Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Entdeckung aufmerksam. Ethan kam mit seinem Fernglas zum Bug, lehnte sich an die Reling und beobachtete das schnell näher kommende Fahrzeug. Er nahm das Glas kurz herunter, schüttelte dabei den Kopf, um kurz darauf erneut Ausschau zu halten.
„Hmmm …“, brummte er, sah dann zu Grace. Sein Blick verhieß nichts Gutes. „Ich glaube, jetzt kriegen wir richtig Ärger. Das ist ein Schnellboot der chilenischen Küstenwache. Die habe ich in dieser Gegend noch nie gesehen. Ich fürchte, die sind wegen euch beiden hier.“
Grace wurde kreidebleich, wusste nicht, was sie tun sollte. Starr vor Angst blickte sie Ethan mit aufgerissenen Augen an.
„Ihr beide geht schleunigst in eure Kajüte und schließt euch ein!“, rief er in rauem Befehlston. „Ich kümmere mich um die Sache.“
Willy kam sofort aus der Steuerkabine, fasste Grace an der Hand und nahm sie mit unter Deck. Ethan drosselte den Motor und schipperte gemächlich weiter, als ob er nichts zu verbergen hätte.
Das Schnellboot raste mit hoher Geschwindigkeit heran, reduzierte dann die Fahrt und legte sich nur einen Steinwurf entfernt neben die Philomena.
Ethan spielte den Ahnungslosen. „Ahoi!“, schrie er und winkte dabei der Besatzung der Küstenwache zu.
Ein Mann in dunklem Anorak setzte ein Megaphon an seinen Mund. „Machen Sie die Maschine aus und stellen Sie sich mit erhobenen Händen an Deck, das Gleiche gilt für ihre beiden Passagiere!“
Scheiße, die wissen Bescheid!
„Welche Passagiere?“, rief er ihnen lauthals entgegen.
„Ich habe keine Ahnung, wovon sie sprechen.“
„Wenn Sie sich nicht umgehend ergeben, müssen wir Gewalt anwenden. Sie haben keine Chance zu entkommen. Und jetzt machen Sie sofort Ihre Maschine aus!“
„Wie komme ich dazu?“, schrie Ethan. „Und jetzt lassen Sie mich zufrieden!“
Er ging zurück in die Steuerkabine, beobachtete das nahe Boot aufmerksam aus den Augenwinkeln heraus. Ohne zu zögern, legte er den Gashebel auf volle Fahrt, zog damit den Zorn der Beamten auf sich. Warnschüsse! Pistolenkugeln zischten über die Philomena hinweg.
Sind die wahnsinnig?
Völlig überrumpelt rutschte Ethan von seinem Stuhl, fixierte das Ruder mit einer dafür vorgesehenen Lederschlaufe. Dann kroch aus der Kabine.
Verdammt, was mache ich jetzt?
Erneut knallten Schüsse. Ethan robbte über Deck, legte seine Hände an die Griffstange und wagte einen Blick über die Reling. Er erkannte mehrere Beamte mit gezückten Pistolen im Anschlag.
Dann geschah etwas, das er nie gewagt hätte zu glauben. Eine Kugel durchschlug die Planken und drang in sein Bein.
Ein Gefühl, als ob er einen Schlag mit einem Hammer abbekommen hätte. Durch den Schrecken verspürte er momentan überhaupt keinen Schmerz. Er sah lediglich, wie sich der Stoff seiner Hose rot färbte. Unaufhaltsam tropfte das Blut auf die Planken des Vorderdecks. Geistesgegenwärtig nahm er seinen Schal vom Hals und wickelte ihn über die Wunde. Mit aller Kraft fixierte er ihn mit einem Knoten. Dann kroch er ein Stück weiter, um aus der Schusslinie zu kommen. Seine Gegner konnten ihn hinter der Reling nicht ausmachen.
„Seien Sie vernünftig! Ergeben Sie sich, dann passiert Ihnen nichts!“, tönte es erneut aus dem Megaphon.
„Dann passiert Ihnen nichts?“, flüsterte er wütend und sah dabei auf sein verwundetes Bein. „Ihr könnt mir den Buckel runterrutschen!“
Er setzte sich auf, lehnte sich an das Standbein der Harpune. Er atmete heftig, sein Herz schlug bis zum Hals. Sein Blick wanderte langsam nach oben.
Die Harpune! Könnte das die Rettung sein?
Wilde Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Ruckartig ging sein Blick zum kleinen Kasten für den Auslöser der Abschussvorrichtung, dem er seit der Beschaffung der Kanone noch nie Beachtung geschenkt hatte. Die Zähne zusammengebissen, umklammerte er die verrostete Abdeckung mit beiden Händen und versuchte verzweifelt, sie abzunehmen. Doch sie saß fest, trotz Rütteln und Ziehen.
„Verdammtes Drecksding, wenn man dich einmal braucht!“, würgte er kaum hörbar heraus. Die Wut über das rücksichtslose Vorgehen der Beamten weckte ungeahnte Kräfte in ihm. Zornig holte er seitlich aus und schlug kräftig mit seiner Faust gegen das Gehäuse des Auslösers. Mit metallischem Scheppern knallte die Abdeckung auf die Planken. Geschafft!
Der Auslöser wurde von der Hülle wunderbar geschützt, sah aus wie neu. Er entfernte den Bügel, der den Knopf gegen unbeabsichtigtes Auslösen schützte. Dann senkte
Weitere Kostenlose Bücher