Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
bis sie in die Nähe des Dorfes kamen. Das Blätterdach wurde mit jedem Schritt spärlicher und der breiter werdende Pfad entließ sie auf eine große Lichtung. Umsäumt von uralten, hölzernen Riesen, deren gigantische Kronen den Dschungel wie ein Schirm überspannten.
Endlich! Vor ihnen lag der Ort der Geheimnisse, deren Offenbarung die Welt mit einem Schlag zu verändern vermochte.
Das vergessene Volk fristete seit Urzeiten sein Dasein im Einklang mit diesem unberührten Fleckchen Natur, versorgt von der Lebenskraft des Waldes. Fern jeglicher modernen Zivilisation, behütet wie ein ungeborenes Kind im Schoß des Dschungels.
Beeindruckt von diesem grandiosen Schauplatz nahm Jack seine Kamera zur Hand und begann zu fotografieren. Der bewegende Augenblick verlieh ihm neue Kräfte, ließ ihn über die Strapazen der vergangenen Stunden einfach hinwegsehen.
Gatter aus mit Lianen durchflochtenen Holzpfählen boten sich ihren Blicken. Exakt ausgerichtet und mit geschickter Handwerkskunst erstellt. Verschiedenartiges Vieh wurde darin gehalten. Tapire, schweineähnliche Geschöpfe, Büffel und allerlei anderes Getier.
Pablo blieb stehen und schüttelte den Kopf, während er einen der Pflöcke mit beiden Händen umklammerte und dabei die beeindruckende Stabilität der Konstruktion erkannte.
„Was ist?“, fragte Grace.
„Ich war schon bei einigen Stämmen, aber so etwas habe ich noch bei keinem gesehen.“
„Die Tierhaltung?“
„Mehr die Art, wie sie ihre Tiere halten. In anderen Dörfern laufen ein paar Schweine und Hühner frei herum, oder sind an einem Pflock festgebunden. Die leben normalerweise von einem Tag auf den anderen. Was sie brauchen, holen sie sich aus dem Dschungel. Bei diesem Ort habe ich das Gefühl, als ob diese Menschen schon seit vielen Jahren hier sesshaft wären. Sehen Sie sich nur mal die uralten Holzpfähle in den Zäunen an! Dann wären wir jetzt bei der nächsten Kuriosität. Alle anderen Stämme bleiben einige Wochen oder Monate an einem Ort, bis sie nicht mehr genügend Nahrung finden. Sie ziehen dann ein Stück weiter, und wenn es nur ein paar Meilen sind. Aber das hier ist alles nachhaltig organisiert, mit Vorratshaltung, um Engpässe in der Versorgung auszugleichen.“ Er schüttelte wieder den Kopf.
Nach den Gehegen, die einen Kreis um das gesamte Dorf bildeten und deren hohe Außenzäune die Bewohner vor dem Angriff von Raubtieren schützen sollten, waren Beete mit den verschiedensten Pflanzen zu erkennen. Kultivierte Obst-und Gemüsesorten, wie man sie sonst nur aus der modernen Landwirtschaft kannte. Im Anschluss daran lagen die Hütten der Eingeborenen. Kreisrunde, aus Lehm und Pflanzenteilen angefertigte Mauern, mannshoch, die Dächer aus Blättern des Bananenbaums. Halbrunde, nach oben hin spitz zulaufende Öffnungen dienten als Eingang.
Grace erinnerte sich an die Fotos im National Geographic und drängte sich näher an eine dieser Behausungen heran.
Und tatsächlich! Die rund um den Türrahmen eingeritzten Zeichen stachen ihr sofort ins Auge. Dieselben Zeichen wie auf Vesta und an einigen anderen Orten im Sonnensystem, die auf den geheimen Fotos der NASA ersichtlich waren. Völlig begeistert machte sie die anderen darauf aufmerksam. Jack zückte seine Kamera und hielt die beeindruckende Situation fest.
Jetzt wurde auch Pablos Aufmerksamkeit geweckt. „Sie kennen diese Schrift, obwohl sie noch nie hier waren?“ Er sah Grace verwundert an. „Ich habe in meinem ganzen Leben nichts Vergleichbares gesehen. Können Sie die Zeichen entziffern?“
„Noch nicht. Aber ich hoffe, dass wir das mit Ihrer Hilfe hinbekommen.“
Sie kamen zur Mitte des Dorfes, dessen Fläche offensichtlich als Festplatz diente. Die Gruppe löste sich bis auf wenige alte Männer auf und gab den Blick auf eine große, steinerne Lade frei, die mit einer massiven Platte abgedeckt war und sich in der Mitte des Platzes befand. Auf dem Deckel, genau wie an den Seitenwänden war ebenfalls die ominöse Schrift zu erkennen. Orchideen zierten den uralten Schrein.
Mit einem Mal durchschnitt ein fürchterlicher Schrei die friedliche Stille. Erschrocken drehten sich alle um und erkannten bei einem der Gatter drei Männer, die ein Wildschwein töteten. Nicht weit davon entfernt befüllten einige Frauen eine Grube mit trockenen Ästen, während andere Blätter des Bananenbaumes heranschafften. Der Rest der Dorfgemeinschaft hatte sich im Ort verteilt.
„Sie bereiten ein Festmahl zu“, sagte Pablo. „Euch
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