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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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sie über ihre Schulter zur gegenüberliegenden Seite des Ganges.
    „Was soll das denn jetzt?“, sagte der sehr modisch gekleidete Mann und steckte dabei seine Hände in die Taschen seiner Designerjeans. „Kommt rein und fühlt euch wie zu Hause!“
    Grace und Joe konnten nicht glauben, was sie da vor sich zu sehen vermuteten.
    „Willy?“, kam es stockend aus Joe heraus, wobei er, genauso wie Grace, ihr Gegenüber mit großen Augen anstarrte.
    „Natürlich Willy, ich werde schon immer so genannt. Tut mir leid, wenn ihr mich nicht gleich erkannt habt. Kommt endlich herein!“
    Die beiden begaben sich wortlos an Willy vorbei, wobei sie verwundert die Köpfe drehten, um ihn keine Sekunde aus den Augen zu verlieren. Dabei stieg ihnen die wohlbekannte Bierfahne in die Nase und langsam begriffen sie, dass es sich wirklich um ihren neuen Freund handeln musste.
    Holpernd schob Grace den Rollstuhl über allerlei herumliegendes Zeug. Erst als sie nach unten sah, erkannte sie, dass der Raum eher einer Müllhalde als einer Wohnung glich. Die gesamte Fläche, die sie einsehen konnten, war mit unzähligen Bierdosen, Plastiktüten, Pizzakartons und bergeweise anderem undefinierbarem Plunder gepflastert.
    „Tut mir leid, Leute, ich hatte heute noch keine Zeit zum Aufräumen“, entschuldigte sich Willy, befreite mit einem Fuß die Tür vom darunter eingeklemmten Unrat und knallte sie mit einem Schubs ins Schloss. „Ich weiß, da hat sich in letzter Zeit einiges angesammelt, aber ich bringe das bald in Ordnung, versprochen.“
    „Ist schon gut“, meinte Grace, „ich kann damit leben, solange ich nicht hier wohnen muss. Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, aber kriegst du nicht Ärger, wenn das dein Vermieter mitbekommt?“
    „Vermieter?“, fragte Willy und musste dabei schmunzeln.
    „Diese Bude gehört mir. Das ganze Gebäude gehört mir. Im Erdgeschoss befand sich mal meine Firma, die Büroräume sind noch da. Es wurde alles so belassen, wie es vor Jahren war. Ich könnte sofort wieder loslegen, wenn ich wollte. Die restlichen Wohnungen sind vermietet. Ein Hausmeister kümmert sich um die Mieter und alle anfallenden Reparaturen.“
    „Das gehört alles dir?“, fragte Joe völlig überwältigt, während er sich nach allen Seiten umsah. „Ich kann das nicht glauben … na gut, wenn ich dich jetzt so ansehe, dann schon eher, aber wenn ich an deine Aufmachung von gestern Abend denke? Mein lieber Mann, das war ja heftig!“

    „Hab’ ich mich so verändert?“, fragte Willy. „Ich weiß auch nicht, ich fühle mich eigentlich wie immer, obwohl ich eingestehen muss, dass ich schon eine Weile nicht mehr in den Spiegel gesehen habe. Und ich kann wieder klar denken! Das war offenbar lange nicht mehr möglich. Die letzten Jahre habe ich wohl ausschließlich im Delirium verbracht. Heute Morgen bin ich nach langer Zeit wieder mal unter der Dusche gestanden, und anschließend war ich beim Frisör. Haare ab, Bart ab, das war ein ganz schöner Haufen Wolle. Klamotten sind auch noch jede Menge hier, die hab ich nur ewig nicht gewechselt. War mir auch egal, ganz ehrlich. Der wichtigste Umbruch hat sich meines Erachtens jedoch in meinem Kopf abgespielt. Aber jetzt kommt doch erst mal weiter herein … wenn das möglich ist!“
    Er fasste Joes Rollstuhl an den Griffen und schob ihn mühsam in einen angrenzenden Raum, der wohl einst das Wohnzimmer repräsentiert hatte. Dann zog er einen Sessel zur Seite und bot Grace an, sich zu setzen. Widerstrebend räumte sie den Unrat beiseite und nahm Platz. Dann ging ihr Blick zum Fenster, das sich vor lauter Schmutz und Geschmiere präsentierte wie Milchglas. Nicht weit davon entfernt zeigten sich die Überreste eines nicht definierbaren Gewächses, dessen ausgedörrte Zweige rundherum mit Spinnennetzen überzogen waren.
    Willy nahm die geschockten Blicke der beiden wahr und schämte sich für den verwahrlosten Zustand seiner Behausung, ließ sich aber nichts anmerken. Was sollte er machen in dieser Situation? Er konnte seine Gäste lediglich ablenken. „Darf ich euch etwas zu trinken anbieten? Ich habe aber leider nur Bier da. Das nächste Mal gibts auch was anderes, versprochen.“

    „Na gut, eines wird uns wohl nicht schaden“, antwortete Grace und zwinkerte Joe unauffällig zu. Während Willy sich bückte, um drei Dosen aus dem Sixpack herauszuholen, fragte sie ihn, wodurch sein überaus positiver Wandel denn ausgelöst worden sei.
    „Das wisst ihr nicht?“, fragte er mit

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