Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
zu Ehren.“
„Muss das wirklich sein?“, fragte Grace.
Pablo winkte ab. „Das wäre früher oder später sowieso geschlachtet worden, also machen Sie sich keine Gedanken darüber! Außerdem müssen wir die Ehre annehmen, sonst sind sie beleidigt.“
Der Dorfälteste trat auf die drei weißen Besucher zu, hob die Hände nach oben und senkte dabei den Kopf. Dann sprach er einige Worte.
Grace blickte Pablo fragend an. „Was sagt er?“
„Er spricht einen eigenartigen Dialekt, aber soviel ich verstehe, halten diese Leute sie für Abgesandte ihrer Götter.“ Pablo konnte es kaum fassen. „Hielten sie diesen Professor und seine Mitarbeiter auch für Götter?“
„Keineswegs! Ich habe den Bericht im National Geographic gelesen. Er und seine Begleiter wurden lediglich geduldet. Es dauerte sogar eine Weile, bis sie ins Dorf gelassen wurden. Da war auch nichts vermerkt über eine nette Begrüßung oder das demütige Verhalten, das sie uns gegenüber an den Tag legen. Weshalb werden ausgerechnet wir von den Eingeborenen als etwas Besonderes verehrt? Haben Sie eine Ahnung?“
Pablo zuckte mit den Schultern. „Das bekommen wir aber sicher heraus, wir müssen uns nur gedulden.“
Er wandte sich den Männern des Stammes zu und fragte nach dem Grund ihrer Freude, seine Bemerkungen wurden jedoch seitens der Eingeborenen lediglich mit kurzen Blicken in seine Richtung gewürdigt.
Er sah zu Grace. „Sie sollten ihm sagen, dass er mit mir sprechen soll!“
„Mache ich gerne, aber was soll ich sagen?“
Pablo flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann wandte sich Grace dem alten Mann zu und wiederholte die Worte, so gut sie konnte. Verblüfft wich dieser zurück und starrte sie an. Er zeigte auf Pablo.
Grace nickte. Es folgte ein Wortwechsel, der mit ausdrucksvollen Gesten untermalt wurde. Alle setzten sich und gespannt verfolgten die drei die Zwiesprache ihres Scouts mit dem Stammesältesten. Nach langem Gespräch war Pablo noch mehr verwirrt als vorher, jedoch beeindruckte ihn das beharrliche Festhalten seines Gegenübers an dem ungewöhnlichen Kult. Er wandte sich seinen Weggefährten zu und berichtete ihnen von seinen Erkenntnissen.
„Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Aber im Großen und Ganzen kann ich ihm jetzt folgen. Der Stamm nennt sich selbst Asaru , was nach seiner Aussage so viel bedeutet wie Beschützer oder Behüter . Wissen Sie, was er damit meint?“
Grace nickte. „Ich habe eine bestimmte Vermutung, brauche aber mehr Hinweise. Was hat er noch gesagt?“
„Die halten Sie tatsächlich für Gefährten ihrer Götter, sie haben Sie sogar schon erwartet. Wochenlang schon laufen sie jeden Tag zum Fluss und beobachten dort die Welt über ihnen. Als das Gefäß der Zeit leer war und das Pendel begann, der Schwarzen Sonne zu folgen, haben sie nach einer vorgegebenen Wartezeit das Siegel gebrochen und die Götter gerufen. Jetzt hoffen sie darauf, dass sich die Prophezeiung erfüllt. Nach einer uralten Überlieferung soll ihr Volk von nun an nach Geschöpfen Ausschau halten, die aus dem Himmel zur Erde herabsteigen. Genauso wie ihre Lehrmeister vom Himmel herabstiegen. Hellhäutig waren sie, mit seltsamen Gewändern bekleidet. Unter donnerndem Getöse stiegen sie herab von den Sternen, umhüllt von Wolken weißen Rauches. So sagt es die Legende. Und genau das trifft auf Sie zu. Deshalb dieses seltsame Ritual.“
Grace durchzog eine Begeisterung, die sich in ihren glitzernden Augen offenbarte. Jetzt wurde ihr alles klar.
„Der Hubschrauber!“, sagte sie mit großen Augen. „Die anderen Forscher kamen mit Booten den Fluss herauf. Deshalb haben sie diese Weißen nicht mit ihren Göttern in Verbindung gebracht. Der dröhnende Lärm und die Staubwolke. Es war der Hubschrauber! Haben wir ein Glück!“
Jack strahlte. „Genial! Aber das war nicht nur Glück, das haben wir vor allem deinem Temperament zu verdanken. Nur gut, dass dich dieser Beamte dermaßen in Rage versetzt hat. Sonst hätten wir wohl wenig Aussicht auf Erfolg.“
„Du hast recht, der hat sich sein Schmiergeld redlich verdient. Aber das ist jetzt völlig unwichtig.“
Ihr Wissensdurst war kaum noch zu zügeln, ungeduldig drängte sie Pablo, weiter zu berichten. „Was hat das mit dem Pendel und diesem Gefäß der Zeit auf sich? Und was hat er sonst noch gesagt?“
Pablo fuhr fort: „Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte. Er sagte, er und sein Volk hätten sich bis zum heutigen Tage an die Regeln der alten
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