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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zwischen ihnen zu überwinden.
    »Mit dir habe ich nicht gerechnet«, sagte Bella, als Parry die Tür des Quartiers zur Seite schob.
    Parry nahm seine rote Mütze ab und kratzte sich am Kopf. Er war hundemüde, blass und unrasiert. Der Stress sickerte aus jeder Pore seiner Haut. »Craig wollte nicht mit dir reden«, sagte er, und sie nahm in seinen Worten etwas wahr, das unter der oberflächlichen Bedeutung der Aussage lag. Bella ließ sich alles, was sie über Craig Schrope wusste, durch den Kopf gehen, alles, was sie über Typen wie ihn wusste, und nickte.
    »Craig will mit niemandem reden, nicht wahr?«
    »Craig hat große Schwierigkeiten, sich mit der Situation abzufinden«, sagte Parry. »Was nicht heißt, dass es allen anderen besser geht, aber …«
    »Für Craig dürfte es besonders schwierig sein. Erheblich schwieriger. Er hat sich mit Leib und Seele der Firma verschrieben. Aber die Firma existiert nicht mehr – zumindest nicht mehr für uns. Hier geht es nur noch um uns und die Rockhopper. Craig entfernt sich mit jeder Sekunde weiter von seiner kleinen Welt.«
    »Wir arbeiten ohne ihn. Vielleicht überlegt er es sich irgendwann anders – vielleicht auch nicht.«
    »Du hast ihn oder Leute wie ihn nie gemocht.«
    »Ich versuche nur, das Schiff irgendwie am Laufen zu halten. Wenn Craig uns dabei helfen kann, ist er dabei. Wenn nicht, kommen wir auch ohne ihn zurecht.«
    »Und wie steht Svetlana dazu? Oder die anderen Abteilungsleiter?«
    »Du weißt, wer auf unserer Seite steht und wer nicht«, sagte Parry ohne erkennbare Verbitterung. »Zur Zeit schmeißen Svetlana und ich den Laden. Wir haben die Unterstützung von zwei Dritteln der Besatzung, mehr oder weniger.«
    »Darunter auch zwei Mörder.«
    »Um die werden wir uns noch kümmern.« Die Art, wie er es sagte, machte ihr mehr Angst als alles andere. »Du weißt, dass ich alles versucht habe, um zu verhindern, was geschehen ist.«
    »Wenn du mich unterstützt hättest, hätte Thom Crabtree nicht tun müssen, was er getan hat.«
    »Und wenn du auf Svieta gehört hättest, wären wir niemals dort gelandet, wo wir heute stehen. Wir sollten aufhören, uns gegenseitig Vorwürfe an den Kopf zu werfen.«
    »Das sehe ich genauso«, sagte Bella. »Was schlägst du stattdessen vor?«
    »Wir sollten versuchen, das Schiff zusammenzuhalten. Die Leute, die sich auf Craigs Seite geschlagen haben, können vorläufig den Laden schmeißen, aber wir brauchen die Hilfe von allen, wenn wir über die nächsten paar Wochen hinausschauen. Deshalb muss ich dafür sorgen, dass die Wunden verheilen.«
    »Und bei mir willst du anfangen«, sagte Bella.
    »Ich brauche etwas, um die Rückkehrer zu beschwichtigen, um sie wieder zu integrieren.«
    »Meinen Kopf auf einem Tablett?«
    »Nein«, sagte er, aber ohne die spontane Ablehnung, die sie erwartet hatte, als wäre ihre Exekution zumindest eine Möglichkeit gewesen. »Was wir brauchen …« Parry stockte und konnte ihr plötzlich nicht mehr in die Augen sehen. »Du musst hier unten bleiben, bis sich die Unruhen gelegt haben. Ich werde dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt, unter besseren Bedingungen, als man dir bis jetzt zugestanden hat.«
    »Ich höre da ein ›aber‹ heraus.«
    »Du darfst zu niemandem Kontakt haben. Die einzigen Menschen, die mit dir sprechen dürfen, sind ich und jemand aus der medizinischen Abteilung.«
    »Ich muss mit Svieta reden«, sagte Bella eindringlich.
    »Aber sie will nicht mit dir reden. Nie mehr.«
    »Dieses Schiff braucht mich, Parry. Ich weiß, dass ich unsere Freundschaft zerstört habe, aber hier geht es um mehr. Ich werde mich Svietas Autorität unterwerfen, wenn ich sie damit glücklich mache, aber gebt mir die Möglichkeit, etwas zu bewirken. Gebt mir genug Freiheit, um helfen zu können.«
    »Man hat dich abgesetzt, Bella. Svieta sieht es so, dass du wichtige Entscheidungen verpatzt hast, als noch genug Zeit war, etwas zu erreichen. Du hast uns immer tiefer in den Pannenstrudel hineingeritten, als wir uns noch daraus hätten befreien können. Immer tiefer, bis die Wände des Strudels viel zu steil waren.«
    »Aber ich habe diese Besatzung vor einem langsamen Tod im Weltraum bewahrt, verdammt noch mal! Zählt das überhaupt nichts?«
    »Das ist … Schnee von gestern.«
    »Ich hätte mehr von dir erwartet, Parry.«
    »Mehr kann ich dir nicht bieten. Es tut mir leid, Bella. Die Sache ist für keinen von uns ein Picknick. Es ist ja nicht so, dass wir lustige Parties feiern, während du

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