Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Heulen, als wolle er ihm Angst einjagen. Seine Schritte wurden schneller.
Erleichtert öffnete er die Tür des Fiats und stieg ein. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss, wollte starten. Der Motor drehte mühevoll, mit zähem Ächzen. Scheiße! Diese verdammte Kälte! Er wartete einen Moment und schloss dabei die Augen. Bitte! Dann versuchte es noch mal. Nach einigen trägen Umdrehungen sprang der Diesel an. Gott sei Dank! Er atmete erleichtert auf. Nach einem schweifenden Blick über den Parkplatz schnallte er sich an und verließ das Gelände.
Nach wenigen Minuten bog er in die Bainbridge Road und näherte sich der Pizzeria. Er parkte nicht weit vom Laden, nahm das Handy heraus und rief Grace an.
„Hallo, Grace, ich bin gerade bei Luigis Laden angekommen. Es kann losgehen.“
„Okay, gut gemacht! Ich gebe gleich die Bestellung auf. “ Sie nahm das Festnetztelefon zur Hand und wählte die Nummer, die sie sich schon bereitgelegt hatte. Es läutete.
„Hallo, Ristorante da Luigi, Sofia am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“
„Guten Abend, Sofia. Grace McClary hier. Ich möchte gerne bestellen.“
„Ah, hallo, Grace, schön dich zu hören. Eine Margherita, wie immer?“
„Ja, genau. Außerdem noch eine Pizza Prosciutto und einmal Lasagne al Forno. Ich habe Besuch von zwei Freunden. Wir arbeiten an einer Reportage über den Klimawandel. Eine Heidenarbeit, das macht Kohldampf.“
„Das glaube ich dir gerne. Lieferadresse wie immer? Highland Street?“
„Ja, genau. Bis wann?“
„Etwa eine halbe Stunde.“
„Okay, danke. Schönen Abend noch.“ Sie legte auf.
„Prima gelaufen“, sagte Jack. „Jetzt wirds ernst. Denkt noch mal nach, ob wir nichts vergessen haben! Wenn wir erst mal draußen sind, gibts wohl kein Zurück mehr.“
Nico schlich zwischen die beiden Lieferfahrzeuge, die vor dem Restaurant standen. Zum Glück saßen im Winter keine Gäste auf dem Platz vor dem Lokal. Er lehnte sich rücklings an eines der Autos und fummelte mit den Fingern an einer oberen Ecke der Magnettafel. Er bekam sie zu greifen und zog die Tafel vorsichtig ab. Dabei sah er sich immer wieder nach allen Seiten um. Er rollte die Matte hinter seinem Rücken auf und schob sie unter die Jacke. Dann marschierte er zurück zum Ducato und legte sie auf den Beifahrersitz.
Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Die Schiebetür war bei diesen niedrigen Temperaturen schon oft zugefroren. Er ging nach hinten und versuchte, sie aufzumachen. Und tatsächlich. Sie saß fest! Mit aller Kraft zog er daran, wippte mit dem Körper immer wieder nach hinten, bis sie sich mit einem lauten Krächzen öffnete.
Gut, dass ich nachgesehen habe , dachte er sich, machte sie wieder zu und begab sich in die Pizzeria. Sein Blick ging suchend durchs Lokal. Luigi hatte gerade hinterm Tresen zu tun. Als er Nico erblickte, winkte er ihm zu.
„Ah, Nico, buona sera“, sagte der immer freundliche Italiener mit seinem unverwechselbaren Akzent.
„Hallo, Luigi. Grace hat mir eben gesagt, dass sie eine Bestellung aufgegeben hat. Kann ich auch etwas haben? Ich bezahle alles zusammen und würde es selbst mitnehmen. Ich bin sowieso gerade auf dem Weg zu ihr.“
„Natürlich. Danke, dass du uns die Arbeit abnimmst. Was möchtest du haben?“
„Eine Pizza Quattro Stagioni. Aber die große, du weißt schon.“
„Geht in Ordnung. Setz dich doch in der Zwischenzeit. Magst du etwas zu trinken? Geht aufs Haus … für den Lieferservice.“
„Vielen Dank. Eine Cola wäre nicht schlecht.“
Grace hatte das Licht im Wohnzimmer ausgemacht, nur die Stehlampe war an. Es könnte sie verraten, wenn bei Dunkelheit ein greller Lichtschein durch die Haustür fallen würde, genau in dem Moment, wenn Nico mit dem Wagen anhält.
Sie stand am Fenster, Jack und Willy dicht gedrängt hinter ihr. Sie warteten. Hatte Nico alles im Griff? Hielten seine Nerven stand? Die Spannung stieg.
Nach einer Weile zuckte Grace zusammen. „Er kommt!“, sagte sie, vorsichtig durch die Gardinen spähend. Sie gingen eilig zur Haustür und starrten über ihre Schultern zurück zu Joe, der noch immer am Fenster saß. Einen Augenblick später gab er ihnen ein Zeichen. „Jetzt!“
Grace riss die Tür auf und die drei rannten mit Sack und Pack los, geradewegs den toten Winkel entlang. Nico stieg aus, nahm die Kartons von der Sitzbank und gab der Tür einen kräftigen Schubs. Die Werbetafel der Pizzeria, die er daran befestigt hatte, war dank der nicht weit
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