Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)
Ding , Ding , Ding , und dann wie beim langsam ausrollenden Millionenrad Tack, Tack, Taaaack : »Servus, griaß di.«
Da war klar, das passt.
Die Chemie zwischen Dietrich Mateschitz und mir war von Anfang an gut. Ich brachte ihm großen Respekt entgegen, und er war genauso freundlich und charismatisch, wie er auf den ersten Blick gewirkt hatte. Ein weiterer Grund, dass wir gut miteinander auskommen, ist sicherlich, dass ich ihm nie auf den Wecker gegangen bin. Ich hatte zwar von Beginn an seine Telefonnummer, aber ich habe in meinem ganzen Leben nur selten gesagt: »Du, Didi, jetzt brauche ich was.« Also nicht: »Dietrich hier, Dietrich da. Kannst du nicht mal? Mein Freund und ich bräuchten …« Ich habe als Red-Bull-Athlet von Beginn an versucht, möglichst autark zu agieren. Ich freue mich immer, wenn ich Dietrich Mateschitz begegne, aber ich muss nicht unbedingt auf seiner Insel Urlaub machen. Ich will nicht in ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis geraten: O Mann, jetzt muss ich dies oder jenes machen. Dabei will ich das vielleicht gar nicht. Aber er hat schon so viel für mich getan … Schließlich werden die meisten Gefallen im Leben retour verrechnet.
Mit Red Bull als Partner kam endlich das nötige Geld, das ich zuvor nie gehabt hatte. Mir war aber auch klar, dass ich mir für meine Base-Jumps echte Highlights suchen musste, damit dies auch so blieb. Irgendwo runterzuspringen ist eine Geschichte. Aber von weltweit bekannten Objekten zu springen, das ist eine ganz andere. Ich habe als Base-Jumper früh angefangen, mir bewusst solche Wahrzeichen auszusuchen. Es galt, etwas Einzigartiges zu finden. Und sich nicht zu verstecken.
In den Sprungvideos waren seinerzeit die Augen der Akteure verpixelt, und sie sprachen, wenn überhaupt, mit verzerrter Stimme und dem Rücken zur Kamera. Zu sagen, dass die Base-Springer in einer rechtlichen Grauzone bewegte, wäre stark untertrieben. Die meisten Sprünge waren schlichtweg illegal. Alles geschah unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. »Hey, ich kann dich schon mal mitnehmen, aber du weißt, dass du nicht erzählen darfst, dass wir da in der Nacht von dieser Brücke runterspringen. Sonst wird das die Polizei erfahren.«
Ich entschloss mich, einen neuen Weg zu gehen. Wenn ich etwas mache, was alle sehen sollen, dann verstecke ich mich nicht. Außerdem nahm ich mir vor, meine Projekte grundsätzlich anders anzupacken als die übrigen Springer. Wenn ich es mit der Formel 1 vergleiche: Ich wollte nicht nur der Fahrer sein, sondern zwei, drei Jobs hinzunehmen. Der Formel-1-Pilot entwickelt mit, arbeitet am Design des Autos, führt und motiviert das Team. Das erweitert den Arbeitsbereich und das Blickfeld. Ich stellte meine Projekte auf eine professionelle Basis, wusste immer genau, was ich tat, plante alles sorgfältig und langfristig und wurde so mit den Jahren zum Risikomanager meiner selbst.
Zurück im Mission-Modus
Art Thompson versucht am Telefon gar nicht erst, mich zum Umkehren zu überreden. »Warte, ich komme!«, ist alles, was er sagt. Er weiß, es ist zwecklos. Als er ankommt, ist Richard Ungerhofer an seiner Seite, mein Freund und meine rechte Hand, der in den letzten Jahren so viel für mich organisiert und koordiniert hat. Gemeinsam versuchen Art und er, das verheulte Elend vor ihnen in der Schalterhalle am Flughafen von Los Angeles wieder aufzurichten. Mein persönliches Tröstkommando. »Kein Problem, Felix. Ich verstehe das«, sagt Art. »Der Druck ist einfach zu groß für dich. Mach dir keinen Kopf.«
Für den Leiter eines so gigantischen Projekts wie Red Bull Stratos ist Art ein extrem menschlicher und emotionaler, fast weicher Typ. Einer, der in dieser schwierigen Situation nie auf die Idee käme, zu fluchen oder zu kritisieren, sondern einfach für mich da ist, mich adoptiert. Er sagt nicht: »Hey, bist du wahnsinnig? Was glaubst du, wie viele Leute jetzt rumstehen und auf dich warten?«, sondern: »Du bist der Profi, und was immer deine Entscheidung ist, wir machen das Beste daraus. Ich hab schon telefoniert. Wir machen alles planmäßig. Den nächsten Anzugtest in Brooks können und wollen wir nicht mehr absagen. Aber ich habe mit Robert Rowe einen Air-Force-Piloten gefunden, der für dich einspringt, damit wir zumindest wissen, ob die Kapsel und die Systeme unter realen Bedingungen funktionieren. Stratos läuft also inzwischen weiter. Du fliegst nach Hause und schaust, wie du dein Problem löst.« So souverän reagiert kein
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