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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erweisen mochte. Die Moral ihrer kleinen Gemeinschaft war auch ohne einen solchen Rückschlag recht labil.
    Die Cosmic Avenger ging tiefer und folgte einem Kurs, der sie zwischen den Spitzen der höchsten Strukturen hindurchführte. Sie überquerten etwas, das wie ein gewundener Strom aus erstarrter Lava aussah, der sich zwischen den gigantischen Klötzen spicanischer Maschinerie hindurchschlängelte. Svetlana wartete, weil sie wusste, dass früher oder später ein Transporter auftauchen würde.
    Schon bald darauf entdeckte sie die schnell dahinrasende außerirdische Maschine, die wie eine Schwellung im Strom die Lava entlangglitt.
    Janus wurde von Pol zu Pol von solchen Lavaströmen durchzogen. Es waren mehrere tausend, jeweils mehrere zehn oder hundert Kilometer lang, die sich an komplizierten Kleeblattkreuzungen miteinander verbanden. Die Enden verschwanden in den glatten Seitenwänden von Maschinen, die sich nur eine Mikrosekunde vor und nach dem Eintreffen eines Transporters öffneten.
    Nick Thale und seine Leute hatten viel Zeit mit dem Studium der Lavaströme verbracht. Genaue Beobachtungen hatten ergeben, dass die Transporter aus fünf verschiedenen »Fabriken« kamen, die über ganz Janus verteilt waren. In ihren Suspensionsfeldern transportierten sie Material, das nach einem zweckmäßigen Bauplan gestaltet schien. Transporter, die sich in die entgegengesetzte Richtung bewegten, führten meistens so etwas wie Abfall mit sich, Haufen aus unregelmäßigen Stücken, die vielleicht einmal intakte Bauteile gewesen waren.
    Zu Anfang des ersten Jahres hatten die seismischen Überwachungsinstrumente eine schwere Erschütterung im Innern von Janus registriert. Das Beben hatte die verankerte Rockhopper heftig durchgeschüttelt und beinahe umstürzen lassen. Daten von den Flugrobotern, die sich immer noch draußen im Kielwasser befanden, zeigten, dass die Beschleunigungsrate des Mondes während der folgenden Woche von fünf auf drei Ge fiel. Im gleichen Zeitraum erhöhten sich die Transporteraktivitäten in einem Ausmaß, das vorher noch nie beobachtet worden war. Gewaltige Mengen Schrott kamen aus drei dicht beisammen stehenden Strukturen in der Nähe eines Gebildes, das die Bezeichnung Verteilerkasten erhalten hatte. Die Fabriken reagierten, indem sie große Mengen neuer Bauteile ausstießen. Es kam zu »Verkehrsstaus«, als der endlose Strom von Transportern die Lavastraßen verstopfte, wodurch die Fahrzeuge zum ersten Mal aus der Nähe studiert werden konnten. Außerdem wurden geringfügige Veränderungen am Straßensystem beobachtet.
    Am Ende der Woche nahm Janus die frühere Beschleunigungsrate wieder auf, als wäre nichts geschehen. Doch die Bedeutung dieses Vorfalls war klar: Irgendwo im Herzen des Mondes hatte ein System versagt, vielleicht sogar auf katastrophale Weise. Daraufhin hatte der Mond sein Tempo gedrosselt, sich ganz auf die Reparaturarbeiten konzentriert und sich selbst wieder in Ordnung gebracht.
    Das war einerseits gut und andererseits schlecht.
    Es bedeutete, dass Janus zwar nicht unfehlbar war, dass es zu Pannen kommen konnte, dass er aber durchaus imstande war, Schäden aus eigener Kraft zu beheben. Gleichzeitig war die Hektik, mit der die Reparaturen durchgeführt wurden, geradezu unheimlich. Vorher war darüber diskutiert worden, den Mond zu sabotieren, einen Schraubenschlüssel in das Herz des fremdartigen Antriebssystems zu werfen, zum Beispiel eine DUE, die auf maximale Wirkung eingestellt war. Doch solche Pläne erschienen plötzlich hoffnungslos naiv, als würde man versuchen, einen Bulldozer mit einer Feder aufzuhalten.
    Der Transporter raste dem Beiboot voraus und verschwand dann in der glatten Wand einer pyramidenförmigen Struktur. Danach folgte das Beiboot einer breiten Lavaspur über fünf oder sechs Kilometer und versuchte eine Zone mit hoher Gravitationsfluktuation zu umfliegen. Sie kamen unter einer erleuchteten Brücke oder Überführung hindurch und rasten dann mit halsbrecherischer Fahrt zwischen den mit Sprache übersäten Wänden einer gekrümmten Schlucht dahin.
    Genau vor ihnen lag der Schlund.
    Lavastraßen führten aus allen Richtungen zum Schlund und stürzten sich über seine gewölbte Lippe in das glutrote Herz von Janus. Obwohl der »Boden«, auf dem die spicanischen Maschinen standen, stellenweise bis zu zwanzig Kilometer unter die durchschnittliche Oberfläche abfiel, war der Schlund die einzige bekannte Öffnung, die tiefer hinein führte. Da sie nur knapp

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