Himmelssturz
abgelehnt.«
»Sie kann von Glück sagen, dass wir sie nicht genauso wie Herrick und Chanticler exekutiert haben. Glaubst du wirklich, dass ihre Taten weniger verbrecherisch waren?«
»In meinen düstersten Momenten schon«, räumte Axford ein. »Aber normalerweise halte ich mich in diesen düsteren Momenten mit solchen Urteilen zurück.«
»Für dich ist es leicht. Du musst nur Knochen richten und Babies auf die Welt bringen. Ich muss all das hier zusammenhalten. Sie muss für das bezahlen, was sie getan hat.«
»Sie bezahlt dafür«, sagte Axford leise.
Svetlana blickte wieder zum Horizont, aber vom Traktor war jetzt nichts mehr zu sehen. Sie zog die Sichtblende herunter und sperrte die Dunkelheit aus. Manchmal schien sie an ihrem Bewusstsein zu kratzen und ihre Gedanken auf Schwachpunkte zu überprüfen. Svetlana dachte an Parry, der irgendwo da draußen war, und wünschte sich, er wäre bei ihr.
»Wenn es etwas gibt …«, sagte sie stockend, »etwas, das ihr hilft … intakt zu bleiben …«
Axford ließ sich nicht anmerken, ob er Triumph empfand. »Es gibt ein paar Maßnahmen, zu denen ich raten würde. Ich werde sie notieren und dir schicken, damit du sie genehmigen kannst.«
Svetlana kam es vor, als würde sie Stunden brauchen, um über eine Antwort nachzudenken. Vielleicht spürte sie den Tritt im Bauch, als sich das Mädchen im Schlaf drehte. »Also gut. Aber sie bleibt trotzdem im Exil, Ryan. Das dürfen wir nie vergessen.«
»Nein«, sagte er.
»Noch etwas – du hast sie zu Jim gebracht. Warst du während des Besuchs dabei?«
»Nein. Ich habe sie allein gelassen.«
»Also hast du keine Ahnung, worüber sie gesprochen haben?«
»Ich bin Arzt«, sagte Axford entrüstet, »kein Spion.«
Sechzehn
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Die Klippe ragte hoch hinauf und über Svetlana hinweg. Der schwindelerregende Überhang war von bedrohlich wirkenden Rissen durchzogen. Seit den frühen Tagen des Aufbruchs von Janus kalbte das Eis nur noch selten, aber es brachen weiterhin größere Brocken ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kam, während sie unter dem Überhang standen, war beruhigend gering, aber Svetlana konnte ihre leichte Unruhe trotzdem nicht ganz abschütteln.
Sie blicke zurück und vergewisserte sich, dass Parry und Nick nicht zu weit zurückgefallen waren. Sie waren vom gelandeten Beiboot aus fünfzig Meter weit zu Fuß in nördlicher Richtung gegangen, bis zum feurigen Band der Lavastraße. Sie glühte orangerot und schnitt wie eine Spur aus brennendem Benzin durch das Eis.
In einer Richtung schlängelte sich die Straße zum Horizont. In der anderen verschwand sie in einem klobigen, eisbedeckten Block spicanischer Technik in der Größe eines Bürohochhauses. Wo sich kein Eis befand, hatten sie beobachtet, wie die Lava einfach über die Maschinen hinwegfloss und der Strom nur an den Stellen gestützt wurde, wo er aus dem Innern von Janus kam oder darin eintauchte. Man hatte Roboter unter den Strömen hindurchgeschickt, aber sie hatten keine besonderen Feldeffekte registriert.
Vor ihnen stimmte etwas mit dem Strom nicht. Statt dem üblichen geraden oder leicht gekrümmten Weg zu folgen, knickte die Straße hier abrupt fast im rechten Winkel ab. Hinter dem Knick hatte sich der Strom auf subtile Weise verändert. Die Farbe wechselte zu Rosa, und der Durchmesser der glühenden Röhre war verringert, als würde sie unter Druck stehen, als stünde sie kurz vor dem Zerbrechen.
Svetlana überließ Thale die Führung. Sie überquerten den Weg, dem der Strom gefolgt wäre, wenn es den Knick nicht gegeben hätte. Bitte spring jetzt nicht in die richtige Spur zurück, dachte sie.
»Nichts ist vorbeigekommen, um es zu reparieren«, sagte er. »Vielleicht gibt es irgendwo in Janus eine lange Warteliste, oder die Maschinen wissen nichts von dieser Störung, oder sie ist ihnen egal.«
»Und das hier wurde durch Eis verursacht?«, fragte Parry.
»Durch Eis und Gestein«, sagte Thale. »Als sich Janus noch in der Saturnumlaufbahn befand, muss ein Chondrit-Brocken in das Eis eingeschlagen sein. Als dieser Teil des Eisschildes zusammenbrach, wurde der Steinbrocken mitgerissen, der genau in dem Moment auf die Lavastraße stürzte, als ein Transporter vorbeikam.«
Parry und Thale hatten seit ihrem Aufbruch den größten Teil der Gespräche bestritten und das betroffene Schweigen mit angestrengtem Geplauder vertrieben. Thale und Svetlana hatten sich immer noch nicht vertragen, obwohl er inzwischen aus der Haft
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