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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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eingesperrt bist. Wir werden überleben. Das ist alles. Du hast offen gesagt noch die leichteste Bürde zu tragen.«
    »Schau mir in die Augen und wiederhole es noch einmal.«
    Er schüttelte den Kopf, ohne in ihre Richtung zu blicken. »Wenn das Schiff verankert ist, wenn wir uns einigermaßen auf Janus eingerichtet haben, wird man dich an einen anderen Ort bringen. Svetlana will dich nicht mehr in der Nähe haben.«
     
    Svetlana saß in Bellas ehemaligem Büro und fragte sich, was sie mit den Fischen machen sollte. Vorläufig fütterte sie sie, so gut es ging, und ignorierte ihre stummen Anklagen, ihre Mäuler, die ständig in Bewegung waren und verschwörerisch zu flüstern schienen.
    Im Schiff war es stiller geworden als in den letzten Wochen, und größtenteils hatte die Besatzung ihre Autorität akzeptiert. Sie bezeichneten sie schon als Übergangskommandantin. Es hatte nichts mit DeepShaft, sondern allein mit ihrem Überleben zu tun. Sie machten in jedem Fall weiter, Atemzug um Atemzug, Zentimeter um Zentimeter.
    Saul Regis klopfte an die offene Tür. Als Lind-Anhänger hatte Regis nie davon überzeugt werden müssen, dass Janus ihre einzige Überlebenschance darstellte. Doch Crabtrees Tod hatte ihn auf einer emotionalen Ebene berührt, die Svetlana nie zuvor an ihm bemerkt hatte.
    »Sie werden dafür bezahlen, hat Parry mir gesagt.«
    »Ja.« Es stimmte, die beiden Männer standen unter Arrest. Ganz gleich, was sonst geschah, sie würden die Erde nie wiedersehen.
    Regis schob ihr einen Flextop zu. »Dann sollte es anständig gemacht werden.«
    »Anständig?«
    Durch den dünnen Stoff seines Sweatshirts kratzte er sich den Bauch. »Du kannst es nicht … einfach so tun. Jemand sollte etwas sagen. Es sollte eine Zeremonie geben.«
    »Wir sind Bergleute, Saul. Niemand hat uns einen Vorschriftenkatalog für solche Fälle mitgegeben.«
    »Dann müssen wir unseren eigenen Katalog ausarbeiten. Wir können nicht auf Anweisungen von der Erde warten. Es muss etwas sein, das von uns kommt. Gemeinschaften erlassen Gesetze. Wir brauchen Gesetze, irgendeine juristische Instanz.«
    Etwas an seiner Präsenz ließ Svetlana erschaudern, und sie blickte mit einem unguten Gefühl auf den Flextop. Das Fenster wurde von einem Standbild ausgefüllt, auf dem sich eine Gruppe von Menschen um ein Lagerfeuer in einer Wüstenlandschaft drängte. Es herrschten unheimliche Lichtverhältnisse, und am rosafarbenen, leicht bewölkten Himmel standen zu viele Monde. Die Gestalten trugen enge Kostüme und exzentrische Stiefel, und an ihren Gürteln hingen zahlreiche Ausrüstungsgegenstände und Waffen von schlankem, mattsilbernem Design. Die Frisuren und das Make-up sollten futuristisch wirken, aber eigentlich sah alles zwanzig oder dreißig Jahre veraltet aus. Ein Mann kniete am Lagerfeuer, während ihm ein anderer eine Waffe an den Kopf hielt. Neben dem Mann mit der Waffe stand ein großer, in Schwarz gekleideter Alien, der etwas Priesterhaftes an sich hatte und aus einer Art Schriftrolle vorlas.
    »Scheiße, Saul«, sagte sie, als ihr klar wurde, worum es sich handelte, »das ist aus …«
    »Cosmic Avenger«, sagte er, bevor sie zu Ende sprechen konnte. »Vierte Staffel, fünfte Folge. Die Avenger fällt durch eine Raumfalte in die Unerkundete Zone, ohne Kommunikationsverbindung zur Terraflotte. Während das Schiff beschädigt ist, unternimmt Lieutenant Theobald den Versuch, Captain Underhill das Kommando abzunehmen …«
    »Saul«, sagte sie leise, als würde sie mit einem Schlafwandler sprechen. »Saul … das ist nur eine Fernsehserie. Eine ziemlich schlechte Fernsehserie aus meiner Kindheit, die damals niemand ernst genommen hat.« Sie erschauderte angewidert und gab ihm den Flextop zurück. »Es ist kein … Vorbild für das Leben. Willst du wirklich vorschlagen, dass wir alle so tun, als würden wir diese Geschichten für real halten?«
    »Die Hinrichtungsszene ist anerkanntermaßen ein Höhepunkt der Serie«, sagte Regis. »Die Drehbücher in diesem Teil der vierten Staffel … Underhills Ansprache während der Exekution … Natürlich weiß ich, dass viele Leute Star Crusader besser finden, aber das ist Unsinn. Das werden sie niemals verstehen.«
    Sie wartete ab, ob Regis mit den Augen zwinkerte, irgendeinen Hinweis gab, dass das alles nur ein misslungener Scherz im ungeeigneten Moment sein sollte. Aber seine Fassade der Ernsthaftigkeit zeigte nicht den winzigsten Riss.
    Sie versuchte es erneut. »Du glaubst wirklich, dass diese

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