Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
wenn Bedarf bestehen sollte. Falls im System nichts Gravierendes geändert wurde, kann ich dieses Hintertürchen jederzeit wieder öffnen.“
Er zwinkerte den beiden zu und steckte dabei die DVD wieder vorsichtig in ihre Hülle.
„Genial“, sagte Joe begeistert, „die Sache könnte also tatsächlich klappen.“
„Freuen wir uns lieber nicht zu früh!“, dämpfte Grace die optimistische Stimmung. „Mir ist erst wohl, wenn wir wieder zu Hause sind und tatsächlich an dieses Foto kommen. Schließlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, das musste ich in letzter Zeit schmerzlich erfahren.“
Willy schnappte sich eine Reisetasche und verstaute die nötigsten Kleidungsstücke darin, die nach all den Jahren noch unberührt und fein säuberlich in seinem Schlafzimmerschrank parat lagen. Er stellte die Tasche auf dem Wohnzimmertisch ab und wollte sie gerade verschließen, als er plötzlich innehielt. Mit teuflischer Verlockung stachen ihm die drei Guinnessdosen ins Auge, die neben ihm auf dem Boden standen. Nach kurzer Überlegung bückte er sich, hob sie auf und stopfte sie mit Missbehagen in seine Tasche. Dabei spürte er genau, wie die skeptischen Blicke seiner Freunde ihn begleiteten. „Nur für den Notfall!“, versuchte er die Situation herunterzuspielen, während er den Reißverschluss zumachte. „Los jetzt, Abflug!“
Willy ging voraus und Grace schob Joe unter erheblicher Anstrengung zurück auf den Flur. Als sie schließlich die Wohnung verlassen hatten, blickte Willy noch einen Moment gramerfüllt auf das Chaos und schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Wie konnte das nur so weit kommen? Als ob ich die letzten drei Jahre blind gewesen wäre.“
Gefühlvoll zog er die Tür ins Schloss, was auf die anderen beiden den Eindruck machte, als ob er mit diesem Akt seine schmerzhafte Vergangenheit endgültig begraben wollte.
Willy informierte noch kurz den Hausmeister, dessen Wohnung sich im Erdgeschoss befand und der von seinem Anblick genauso angenehm überrascht war wie Grace und Joe.
Dann verließen sie das Gebäude und kämpften sich durch die Menschenmenge bis zu Joes Wagen.
„Oh Gott!“, sagte Willy erstaunt, als er den dunkelgrünen Pontiac vor sich stehen sah. Zahlreiche Dellen und Roststellen hatten ihre Spuren auf dem matten Lack hinterlassen und bezeugten das hohe Alter, das dieses Gefährt schon auf dem Buckel hatte. „Fährt die Karre überhaupt noch?“
„Darauf kannst du wetten!“, entgegnete Joe, während er die Tür aufschloss. „Wenn ich deine Kohle hätte, würde ich mir sofort ein neues Auto kaufen. Weißt du überhaupt, wie viel ein behindertengerechtes Auto kostet? Allein für den Umbau musst du mehrere Tausend Dollar hinblättern. Ich habs nicht so dicke, in meinem Job verdient man nicht sehr viel. Aber in meiner Situation kann ich froh sein, überhaupt Arbeit zu haben. Ich werde also die Kiste fahren, bis sie auseinanderfällt.“
„Hey, sei bitte nicht böse, ich hab’ das nicht so gemeint!“, sagte Willy und klopfte Joe freundschaftlich auf die Schulter. „Ich muss keinen Luxus haben. Hauptsache der Wagen bringt uns sicher bis zu euch nach Hause.“
Während Joe wieder mit einem gekonnten Satz auf den Fahrersitz wechselte, wollte Willy auf der gegenüberliegenden Seite Platz nehmen. Doch Joe wuchtete seinen Rollstuhl in die dort befindliche Halterung und verwies Willy auf die Rückbank. „Auch gut, leiste ich eben Grace Gesellschaft!“
Joe fuhr los und die drei stürzten sich ins Verkehrsgetümmel der Metropole.
„Ich möchte ja nicht neugierig sein, aber wie ist das denn passiert?“, sagte Willy mit besorgtem Blick nach vorne. „Ein Unfall?“
„Du meinst meine Behinderung? Oh nein! Ich leide an multipler Sklerose. Bisher sind allerdings nur meine Beine befallen, man kann das fast schon als Glück im Unglück bezeichnen. Ich kenne Fälle, bei denen der gesamte Körper betroffen ist. Diese Krankheit ist unberechenbar und wirkt sich bei jedem anders aus.“
„Oh Mann, verdammt! Hast du das schon lange?“
„Zuerst merkte ich nur ein leichtes Kribbeln und dachte mir nichts dabei. Im Laufe der Zeit kamen dann Lähmungserscheinungen dazu und anschließend die niederschmetternde Diagnose. Ich war damals ganz schön fertig, das kann ich dir sagen. Nach und nach verschwand die Kraft aus meinen Beinen. Ich kann sie zwar noch bewegen und spüre sie auch, aber zum Laufen sind sie zu schwach. Seit etwa drei Jahren sitze ich im Rollstuhl.“
„Ist
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