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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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Zeichen dafür, dass sie uns als Freunde akzeptieren … obwohl sie uns noch nie zuvor gesehen haben. Und das ist das Ungewöhnliche an der Sache. Bin mal gespannt, was da auf uns zukommt.“
    Alle packten ihre Sachen zusammen und Jack brachte seine Videokamera mit dem Stativ in Stellung, um das Zusammentreffen festzuhalten. Der Gesang war immer deutlicher zu vernehmen und mit jedem Dezibel stieg auch die Anspannung.
    Nur bei Pablo war keine Spur von Nervosität zu erkennen.
    Er stand inmitten des Pfades und sah der bevorstehenden Begegnung gelassen entgegen. „Sie kommen, ich kann sie sehen.“ Sein Blick ging zu Grace und seine Hand signalisierte eine Geste der Entwarnung. „Keine Sorge, sie sind friedlich! Sie haben keine Waffen dabei.“
    Für Grace bestand zwar kein Anlass zur Furcht, dennoch ließ die angespannte Situation ihren Körper zittern. Der erste Kontakt mit dieser fremdartigen Kultur, noch dazu unter diesen ungewöhnlichen Voraussetzungen, machte ihr Angst.
    Eine kleine Gruppe der Eingeborenen eilte den anderen voraus. Pablo hob beide Arme als Zeichen der Begrüßung. Die Mitglieder des Stammes erwiderten die Geste, liefen allerdings ohne weitere Beachtung an ihm vorbei und bewegten sich, immer langsamer werdend, auf die drei anderen zu. Ihr Gesang wurde leiser und verstummte schließlich, als sie ihnen direkt gegenüberstanden. Barfuß, nur mit einem schmalen Lendenschurz bekleidet, legten sie allerlei Willkommensgeschenke zu Boden. Sie gingen in die Hocke und verharrten regungslos, den Kopf gesenkt. Nach und nach kamen die restlichen Bewohner des Dorfes an und knieten sich mit der ganzen Gruppe nieder, an die hundert Männer, Frauen und Kinder.
    Stille überzog den Ort. Nur noch die Geräusche des Urwalds drangen zu ihnen vor. Grace, Willy und Jack wussten mit dieser Situation nicht umzugehen. Sie vermieden jegliche Aktivität, um keine falschen Zeichen zu setzen.
    Die reichlichen Gaben zu ihren Füßen, Früchte, kunstvoll gefertigter Halsschmuck aus Halbedelsteinen und allerlei andere Gegenstände, vermittelten ihnen das Gefühl, als etwas Besonderes verehrt zu werden.
    Grace gab Pablo einen Wink, zu ihnen zu kommen. Er folgte der Aufforderung und ging in gebührendem Abstand um die unterwürfige Menge herum. Grace zog ihn ganz nahe zu sich.
    „Sagen Sie etwas!“, flüsterte sie ihm zu.
    „Und was?“
    „Egal. Grußworte, oder was auch immer.“
    Das ungewöhnliche Verhalten der Eingeborenen stellte vor allem für den im Umgang mit diesen Menschen erfahrenen Scout ein Mysterium dar. Er versuchte es mit demselben Gruß, den er dem Spähtrupp am Landeplatz entgegengeschickt hatte.
    Ein betagter Mann, der in der vordersten Reihe kniete, hob den Kopf und starrte Pablo an. Mit finsterer Miene, Furcht einflößend. Allem Anschein nach handelte es sich bei dieser, mit allerlei Körperbemalung verzierten Gestalt um einen Schamanen, den Medizinmann des Dorfes. Er gab einen undefinierbaren Laut von sich und deutete mit schlackernder Hand auf die drei anderen.

    Pablo verstand die Geste. „Ihr müsst sie grüßen!“, sagte er und flüsterte ihnen hinter vorgehaltener Hand noch einmal den genauen Wortlaut zu. Gemeinsam wiederholten sie den Gruß. Von einer Sekunde auf die andere machte sich Jubel breit, alle sprangen auf und der freudige Gesang begann von Neuem. Viel intensiver und lebendiger als zuvor, und diesmal mit melodischen Tönen untermalt.
    Die Ältesten der Gruppe scharten sich um die drei hellhäutigen Ankömmlinge und legten ihnen nacheinander die Hände auf die Schultern. Die drei erwiderten die Geste, die allem Anschein nach zum traditionellen Begrüßungszeremoniell gehörte. Erst jetzt erkannten sie in den strahlenden Gesichtern der klein gewachsenen Indios die platten Nasen und die seltsame Form der Ohren, bei denen ein Teil des unteren Läppchens fehlte. Ohne Ausnahme trugen alle ein Zeichen auf der Brust, das in die Haut eingeritzt worden war. Die Eingeborenen kreisten sie tanzend ein und drängten sie dazu, ihnen zu folgen.
    Pablo nickte seinen Schützlingen zu, sie nahmen ihre Rucksäcke auf und bewegten sich mit der Gruppe auf den Pfad zu, um anschließend den Weg zum Dorf einzuschlagen. Durch den lauten Jubel war an Konversation während des Marsches nicht zu denken. Stück für Stück stellten sich mehr Fragen, die sich noch eine Weile einer Beantwortung entziehen mussten.
    Die Eingeborenen passten sich dem Tempo der Neuankömmlinge an und so vergingen mehr als zwei Stunden,

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