Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
weshalb ich mich wieder um die alte Kunst des Navigierens kümmern muss.“
Willy zeigte ihm auf der Karte die Stelle, wo sie an Land gehen wollten. „Wie lange brauchen wir, um dorthin zu kommen?“
„Etwa fünf Tage, wenn wir die Geschwindigkeit halten können.“
„Wo schlafen wir? Hier drin?“
„Nein, unter Deck gibt es Kajüten. Eine Toilette ist auch da, aber in Sachen Körperhygiene müssen wir uns einschränken. Es gibt nur ein kleines Waschbecken für uns alle. Wir kommen auch nicht umhin, das Wasser zu rationieren. Wegen unserer überstürzten Abreise hatte ich keine Zeit mehr, den Tank aufzufüllen. Und es gibt noch etwas zu klären.“
„Und das wäre?“
„Ihr müsst mich ab und zu ablösen. Auch ein alter Mann braucht mal eine Mütze voll Schlaf. Aber fünf, sechs Stunden pro Tag reichen mir.“
„Kein Problem, das kriegen wir hin. Es geht ja sowieso die meiste Zeit geradeaus, nehme ich an.“
„Da hast du wohl recht, mein Junge. Wie wärs mit einem heißen Tee?“
„Oh ja, gerne!“, sagte Grace, die trotz der laufenden Heizung in ihren durchnässten Klamotten fror.
„Na gut, dann übernehmt ihr mal das Steuer. Ich gehe in die Kombüse und mache welchen. Wenn ihr ein Schiff sehen solltet, dann kommt mich sofort holen!“
Nach einer Weile kam Ethan mit einer Kanne dampfendem Darjeeling und drei großen Tassen zurück. „Zucker ist schon drin, und ein Spritzer Zitrone. Wie in unserer alten Heimat, der wird euch aufwärmen.“
Ethan setzte sich wieder ans Ruder, schlürfte vom heißen Tee und sah seine beiden Schützlinge abwechselnd an. „Jetzt möchte ich die ganze Geschichte hören. Ihr müsst euch gar nicht beeilen mit dem Erzählen, wir haben genügend Zeit.“
Bis zum Einbruch der Dunkelheit berichteten Grace und Willy ihm ausführlich von den Entdeckungen, die sie die letzten Tage gemacht hatten. Für Ethan war die Geschichte nur schwer zu verstehen, doch er glaubte ihnen.
Kapitel 28
Spurensuche
Nächster Morgen, Stanley, Falklandinseln.
Ein Helikopter der U.S. Navy landete auf Edwards Gelände. Kurz darauf betraten mehrere Personen den Markt.
„Dad, hier verlangen ein paar Leute nach dir“, rief der Kleine Edward nach seinem Vater.
„Komme gleich!“, hallte es durch den Laden. Die Beamten warteten ungeduldig, bis Edward bei ihnen war. „Sind Sie Mr. Cumberland? Edward Cumberland?“
„Ja, das bin ich“, antwortete er, wobei er mit mulmigem Gefühl die fein gekleideten Herren musterte. Als er zum Ende des Regals kam, erkannte er zu seinem Schrecken auch noch zwei bewaffnete Soldaten der britischen sowie zwei weitere der US-Armee.
Sein erstaunter Blick ging zum Beamten, der das Gespräch begonnen hatte. „Was kann ich für Sie tun?“
„Sie haben Waren an einen gewissen Mr. Boyle verkauft. Die Überweisung wurde gestern Morgen getätigt.“
Edward nickte wortlos.
„Okay, ich möchte wissen, was Sie ihm verkauft haben. Am besten geben Sie mir die Liste! Sie haben doch sicher einen Durchschlag der Rechnung? Und vor allem: Wo sind die Waren?“
„Wie wärs mit bitte ?“
„Für solche Floskeln habe ich keine Zeit. Also, wo sind die Waren?“
Bei derart arroganten Menschen schaltete der abgebrühte Kaufmann auf stur. Er überlegte einen Moment, musterte sein Gegenüber ganz genau.
„Jetzt passen Sie mal auf, mein Herr! Sie sind hier in meinem Laden! Wenn Sie mir nicht sagen, wer Sie sind, bekommen Sie überhaupt keine Auskunft!“
„Mein Name ist Bedell.“
„Na gut, Mr. Bedell …“
„Agent Bedell!“, fiel ihm der Beamte ins Wort.
„Meinetwegen. Sie sind Amerikaner, wie ich feststelle?“
Der Beamte warf einen kurzen, genervten Blick zu seinen Kollegen, sah dann Edward wieder an. Mit starrer, kalter Miene. Sein Ton wurde rauer. „Ja, das sind wir. Und wir haben wenig Zeit. Also?“
Edwards anfängliche Angst war vollends verflogen. „Sie befinden sich hier auf britischem Territorium. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen Auskunft über meine Kunden geben muss.“
Agent Bedell wurde ungehalten, konnte sich kaum noch beherrschen. Die Gleichgültigkeit Edwards ließ die Wut in ihm kochen. Dabei sah man seine geballten Fäuste unter den Ärmeln des dunklen Anoraks hervorstehen. Er begann zu schreien. „Sie sagen mir jetzt sofort, wohin Sie diese verdammten Waren gebracht haben!“
Edward sah ihn einige Sekunden wortlos an, blickte dann zu seinem Sohn, der etwas abseits stand. „Eddie, ruf doch mal im Büro des Gouverneurs an und
Weitere Kostenlose Bücher