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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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arbeitete Hassler sich von New York aus die zerklüftete Küste hoch über Rhode Island hinaus, dann südwärts über New Jersey, Delaware und die Chesapeake Bay. Diesmal funkte ihm kein Krieg, keine Revolution und kein Politiker dazwischen. In den letzten zehn Jahren seines Lebens vermaß er tausendzweihundert Triangulationspunkte auf einer Fläche von neuntausend Quadratmeilen, zeichnete die Küstenlinie auf einer Länge von tausendsechshundert Meilen auf und erstellte zweihundert präzise Land- und Seekarten. Tag für Tag schleppte er seine schweren Instrumente bei Wind und Wetter durch unwegsames Gelände, und nachts saß er im Büro und machte im Licht von sechs oder acht Kerzen seine Berechnungen.
    Kurz nach seinem dreiundsiebzigsten Geburtstag geriet er während der Messarbeit in einen Hagelsturm. Der Wind riss das Zelt fort. Hassler stürzte zu Boden, als er seine kostbaren Instrumente vor den Hagelkörnern zu schützen versuchte. Mehrere Stunden blieb er in Regen und Kälte liegen, bis ihn jemand fand. Drei Tage später starb er im Fieber. Seine letzten Worte waren:«Meine Kinder! Meine Papiere!»

5 Samuel Johann Pauli
    Der Berner Samuel Johann Pauli hatte Ideen, die vor ihm niemand auf der Welt gehabt hatte, und er hatte den Willen, Himmel und Erde zu erobern. Zu seinem Unglück aber kamen seine Ideen immer zu früh, zu spät oder am falschen Ort. Und als er einmal tatsächlich Weltgeschichte schrieb, hat er es nicht bemerkt.
    Geboren ist er am 13. April 1766 in Vechigen bei Bern, wo sich die Menschen seit alters her von Ackerbau und Viehwirtschaft ernährten. Sein Vater war Wagenbauer und Schmied, also wurde er ebenfalls Wagenbauer und Schmied. Die Paulis bauten Wagen und Kutschen für die Großbauern und adligen Grundbesitzer, was ihnen ein gutes, wenn auch nicht üppiges Auskommen verschaffte. Ihr Wohnhaus über der Schmiede, das heute noch an der alten Landstraße steht, hatte ein weit ausladendes Walmdach und strahlte den Frieden alteingesessenen, tief verwurzelten Handwerks aus. Johannes Samuel Pauli aber war keiner, der nach alter Väter Sitte leben und arbeiten, alt werden und sterben wollte. An der Dorfschule in Vechigen, die von einem landlosen Bauern oder einem kriegsversehrten Söldner im Nebenamt betrieben wurde, war er ein wissbegieriger Schüler, der seinen Lehrer wohl bald überforderte. Die Zeichnungen, die von ihm erhalten sind, zeugen von außerordentlichen Kenntnissen in Mathematik und Physik, die er kaum an der Dorfschule erworben haben kann; wo immer er später hinkommen sollte – nach Bern, Paris oder London -, sahen ihn die größten Meister ihres Fachs als einen der Ihren an.
    Als Lehrling in der väterlichen Werkstatt gab er sich nicht damit zufrieden, die immergleichen Wagen althergebrachter Bauart herzustellen, sondern suchte ständig nach neuen Formen, technischen Verbesserungen und komfortableren Bauweisen für die Kutschen und Karossen. Der Vater aber, so scheint es, teilte den Forscherdrang seines Sohnes nicht. Also zog Samuel Pauli in einem Alter, da andere heirateten und den väterlichen Betrieb übernahmen, fort und ließ sich vor den Toren der Stadt Bern am Ufer der Aare nieder, um seine Erfindungen den reichen Patriziern zu verkaufen.
    Ein erstes schriftliches Zeugnis findet sich 1796 im«Berner Adresshandbuch der Handelshäuser, Fabrikanten, wie auch der Künstler u.s.w». Darin schreibt der Neunundzwanzigjährige über sich:«Johannes Pauli, Jünger, Carossier, im Altenberg, macht alle Sorten Kutschen und Chaisen. Zur Bequemlichkeit und besserer Befriedigung der Liebhaber macht er zuerst die Zeichnungen davon. Auch hat er eine Art Achsen erfunden, die viel leichter laufen und solider sind, wo man Räder schmieren kann, ohne dieselben wegzunehmen, und mit 2 à 3 Loth Oel für eine Reise von 100 und mehr Stunden, Wagenschmiere genug hat.»
    Darüber wüsste man gern mehr. Seit der Erfindung des Rades in Mesopotamien sechstausend Jahre vor Paulis Geburt hatten die Fuhrleute aller Länder unter der Mühsal gelitten, dass sie die Räder, um sie zu schmieren, täglich von der Achse nehmen mussten. Immer wieder hatten sich zwar über die Jahrtausende hinweg findige Köpfe die mühevolle Arbeit zu ersparen versucht, indem sie die Radnaben mit Einfüllstutzen fürs Schmieröl versahen. Das Problem war aber bis ins 20. Jahrhundert hinein, dass durch diese Stutzen das Schmieröl auf den holprigen Straßen ebenso rasch wieder ausfloss, wie es zuvor eingefüllt worden war. Falls

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