Himmelsschatten
Druckstellen am Hals.
Sie erwartete nicht, mit ihm sprechen zu können, nicht während eines Außenbordeinsatzes … aber sie hasste es, wenn sie ihn nicht hören konnte. Sie dachte an ihren Tablet-Computer und wie nutzlos er manchmal war.
»Rachel!« Jillianne Dwight, die Sekretärin der Destiny -7 -Crew, steuerte stirnrunzelnd auf sie zu. »Du darfst dich hier nicht aufhalten!«
Rachel kannte Jillianne nicht besonders gut – ihr Vater gehörte erst seit wenigen Monaten der Crew an –, aber sie konnte sie gut leiden.
Bis jetzt . Kaum fiel in dem allgemeinen Lärm Rachels Name, da drehten sich mehrere Reporter um und suchten Blickkontakt. »Du bist die Tochter!«
Rachel wandte sich an Jillianne. »Sind Sie jetzt glücklich?«
Ehe jemand eine Frage stellen konnte – zumindest eine Frage, die nicht in dem Krach unterging –, nahmen Jillianne und Amy sie schützend in ihre Mitte, bugsierten sie den Korridor entlang zurück und verdrückten sich durch einen Seitenausgang.
»Ich muss dich jetzt in den Raum für Familienangehörige zurückbringen.«
»Ich will aber nicht.«
»Auf gar keinen Fall kannst du dich hier draußen herumtreiben. Die Reporter werden sich auf dich stürzen – für die bist du das gefundene Fressen.«
Rachel dachte kurz nach. »Lass mich mit Tea sprechen.«
Jillianne überlegte, ob sie dem Wunsch nachgeben konnte. »Na schön. Aber schaltet eure Handys aus.«
Rachel und Amy kamen der Aufforderung widerspruchslos nach. Ihnen war alles recht, solange nicht jemand auf die Idee kam, Amys Taschen zu durchsuchen.
In Mission Control herrschte eine total andere Atmosphäre als draußen – hier ging es ruhig und gelassen zu. Man hörte lediglich das vertraute statische Rauschen.
Auf dem Schirm sahen Rachel und Amy die obere Hälfte von Yvonne Hall in ihrer Hängematte. Den Rest des Bildes nahm Tea Nowinski ein, die ständig auf und ab schwebte und offenbar irgendwelche Justierungen an dem Panel über der Kamera vornahm. Wenn ihr Gesicht ins Blickfeld rückte, war Rachel über ihr Aussehen entsetzt – die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Rachel wusste mehr über Make-up und Mode als Tea … Das Schöne an ihrer Beziehung zu Dads Freundin war, dass sie ihr was beibringen konnte.
In diesem Augenblick hatte Tea natürlich andere Sorgen als ihr äußeres Erscheinungsbild.
Der Flugleiter Josh Kennedy sah sie und guckte verdutzt zweimal hin. Er schien im Begriff zu sein, sein Headset abzunehmen und zu ihnen zu kommen, als ei…
»Okay, Houston, wir haben wieder eine Verbindung … Großer Gott, das glaub ich nicht!«
Auf dem großen Schirm wurde die Innenansicht von der Venture – die in einem kleinen Bild im Bild erhalten blieb – abgelöst von einer dunklen Szenerie außerhalb des Raumschiffs; man sah drei Astronauten, einer gehörte der NASA -Crew an, die beiden anderen der Crew der Koalition, vor einer Art silberner Wand. »Sieht aus, als wären sie im Fernsehen«, bemerkte Amy.
»Sie sind im Fernsehen«, versetzte Rachel. Amy ging ihr langsam auf die Nerven.
Die Astronauten der Koalition machten sich gerade an der Kamera zu schaffen, ihre Helme ragten direkt vor dem Objektiv auf. Das Geplapper in der Luft-Boden-Verbindung war das russische und portugiesische Äquivalent von Kapiert und Okay .
»Was ist das für ein glänzendes Ding?«, fragte Rachel.
Kennedy wandte sich ihr zu. Nachdem er sich vergegenwärtigt hatte, dass Zacks Tochter diese verblüffende Übertragung live mitbekam, trat er in Aktion. Er nahm Rachel beim Arm und versuchte, sie aus dem Bereich Mission Control hinauszubugsieren. »Wir glauben, es handelt sich um die Außentür einer Luftschleuse.«
Das war nicht gerade das, was Rachel hören wollte. Irgendwie war ihr Vater in einen Science-Fiction-Film hineingeraten … und sie wünschte sich, dass er zu Ende ging. Komm nach Hause! »Wo ist mein Vater?«
»Äh … er ging durch diese Luftschleuse«, antwortete Kennedy. Dann richtete er das Wort an die anderen Personen im Raum. »Hat jemand Harley Drake gesehen?«
Im nächsten Moment riss Kennedy die Augen auf. Rachel drehte sich um und blickte auf den Schirm. Amy und Jillianne nahmen sie bei der Hand, während alle in Mission Control gleichzeitig den Atem einsogen.
Auf dem Schirm sah man eine Hand, danach einen winkenden Arm. Den Arm ihres Vaters. »Houston, Pogo«, sagte Downey. »Anscheinend will Zack, dass wir ihm folgen.«
18
» JSC-DIREKTOR JONES : Ich kann drei Fragen be-
antwort…
FRAGE : Jetzt, da
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