Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
entfernten Straßenlaterne sehr schön zu erkennen. Er ging hinten um den Wagen herum und sah sofort seine Freunde, die ihm auf halber Strecke in gebückter Haltung entgegenkamen. Mit angespannter Miene nickte er ihnen wortlos zu. Unbeirrt ging er an ihnen vorbei, zielstrebig aufs Haus zu.
Die drei anderen waren inzwischen am Ducato angekommen. Jack betätigte den Griff der Schiebetür im Zeitlupentempo. Er lehnte so nah am Wagen, dass sein Atem am kalten Blech gefror. Jetzt bloß keinen Krach machen! Mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen drang das ersehnte, leise Klicken in seine Ohren. Erleichtert entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Die Tür war auf. Er drückte sie langsam nach hinten, immer darauf bedacht, dass ihre Gegner nur einen Katzensprung von ihnen entfernt auf der Lauer lagen. Willy schob zuerst die mitgeführten Habseligkeiten in den Innenraum. Dann beugte er sich nach vorne und kroch auf allen vieren hinterher. Grace und Jack folgten ihm. Behutsam, als ob der Boden der Ladefläche aus rohen Eiern bestehen würde.
Nico hatte inzwischen die Kartons durch die Haustür geschoben, die Willy einen Spalt hatte offenstehen lassen.
Er kam zurück zum Wagen, blinzelte seinen Freunden zu und zog die Tür vorsichtig nach vorne. Dann stemmte er sich leicht dagegen und drückte sie ins Schloss. Beruhigt atmete er auf, ging hinten ums Auto herum, stieg ein und fuhr los.
Die nicht weit entfernten Mitarbeiter des Geheimdienstes würdigte er keines Blickes. Alles lief wie am Schnürchen, niemand konnte Verdacht geschöpft haben. Nico fuhr schleunigst zu sich nach Hause und ließ seine Freunde in die Wohnung. Dann machte er sich auf den Weg zur Universität. Er stellte den Ducato auf seinen angestammten Platz, lief zurück zum Vorplatz und entschwand mit seinem Fahrrad unbehelligt in die eiskalte Nacht.
Kapitel 21
Zeitzeuge
Früh am Morgen machten sie sich mit Nicos altem Ford Lincoln auf den Weg nach Pittsburgh. Die drei waren sehr erleichtert, dass ihre dreiste Aktion so perfekt geklappt hatte. Joe hatte ihnen noch am Abend bestätigt, dass nach ihrer Flucht nichts Außergewöhnliches geschehen sei. In der Nacht hatte es geschneit, die Natur lag erneut in eine geschlossene Schneedecke gehüllt. Weil sie ihre Geschwindigkeit den schwierigen Verkehrsverhältnissen anpassen mussten, kamen sie erst gegen Mittag an die Stadtgrenze.
„Wie ist die Adresse?“, fragte Nico.
Grace holte den Zettel heraus. „Adam Havering, Marshall Avenue, Ecke Newhampshire Drive. Die Hausnummer wusste Lukes Freund leider nicht. Dürfte aber nicht allzu schwer sein, die herauszukriegen.“
„Ich weiß ungefähr, wo das ist. Unten am Ohio River. Ganz in der Nähe hatte ich mal ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft.“
„Du hast hier gelebt?“
„Ja, ich habe zwei Semester Extraterrestrische Biologie an einer der hiesigen Universitäten studiert.“
Sie kamen zügig durch die Stadt. Sonntag, kein Berufsverkehr. Sie verließen die 376 Interstate in Richtung Ohio River Boulevard. Nach einer Weile bogen sie ab in die Marshall Avenue.
„Hier muss es irgendwo sein“, sagte Grace und sah sich nach allen Seiten um. Links von ihnen lag ein Footballstadion. Einige Leute standen auf dem Platz vor dem Eingang zum angrenzenden Fitnesscenter. „Halt an! Die sind vielleicht hier aus der Gegend. Ich frag’ die mal.“
Sie verließ den Wagen und ging auf die Gruppe zu. Nach einem kurzen Wortwechsel kam sie zurück. Während sie die Straße überquerte, deutete sie in eine Seitenstraße. Sie stieg ein. „Das dritte Haus auf der linken Seite. In der Mitte des Vorgartens steht ein großer Baum.“
Nico fuhr los und parkte gegenüber der besagten Wohnung.
„Soll ich das Gespräch mitschneiden?“, fragte Jack.
Willy zuckte mit den Schultern.
„Wäre wohl besser“, antwortete Grace. „Wer weiß, was der uns alles zu erzählen hat.“
„Ich würde erst mal nicht zu optimistisch sein“, meinte Willy. „Der Mann ist sehr krank, wie du sagtest. Vielleicht kann er gar nicht mit uns reden.“
„Wir werden sehen“, sagte Grace. „Kommt!“
Nico hatte ein mulmiges Gefühl, wollte aber seine Angst nicht zeigen. „Ich halte besser hier die Stellung. Wer weiß, was passiert? Es reicht völlig aus, wenn ihr drei das erledigt.“
„Okay, ist gut. Du könntest aber inzwischen Joe fragen, ob bei ihm alles in Ordnung ist. Und sag ihm gleich, dass wir den Sergeant gefunden haben!“
„Wird gemacht!“
Sie stiegen aus
Weitere Kostenlose Bücher