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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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Leute haben kein Gewissen, die gehen tatsächlich über Leichen. Das musste ich leider schmerzlich erfahren.“
    Ethan wurde langsamer, blieb stehen und blickte nach achtern. Er hörte ein Motorengeräusch, es kam vom Rettungsboot. „Verdammt!“, brummte er und ließ es dabei nicht mehr aus den Augen.
    „Was ist?“
    „Die kommen uns nach! Ungewöhnlich schnell für ein Schlauchboot dieser Größe.“

    Grace bekam es mit der Angst. „Werden sie uns einholen?“
    „Ich hoffe nicht! Aber wir laufen schon mit voller Kraft, mehr kann ich aus der Maschine nicht rausholen.“
    Willy kam mit dem Verbandskasten an Deck, ging auf die beiden zu. Er erkannte sofort die angespannte Situation.
    „Ist etwas passiert?“
    „Vorerst nicht“, antwortete Ethan, „wir haben es allerdings noch nicht überstanden.“ Er befürchtete, dass sich ihre Lage rasch verschlimmern könnte. Wie verbissen kämpfte sich das Boot ihrer Gegner im Fahrwasser der Philomena immer näher heran.
    Jetzt erst sah Willy den Grund der Aufregung. Ethan stand da wie angewurzelt, starrte schweigend über das Heck hinaus. Dann war er sicher, dass sie aufholen. Eine Konfrontation war unvermeidlich. Aufregung und Schmerzen ließen ihn schnell atmen.
    „Verdammt! Was machen wir jetzt?“, fragte Grace. Sie wurde kreidebleich, fing an zu zittern.
    „Sie werden versuchen, unser Boot zu entern, das steht fest. Eigentlich war es vorauszusehen, dass die sich nicht so schnell geschlagen geben. Die möchten euch kriegen! Um jeden Preis! Also müssen wir uns jetzt entscheiden, welches Risiko die ganze Sache wert ist.“
    Willy sah einen Augenblick zum Schlauchboot, dann zu Ethan. Sein ernster Blick zeigte deutlich die Dringlichkeit ihres Vorhabens. „Sie wissen, was das Scheitern unserer Mission für die gesamte Menschheit bedeuten würde, und wir sind kurz vorm Ziel. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Auf keinen Fall!“
    Ethan nickte kaum erkennbar, den Blick immer noch nach hinten gerichtet. Er drehte sich um, sah die leere Abschussvorrichtung der Harpune und wandte sich dann Willy zu. Er dachte einen Moment nach und kam zu einem gefährlichen, aber unausweichlichen Entschluss. „Auge um Auge!“, sagte er mit finsterer Miene. „Ich bin so oder so dran und habe nichts mehr zu verlieren. Genau wie ihr.“
    Trotz der Kälte wurde ihm warm. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, seine Hände begannen zu zittern. Dann sah er zu Grace. „Du gehst sofort nach unten!“
    „Aber ich …“
    „Keine Diskussion! Nach unten!“ schrie er sie an. Sein Gesicht verzerrte sich aus Angst vor dem Unausweichlichen.
    Vor allem die Sorge um seine Schützlinge bestimmte die Härte seines Handelns. Grace erschrak. Der bedrohliche Blick des Kapitäns jagte ihr eine Höllenangst ein. Sie erkannte, dass er zu allem entschlossen war, und folgte seiner Anweisung ohne weitere Einwände.
    Ethan sah zu Willy, seine Lippen zitterten. „Hol mein Gewehr aus der Steuerkabine! Unter der Sitzbank, du musst den Deckel öffnen! Beeil dich!“
    Willy rannte los, riss die Tür der Kabine auf und sank auf die Knie. Die angerosteten Scharniere gaben ein lautes Quietschen von sich, als er das Brett nach oben drückte. Er schlug eine verstaubte Decke zur Seite. Jetzt präsentierte sich ihm auf erschreckende Weise, was auf sie zukommen würde. Sollten sie das wirklich riskieren? Er zögerte einen Moment, doch es gab wohl keinen anderen Weg.
    Mit zittrigen Händen griff er nach dem Lee Enfield aus dem Zweiten Weltkrieg und den vier daneben liegenden Ladestreifen mit jeweils fünf Patronen. Eine Waffe, die nur aus einem Grund gefertigt worden war. Den Feind zu töten!
    Für Willy ein grauenvoller Gedanke, trotz der gnadenlosen Feindseligkeit der Beamten.
    Ethan kroch über das raue Deck weiter nach hinten, lehnte sich rücklings an den Aufbau über dem Maschinenraum. Willy kam in gebückter Haltung aus der Steuerkabine und übergab Ethan die Waffe. Der Außenbordmotor des Schlauchboots war immer lauter zu hören. Es dauerte wohl nur noch wenige Augenblicke, bis es zur Konfrontation mit ihren Gegnern käme. Ethan gab Willy unmissverständlich zu verstehen, nicht über die Reling zu schauen. Er lud das Gewehr, entsicherte es und zog die Abdeckplane über sich hinweg.
    Ein schmaler Spalt am abgeknickten Rand genügte, um seine Feinde im Auge behalten zu können. „Und jetzt runter zu Grace!“ befahl er Willy, der, ohne zu zögern, unter Deck verschwand und die Luke hinter sich verriegelte.
    Das

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