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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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beschädigt, der Zusammenstoß hatte die Endplatten gegeneinander verschoben. Die Lava hatte sich durch die Behinderung in fingerartige Schläuche aufgeteilt, die wie Elmsfeuer über die Endplatten flossen und seltsame Muster aus bronzefarbener Erosion auf die zinngraue Oberfläche zeichneten. Hinter dem Transporter bog sich der Strom wieder auf den ursprünglichen Weg zurück.
    Der beschädigte Transporter hatte seine Fracht verloren. Das Suspensionsfeld war noch aktiv, in Form eines flackernden Zylinders zwischen den Endplatten, aber die Fracht war durch eine Schwachstelle herausgefallen. Platten, Spulen und Röhren aus mattem Material hatten sich fächerförmig auf dem Eis verteilt.
    »Glaubst du, dass wir sie einfach … mitnehmen können?«, fragte Parry, als sie stehen geblieben waren und ihre Stiefel nur noch wenige Meter von der Fracht entfernt waren.
    »Ich vermute, dass uns nichts daran hindern wird«, sagte Thale. »Wenn das Eis verschwindet, könnte es sein, dass die Maschinen diese Sachen reabsorbieren. Oder sie werden einfach als Müll liegen bleiben, wie abgestorbene Hautschuppen.«
    Parry hantierte mit seinem Helm und probierte verschiedene Blendfilter aus. »Und keine anderen Transporter sind mehr über diese Straße gekommen?«
    »Nicht seit dem Durchbruch des Steinbrockens. Auf diesem Strom gab es ohnehin nie viel Verkehr – höchstens ein oder zwei Transporter pro Woche. Falls sie auf andere Wege umgeleitet werden, wird es uns schwer fallen, einen Unterschied zu bemerken.«
    »Irgendeine Idee, woraus dieses Zeug besteht?«
    »Das lässt sich erst sagen, wenn wir etwas davon in Wangs Labor geschafft haben.«
    »Es sieht wie Metall aus«, sagte Parry. »Wie Blei oder etwas in der Art. Mein Anzug misst keine Erhöhung der Hintergrundstrahlung, also ist es vermutlich nicht radioaktiv.«
    »Oder der Anzug irrt sich«, sagte Svetlana.
    »Auch das wäre möglich.« Parry lachte mit Galgenhumor. »Meinst du, wir sollten versuchen, jetzt etwas mitzunehmen?«
    »Ich würde lieber die Roboter vorschicken«, sagte Thale. »Wenn das hier eine Art Falle ist oder sich das Material als toxisch erweist, wäre es besser, wenn sie sich dem Risiko aussetzen.«
    »Ich weiß nicht, ob Saul ein paar Roboter erübrigen kann«, sagte Parry.
    »Ist es wirklich so schlimm?«, fragte Thale skeptisch. »Ich dachte, das wäre nur Parteipropaganda, damit wir nicht aufmucken.«
    »Es ist schlimmer«, sagte Parry.
    In den letzten Monaten war der Roboterbestand durch Pannen und Unfälle gefährlich geschrumpft. Komplexe Bauteile wie Mikroprozessoren benötigten gleichermaßen komplexe Baupläne, die bis in den atomaren Bereich exakte Vorgaben machten. Für die meisten ihrer Maschinen hatten sie keine solchen Pläne zur Verfügung. Wang gab sein Bestes und erweiterte die integrierten Dateien des Kessels durch einen gewissen Anteil umgekehrter Konstruktion, doch bisher hatte er kaum etwas hervorgebracht, das tatsächlich funktionierte.
    »Aber du könntest doch bestimmt deinen Einfluss in die Waagschale werfen.« Thale zeigte auf die verstreute Fracht. »Das ist Rohmaterial. Genau das, worauf wir gewartet haben.«
    »Ich werde mal sehen, was Saul erübrigen kann.«
    »Wir müssen nicht auf Saul warten«, sagte Svetlana. »So viel Zeit haben wir nicht. Wir müssen feststellen, ob dieses Zeug uns etwas nützt, und wenn ja, brauchen wir eine Strategie, wie wir mehr davon beschaffen können.« Damit stapfte sie los.
    »Svieta …«, setzte Parry an.
    Aber sie war bereits auf den Knien und schob ihre Handschuhe in das Eis unter dem nächsten dunkelgrauen Stück. »Fühlt sich in Ordnung an«, sagte sie. »Meine Finger kribbeln nicht, auch kein anderer seltsamer Effekt. Es fühlt sich einfach wie ein Stück Metall an … ziemlich hartes Metall. Ich glaube, es lässt sich bewegen.« Sie pfiff. »Mann, ist das schwer! Es muss wesentlicher dichter als alles sein, was wir benutzen.«
    Parry und Thale standen links und rechts von ihr, hin und her gerissen von Faszination und Sorge. Svetlana zog die Metallplatte hoch, bis sie sich aus dem Eis löste, in das sie sich eingegraben hatte. Danach war sie leicht zu bewegen, obwohl sie in ihren Händen deutlich schwerer war als alles, womit sie in der Gravitation von Janus bislang zu tun gehabt hatte. »Es fühlt sich wie ein Stück Beton an. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie viel es unter einem Ge wiegen würde. Es müssen Tonnen sein.«
    »Sei vorsichtig damit«, warnte Thale. »Die

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