Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
nicht. Ist mir auch egal, die Sache ist zu wichtig!“
„Kommt überhaupt nicht infrage!“, antwortete Grace.
„Vielleicht bleiben die da draußen ja trotzdem stehen. Die haben bestimmt genügend Mitarbeiter. Dann schnappen sie dich und wir können trotzdem nicht weg. Nein, wir verschwinden und du bleibst alleine da. Du musst denen nur etwas vorgaukeln. Sie sollen glauben, dass wir noch immer hier sind. Das Licht an- und ausschalten zum Beispiel oder ab und zu an den Gardinen zupfen. Dann schöpfen sie keinen Verdacht und wir können ungestört unserer Spur nachgehen.“
Sie drehte sich zu Nico. „Wo steht der Wagen?“
„Auf dem Parkplatz der Universität“, antwortete er. „Aber wie sollen wir es anstellen, dass kein Verdacht aufkommt? Einfach vorfahren und euch einsteigen lassen wird wohl nicht funktionieren.“
Willy ergriff das Wort. „Ganz einfach! Du holst den Ducato und fährst zur Pizzeria. Du weißt, wo die ist?“
„Klar! In der Bainbridge Road. Ich kenne Luigi schon lange, wir gehen oft dort essen.“
„Okay, noch besser. Wenn du angekommen bist, rufst du hier an! Aber mit dem neuen Handy, nicht vergessen! Anschließend geben wir über das Festnetztelefon unsere Bestellung auf. Dann sind die Jungs vom Geheimdienst schon mal informiert, dass der Pizzaservice kommt. Wenn das erledigt ist, sagen wir dir Bescheid. Du marschierst in den Laden und bietest an, die Pizzas selbst mitzunehmen. Das dürfte kein Problem sein. Du sagtest ja bereits, dass du den Besitzer persönlich kennst. So weit alles klar?“
„Ja, schon. Aber ist es nicht auffällig, wenn mit einem Kleinlaster ausgeliefert wird?“
„Du musst die Kiste tarnen!“, sagte Joe. „Luigi hat doch mehrere Autos. An den Türen befinden sich Magnetschilder mit dem Firmenlogo. Du musst heimlich eins ausleihen und machst es an die Fahrertür vom Ducato. Problem gelöst! Ein solches Fahrzeug ist nichts Ungewöhnliches für eine Pizzeria. Die müssen schließlich auch mal zum Großmarkt.“
„Okay, dann bin ich beruhigt. Ich komme also hierher zurück und parke auf der Straßenseite zum Haus, genau gegenüber von diesen Geheimleuten.“
„Moment, eine Frage!“, fiel ihm Willy ins Wort. „Auf welcher Seite befindet sich die Schiebetür?“
Nico musste kurz überlegen. „Auf der Beifahrerseite.“
„Okay, dann machen wir das genau so! Die Tür muss in unsere Richtung zeigen. Sobald du den Wagen abgestellt hast … oder nein! Das ist wohl ein Diesel?“
„Ja, genau.“
„Genial! Du musst ihn laufen lassen, der macht eine Menge Krach! Das erhöht die Chance, dass sie wirklich nichts mitbekommen. Der gefrorene Schnee knirscht ziemlich laut. Auf jeden Fall bringst du die Pizzas zur Haustür, und in der Zwischenzeit klettern wir in den Wagen!“
„Ihr müsst aber vorsichtig sein!“, fügte Joe hinzu.
„Diese Kiste ist sehr leicht gefedert. Die wackelt schon, wenn man ganz normal einsteigt. Ihr solltet also ganz behutsam reinkriechen und euer Gewicht gleichmäßig verlagern!“
Willy nickte. „Danke für den Tipp.“
„Wir warten, bis es dunkel wird“, fuhr Grace fort, „dann ist die Gefahr wohl noch geringer, entdeckt zu werden.“
Sie wandte ihren Blick zu Nico. „Du sagtest, dass deine Eltern für ein paar Tage nicht zu Hause seien. Wie siehts aus? Können wir uns inzwischen bei dir einquartieren?“
„Aber ja, kein Problem. Wir haben genügend Platz.“
Sie packten alles zusammen, was sie für die nächsten Tage brauchten, und warteten bis zum Abend, um ihre gefährliche Mission fortzusetzen.
Kapitel 20
Toter Winkel
Kurz nach neunzehn Uhr. Die Nacht hatte die Stadt mit klirrender Kälte überzogen. Nico fuhr mit seinem Mountainbike zur Universität und schob es in den Fahrradständer auf dem Vorplatz des Haupteingangs. Er hatte sich umgezogen und die Jacke gewechselt, um bei der näher rückenden Aktion nicht wiedererkannt zu werden. Sein Blick musterte die ganze Umgebung. Es war still.
Keine Menschenseele war zu sehen, auch in der Universität war schon alles dunkel. Für den grundanständigen Nico stellte das bevorstehende Manöver eine schwierige Prüfung dar. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und huschte mit kurzen, schnellen Schritten um das Gebäude nach hinten zum Parkplatz. Knirschender Schnee durchbrach die gespenstische Stille. Immer wieder sah er sich um. Nichts! Nur vom beißenden Wind verfolgt, der durch die kahlen Bäume und Sträucher zu beiden Seiten des Weges strich. Mit leisem, wimmerndem
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