Himmelssturz
Rede …?«
»Ich sage nicht, dass wir sie wortgetreu kopieren sollten.« Er schüttelte den Kopf, als wäre so etwas völlig absurd. »Es geht eher darum, wie sie es gesagt hat – wie die Sache für die Besatzung aussieht, dass Underhill weiß, was sie zu tun hat, aber es gleichzeitig bedauert … der allgemeine Tenor …« Er verstummte und machte den Eindruck, als wäre er überzeugt, seinen Standpunkt überzeugend klar gemacht zu haben. »Es gibt viel schlechtere Möglichkeiten.«
»Die gibt es sicherlich«, sagte sie. »Danke für den Vorschlag, Saul. Und jetzt … verschwinde bitte aus meinem Büro.«
Er drückte den Flextop an die Brust, wo er weich wurde und sich um ihn legte. »Ich meine nur, dass wir es richtig machen sollten. Für Thom Crabtree.«
Sie schaute ihm hinterher, als er ging, entgeistert von diesem Gespräch, aber auch nicht völlig überrascht.
Für manche Besatzungsmitglieder war die Gewissheit, dass sie nun Gefangene von Janus waren, schon so etwas wie der Tod. Svetlana hatte die deutliche Vorahnung, dass es in den nächsten Jahren zu mehreren Selbstmorden kommen würde. Sie glaubte sogar, mit einiger Sicherheit vorhersagen zu können, wer sich für diesen Ausweg entscheiden würde.
Für eine sehr kleine Minderheit jedoch musste Janus eine Art Befreiung bedeuten. Die alte Welt mit ihren verwirrenden emotionalen und politischen Komplikationen fiel immer weiter zurück. Was vor ihnen lag, würde einfacher und symbolischer sein. Genauso wie manche Menschen nur eine Art Halbleben führten, bis ein Krieg ausbrach und sie zur Höchstform aufliefen, so mochte auch die Strenge und Einfachheit von Janus für jemanden wie Saul Regis sehr attraktiv sein. Hier wurde auf brutale Weise reiner Tisch gemacht.
Er war schon eine ganze Weile fort, als Svetlana ihren Flextop nahm und durch das Schiffsnetz navigierte, auf der Suche nach den uralten Mediendateien, die Regis offenbar bestens kannte. Sie hatte nicht die Absicht, die Worte der Ansprache zu kopieren – der bloße Gedanke daran widerte sie an –, aber es konnte nicht schaden, sich die Sache einfach mal anzuschauen.
Nicht wahr?
Die Vorbereitungen für die Vereinigung von Janus und der Rockhopper beanspruchten Tage. Svetlana träumte sich durch farbenprächtige Simulationen und wachte nach fieberhaften Stunden voller Belastungsanalysen auf, in denen Zahlen und Gleichungen wie die Krieger in einer epischen Schlacht gegeneinander antraten.
Sobald die Rockhopper unten war, würde es keine Möglichkeit mehr geben, sie von Janus starten zu lassen. Die Schwerkraft des ehemaligen Mondes war dreihundertfünfzigmal schwächer als die der Erde. Ein Mensch hatte hier praktisch kein Gewicht. Aber ein fünfzigtausend Tonnen schweres Raumfahrzeug benötigte einen Schub von einhundertfünfzig Tonnen, um abheben zu können, was deutlich mehr war, als die Steuerdüsen leisten konnten. Selbst wenn sie die Beiboote als Schlepper einsetzten, würde die Rockhopper mit ziemlicher Wucht in die Grube krachen, wie ein Rammbock im Wolkenkratzerformat. Nach den Belastungsanalysen würde das Schiff den Stoß aushalten, aber die Berechnungen waren schwindelerregend kompliziert, und schon ein winziger Fehler konnte den Untergang bedeuten.
Als der Wagen sie zum Habitat zurückbrachte, summte überraschend ihr Flextop. In ihrem Kopf wimmelte es vor technischen Daten, und sie hatte darum gebeten, nicht unnötig angerufen zu werden.
Sie zog den Flextop unter der Jacke hervor, schüttelte ihn wach und blickte in das Gesicht von Denise Nadis.
»Ich glaube, das musst du dir ansehen«, sagte Nadis.
»Was?«, fragte Svetlana.
»Wir haben die Eiskappe auf Janus untersucht, mit hochauflösenden Kameras, weil wir uns nach alternativen Stellen für die Grube umgesehen haben.«
»Ich dachte, wir hätten uns schon für eine Stelle entschieden. Haben wir nicht schon längst Maschinen runtergeschickt?«
Nadis blinzelte und schluckte. »Ich wollte mich nur vergewissern, ob wir uns wirklich die günstigste Stelle ausgesucht haben. Wenn wir erst einmal unten sind …«
»Ich weiß. Eine zweite Chance haben wir nicht. Worum geht es, Denise?«
»Wir haben … das hier gefunden.«
Ein Bildfenster erweiterte sich und verdrängte Nadis’ Gesicht fast vollständig. Zuerst konnte Svetlana nicht mehr erkennen als ein Gewirr aus Falschfarbenhexeln und numerischen Codes. »Damit kann ich nicht viel anfangen, Denise.«
»Tut mir leid – der Zoomfaktor ist zu klein. Das ist ein Teil
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