Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
diesen Punkten ganz offensichtlich um Sterne“, sagte Grace und bewegte sich wieder einen Schritt zurück. Wir müssten nur wissen, um welche. Mit Physik und Chemie von Sonnen kenne ich mich aus, aber Sternbilder?“
„Sternbilder? Darf ich mal?“, fragte Pablo und drängte sich zwischen die drei. „Ich beschäftige mich schon seit meiner Kindheit mit Astrologie. Vielleicht kann ich helfen.“
Grace ging etwas zur Seite.
Pablo musterte die Abbildung aus verschiedenen Winkeln, indem er immer wieder seine Position veränderte. Wenn die Fackel zu nahe an der Zeichnung war, wurden die Markierungen überblendet, war sie zu weit weg, konnte er sie in der Dunkelheit nicht mehr ausmachen. „Schwierig“, meinte er, „die Punkte sind einfach zu klein und zu wenig tief eingeritzt. Ich hätte meine Taschenlampe mitnehmen sollen.“
Willy hatte die rettende Idee. Er schwärzte seinen Zeigefinger am Ruß der Fackel und markierte nacheinander die einzelnen Punkte auf der Skizze. „Besser jetzt?“, fragte er, den Kopf nach hinten gedreht.
„Großartig“, bestätigte Pablo, „jetzt kann ich sie erkennen. Er musterte die Zeichnung einen Moment und bewegte sich dann langsam nach vorne. Er zeigte auf eine Stelle rechts unten. „Diese vier großen, also wohl auch hellen Sterne bilden eindeutig Crux, das Kreuz des Südens. Und links darüber ist Centaurus. Dieser rote Stein, die Markierung, liegt direkt neben Alpha Centauri, einem Doppelstern. Ich weiß aber nicht, was er zu bedeuten hat. Tut mir leid.“
„Das ist Proxima Centauri, ein roter Zwerg, er ist unserer Sonne am nächsten. Manche Astronomen ordnen ihn dem Alpha-Centauri-System gar nicht zu. Auf jeden Fall ist er aber unser direkter Nachbar in der Milchstraße.“
Jack wirkte aufgewühlt. Er starrte Grace an. „Wie viele Kreise muss die Erde ziehen, bis der Ruf der Sonne ihre Schwester erreicht? Die Kreise der Erde? Damit sind sicher Jahre gemeint. Und der Ruf der Sonne? Licht? Lichtgeschwindigkeit! Das ist gemeint!“ Er ballte eine Faust. „Wie viele Lichtjahre ist dieser Stern von uns entfernt? Hoffentlich weißt du das!“
Grace nickte. Die Freude in ihren Augen spiegelte den Schein der Fackel. „Etwas über vier Lichtjahre“, antwortete sie mit einer gewissen Begeisterung. Das dürfte die Lösung unseres letzten Rätsels sein. Vier!“
Sie griff in die Schale und nahm vier Stäbchen heraus.
Ihr Herz schlug bis zum Hals.
Kurz vor der Krönung ihrer spektakulären Suche erreichte auch die Anspannung ihren Höhepunkt. Was verbirgt sich im Schrein? Hatten sie die Aufgaben richtig gelöst? Was würde passieren, wenn dies nicht der Fall wäre? Die Gefühle fuhren Achterbahn.
Mit zittrigen Händen steckte sie ein Stäbchen nach dem anderen in die Öffnung. Beim vierten richtete sie zuerst den Blick auf ihre Freunde. Jack und Willy nickten. Sie versuchte, den letzten Stab nachzuschieben, was ihr aber nur bis zur Hälfte gelang. Erschrocken zog sie die Hände zurück. Hatte sie etwas falsch gemacht? Stimmte die Lösung nicht?
Jack kam ihr zu Hilfe und drückte mit aller Kraft seinen Daumen gegen das Stäbchen. Mit einem leichten Knirschen verschwand es im Loch. Schlagartig lösten sich die wuchtigen Pranken an den Stirnseiten der Lade aus ihren Verankerungen und krachten auf den harten Steinboden. Die Eingeborenen waren nicht mehr zu halten und führten einen frenetischen Tanz auf. Der Medizinmann bewegte sich mit rhythmischen Gebärden und gellendem Gesang um die Lade.
Grace standen Tränen der Freude in den Augen.
„Wir haben es geschafft“, rief sie, „wir haben es tatsächlich geschafft.
Sie umarmte ihre Freunde, während die Eingeborenen erneut auf die Knie fielen, um ihre Demut zu bezeugen. Pablo sagte dem alten Mann, sie dürften sich wieder erheben und den Gefährten der Götter helfen, den Schrein zu öffnen. Der Schamane beendete sein Ritual und sprach ein paar letzte Worte. Dann trat er einige Schritte zurück.
Grace räumte die Orchideen vom Deckel, bis ihre Hand eine tiefe Furche ertastete.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte sie Pablo und zeigte ihm dabei die teilweise gebrochene Steinplatte.
„So etwas kann nur durch massive Gewalteinwirkung passieren“, antwortete er. Nachdem er den alten Mann nach dem Grund der Beschädigung gefragt hatte, konnte er Grace den Hergang schildern.
„Das waren unsere Freunde da hinten.“ Er deutete dabei auf die Totenköpfe. „Die wollten den Schrein mit Gewalt öffnen. War wohl keine so
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