Himmelsschatten
zurückkehren.«
»Das ist ja meine große Sorge«, erwiderte Zack. »Ich weiß nicht, in welchem Zustand sich Yvonne befindet. Es könnte sein, dass man uns sagt, die Mission sei vorüber und wir müssten den Rückflug antreten.
Diese Exkursion ist vielleicht die einzige Chance, die wir haben, um das alles zu erforschen. Ich will nichts Wichtiges verpassen, denn vermutlich wird nach uns kein Mensch je wieder hierherkommen.«
»Entspann dich. Wir tun alles, was wir können.« Pogo ärgerte sich, weil Zack diese Zweifel äußerte. Klar, sie waren berechtigt. Aber ein Kommandant kann es sich nicht leisten, unentschlossen oder schwach zu erscheinen.
Natürlich stand es einem guten Soldaten auch nicht zu, die Entscheidungen seines Kommandanten infrage zu stellen oder zu unterminieren. Wahrscheinlich litten sie beide an Übermüdung. Die Anzüge waren leicht, und man konnte gut in ihnen arbeiten; aber trotzdem wogen sie etwas, und sie schränkten die Bewegungsfreiheit ein.
Und obwohl hier eine geringe Schwerkraft herrschte, machte es sich allmählich bemerkbar, dass sie bereits seit Stunden auf den Beinen waren …
»Ich habe eine Theorie«, sagte Lucas. Da erst fiel Pogo auf, dass die drei anderen sich am Sockel eines Korallenturms versammelt hatten.
»Lass und bitte daran teilhaben.«
»Diese Korallen könnten Bausteine sein.«
»Bausteine von was?«, fragte Pogo.
»Bausteine des Lebens! Was denn sonst?«, meinte Natalia.
»Teufel noch mal, das ist doch Spinnerei. Vielleicht sind es Bauelemente für ein neues Auto oder ein Stück Käsetorte! Gottverdammt, Leute …«
»Reg dich wieder ab, Pogo.«
Ihm platzte der Kragen. »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, alles mit vertrauten Etiketten zu versehen …«
»Natürlich überlassen wir die Analyse den Experten auf der Erde«, wehrte sich Lucas.
»Das versteht sich von selbst«, bekräftigte Zack. »Aber es liegt nun mal in der menschlichen Natur, Analogie schlüsse zu ziehen. Und jetzt komme ich mit einem völlig neuen Bild, um die Sache noch komplizierter zu machen. Diese Korallen sehen aus wie fraktale Struktu…«
»Ja, sicher«, fiel Lucas ihm ins Wort. Entweder erwärmte er sich für die Idee oder spielte einfach mit. »Apfelmännchen!«
Pogo bemerkte, dass Natalia sich nicht mehr an der Diskussion beteiligte. Sie wanderte nicht länger um die Korallen herum, sondern bemühte sich hektisch, einen ihrer Scanner wieder an der Vorderseite ihres Anzugs zu befestigen.
Scheiße , dachte er, sie ist so gut wie blind . Als er sich ihr näherte, sah er, dass ihr Helmvisier total beschlagen war. »Boss, wir haben hier ein Problem.«
»Halt die Klappe!«, schnauzte Natalia gemäß dem Astronautencode: Lieber sterben als Schande auf sich laden.
» Du hältst die Klappe. Dein Anzug überhitzt sich. So kannst du nicht weiterarbeiten.«
Zack und Lucas kamen zu ihnen. Zack erfasste die Situation sofort. »Okay, Lucas. Der Außenbordeinsatz ist offiziell beendet. Du bringst sie zur Membran zurück. Ihr geht aber nicht hindurch, sondern wartet auf dieser Seite auf uns. Pogo und ich folgen euch unmittelbar.«
Lucas meldete keine Einwände an. Wahrscheinlich war er genauso erschöpft und überwältigt wie Pogo.
Das Koalitionsteam machte kehrt und ging denselben Weg zurück, auf dem sie hergekommen waren. Jetzt merkte Pogo, dass sie nicht nur eine riesige Kammer betreten hatten, sondern auch einen sanft abfallenden Hang hinuntergelaufen waren …
»Pogo«, sagte Zack. »Bilde ich es mir ein, oder können wir auf einmal besser sehen?«
Pogo war dies auch gerade aufgefallen. Er wandte den Blick von Lucas und Natalia ab und peilte in die Mitte der Kammer.
Dort war es tatsächlich heller geworden. »Das ist wie eine Morgendämmerung …«
Es war tatsächlich so. Während die vier Astronauten staunend zusahen, leuchteten hoch über ihnen an der »Decke« ein Dutzend lang gezogene, bewegliche Gebilde auf. Das Licht, das sie abstrahlten, war stark genug, um die Kammer wie bei einem Sonnenaufgang im Sommer zu erhellen.
Pogo legte eine Hand auf Zacks Schulter. »Und der Herr sprach, es werde Licht.«
Das grenzte an Blasphemie, doch in Anbetracht der Umstände konnte Zack ihm nur zustimmen.
19
»Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum wir diese verrückte Mission überhaupt durchführen? Be-
sonders da die NASA eindeutig keinen blassen Schimmer hatte, worauf sie sich einließ. Hätten wir die drei Milliarden Dollar nicht lieber für Projekte auf der
Weitere Kostenlose Bücher