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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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– dem letzten in dieser Woche –, half Svetlana Ramos beim Abwasch. Dann setzten sie alle wieder die Helme auf, zogen die Handschuhe an und stapften zurück in die Luftschleuse.
    »Ich bin schon ganz aufgeregt«, sagte Parry.
    »Dann sollte ich dich vorwarnen«, sagte Ramos. »So beeindruckend ist es nämlich gar nicht.«
     
    Erst als sie aus dem Zelt trat, bekam Svetlana einen Eindruck von der wahren Größe der Kammer. Sie beugte sich schwerfällig zurück, blickte auf und sah das Loch, das in den Schlund mündete. Es war eher am Zusammenfluss der Lavastraßen zu erkennen als am schwarzen Epizentrum. Es schien hoffnungslos weit entfernt zu sein, ein Nadelöhr am Himmel, in das sie sich würden einfädeln müssen, wenn sie zurückfliegen wollten.
    »Hier entlang«, sagte Ramos. »Wir werden Geckoflex benutzen, also hoffe ich, dass ihr noch gut in Form seid.«
    Sie führte sie vom gelandeten Beiboot fort, über den Landeplatz hinaus auf einen Weg, der mit Leuchtfarbe markiert war. Sie schlängelten sich zwei oder drei Kilometer weit durch enge Hohlwege zwischen hohen Klötzen aus spicanischer Maschinerie. Svetlana bemerkte, dass der Boden langsam anstieg, als sie sich der gekrümmten Seite der Höhle näherten. Die Anstrengung war kaum der Rede wert, aber sie musste sich zwingen, in aufrechter Haltung zu gehen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sich einfach zurückzulehnen, bis die Gefahr drohte, dass sie verträumt das Gleichgewicht verlor und rückwärts umkippte.
    »Das Verrückte ist, dass wir schon so lange hier sind und es die ganze Zeit nicht bemerkt haben«, sagte Ramos.
    »Was hat euch darauf aufmerksam gemacht, dass sich etwas bewegt?«, fragte Parry. Svetlana hörte Musik über die Sprechverbindung, aber sie konnte nicht erkennen, was Parry aufgerufen hatte. Wahrscheinlich nicht Turandot, dachte sie. In letzter Zeit spielte er Puccini nicht mehr allzu oft.
    »Das haben wir Jake und Chris zu verdanken«, sagte Ramos. »Wenn sie nicht so wild darauf gewesen wären, all diese Symbole zu fotografieren und zu dokumentieren, hätten wir es wahrscheinlich nie gesehen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass sie davon erfahren. Wenigstens sind ihre Forschungen keine völlige Verschwendung von Zeit und Flextopenergie gewesen.«
    Der Anstieg wurde allmählich anstrengender. Svetlana nahm immer häufiger Geckoflex zu Hilfe. Sie atmete schwerer und sprach seltener. Die Neigung der Wand betrug inzwischen fünfundvierzig Grad, während die größeren spicanischen Konstruktionen in unwahrscheinlichen Winkeln aus der Wand ragten. Ramos trieb sie ohne Pause weiter, sodass Svetlana inzwischen ihre Bemerkung über die Fitness des Außenteams bereute.
    Sie schoben sich vorsichtig durch ein Dickicht aus schwarzen klingenförmigen Strukturen. Ramos warnte sie, dass sie scharf genug waren, um den Stoff eines Anzugs aufzureißen. Dann lag das Ziel ihres Marsches direkt vor ihnen – die größere der zwei auffälligsten Spitzen, die in die Kammer ragten.
    Es war ein schlanker Kegel, der eine Länge von drei Kilometern erreichte. Wo er mit der Wand verschmolz, hatte die Basis einen Durchmesser von etwa hundert Metern, schätzte Svetlana. Auf jeden Fall war das Gebilde riesig und von den inzwischen vertrauten spicanischen Symbolen umringt. Die Zeichen zogen sich den Kegel hinauf, bis sie zu einem funkelnden rötlichen Schimmer verschmolzen. An der Spitze befand sich ein spindeldürres Kreuz, das wie eine Wetterfahne aufgesetzt war.
    Zwei weitere Gestalten in Raumanzügen, die hinter der Krümmung der Basis kaum noch zu erkennen waren, hantierten mit Geräten auf Stativen. Sie winkten der eingetroffenen Gruppe zu und setzten ihre Arbeit fort.
    Ramos führte sie zur Basis und wurde dort langsamer. »Ich habe euch gesagt, dass es nicht sehr beeindruckend wirkt.«
    So war es. Und erst recht im Vergleich zu den Oberflächenstrukturen, von denen manche fünf- bis sechsmal größer als diese Spitze waren. Aber dieses Gebilde hatte etwas Atemberaubendes, etwas völlig Andersartiges an sich: Es bewegte sich. Nicht sehr schnell. Die Rotation des Kegels verlief quälend langsam und war selbst an der Basis mit dem unbewaffneten Auge nur schwer wahrzunehmen. Deshalb hatte es so lange gedauert, bis es jemandem aufgefallen war. Nur wenn man die Symbole sehr genau beobachtete, wurde die Drehung offensichtlich. Für einen flüchtigen Beobachter sah die Spitze jeden Tag gleich aus.
    Svetlana ging an der Stelle in die Knie, wo die Basis in die Wand

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