich. Schon seit einer Woche hast du die Grenze deiner Belastbarkeit erreicht. Du bist auf einem unkontrollierbaren Planetoiden gestrandet. Und jetzt stehst du vor der Wahl … den Ausgang aus diesem Habitat zu finden, solange du noch atmen kannst.
    Oder dich hinzulegen und zu sterben .
    Selbst diese Entscheidung fiel ihm nicht leicht. Denn auf Keanu oder in dessen Umgebung schien der Tod nichts Endgültiges zu sein, oder er war zumindest vorläufig kein dauerhafter Zustand.
    Vielleicht lag es an dieser Leben-Tod-was-kommt-jetzt-noch-Geschichte, dass er so hartnäckig nach dem Ausgang forschte.
    Ich tu’s wegen Megan . Als er seine Frau das letzte Mal sah, wurde sie von einem bösartigen Wächter verschlungen und zu ihrem sicheren Tod geschleppt. Eine Stunde später musste Zack gegen einen Wächter kämpfen … Ob es derselbe war? Seinerzeit hatte er es geglaubt.
    Jetzt war er nicht mehr davon überzeugt.
    Aber seitdem waren fünf Tage vergangen, in denen seine Erschöpfung zunahm. Fünf weitere Tage ohne Essen. Fünf Tage, in denen er von seiner Aufgabe abgelenkt wurde.
    Denn zwei Tage nachdem er Megan verloren und den Wächter getötet hatte, waren 187 Menschen auf Keanu eingetroffen. Sie berichteten, sie seien im wahrsten Sinne des Wortes von der Erde hochgeschaufelt worden, und dann hätten zwei gigantische Objekte, die Seifenblasen glichen, sie fast eine halbe Million Kilometer weit zu Keanu befördert.
    »Interessante Zahl«, hatte Harley Drake gesagt. »Eins siebenundachtzig bezeichnet den Abschnitt im Kalifornischen Strafgesetzbuch, in dem es um Mord geht.« Harley war Zacks bester Freund, ein Astronautenkollege, der bei dem Autounfall verkrüppelt wurde, bei dem Megan Stewart ums Leben kam (zum ersten Mal, rief er sich in Erinnerung, zwei Jahre vor der DESTINY -Mission), um dann irgendwie ebenfalls auf Keanu zu landen.
    Von dem Augenblick an, als die 187 Menschen eintrafen, war klar, dass sie außer dem, was sie am Leib oder in den Händen trugen, nichts weiter besaßen. Sie hatten keine Bekleidung, nur wenige Werkzeuge, kein Obdach, nicht mal eine gemeinsame Sprache. Auf Keanu gab es tatsächlich Nahrung – das Habitat war offensichtlich für Lebewesen der Erde konstruiert worden, aber welche zeitliche Epoche diente als Maßstab? Es gab essbare Pflanzen, doch die meisten waren Zack unbekannt. Und wie lange würden diese Vorräte reichen? Welche gefährlichen Parasiten oder keanu-spezifischen Bakterien lauerten darauf, über die Menschen herzufallen, die sich von den Früchten und dem Gemüse auf Keanu ernährten?
    Es mangelte auch an Organisation und Führung. Kandidaten für leitende Positionen gab es viele, aber was nützte das? Fragen wie »Können wir wieder nach Hause zurück?« oder »Stecken wir jetzt für immer hier fest?« konnten nicht beantwortet werden.
    Bei der menschlichen Spezies war Zack der Experte für Keanu – ein Titel, auf den er angesichts seiner oberflächlichen Kenntnisse gern verzichtet hätte.
    Nicht, dass sein mangelndes Wissen jemanden – Harley eingeschlossen – daran gehindert hätte, ihn mit Fragen zu bombardieren.
    Vielleicht war das auch ein Grund für ihn, sich von den anderen abzusondern und herumzulaufen. Er sehnte sich nach

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