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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Unruhe im Schlund. Und es schwappten neue Gerüchte über den Tod von Meredith Bagley an die Oberfläche. War es wirklich ein Unfall gewesen, oder hatte jemand den Motor der Zentrifuge eingeschaltet, während sie sich tief in den technischen Innereien aufgehalten hatte? Gelegentlich breitete sich eine ungewohnte Kälte zwischen ihr und Parry aus, wenn er sie ansah, als wäre sie jemand, den er kaum kannte, von Liebe ganz zu schweigen. Diese Momente gingen jedes Mal vorbei, aber während dieser Aussetzer in ihrer Partnerschaft rutschte sie in eine neurotische Spirale der Selbstkritik ab. Parry war ein guter Mann, ein ehrlicher Mann. Wenn er ein Problem mit ihr hatte, musste es einen triftigen Grund geben. Vielleicht hatte sie bei manchen Dingen einen zu rigiden Standpunkt eingenommen. Andererseits stand Parry nie vor der Aufgabe, wirklich schwierige Entscheidungen selbst zu treffen. Er glaubte zu wissen, was sie durchmachte, wie viel die Verantwortung ihr abverlangte, aber in Wirklichkeit konnte er es sich nicht vorstellen. Er half ihr bei der Entscheidungsfindung, aber Svetlana musste die Entscheidungen treffen. Sie hatte nie beobachtet, wie Parry um drei Uhr morgens wach lag und sein Geist wie ein sechzig Jahre alter Traktor mit blockiertem Getriebe heißlief.
    Also verdrängte sie die seismische Erschütterung in den Hintergrund.
    Acht Tage später wurde sie wieder daran erinnert.
    Es gab Meldungen über Aktivitäten auf Janus. Für sich genommen war das nichts Ungewöhnliches, und normalerweise hätte deswegen niemand Alarm geschlagen. Seit dreizehn Jahren hatten die Menschen auf Janus immer wieder unerklärliche Dinge beobachtet. Wenn man sich eine einsame Fahrt draußen auf dem Eis zwischen zwei Außenposten vorstellte, war der Grund leicht zu verstehen. Die Gläubigen sahen Leuchtwesen, fremdartige Gestalten, die durchaus Engel oder Geister sein mochten, die mit beruhigenden Botschaften von geliebten Menschen kamen, die sie auf der Erde zurückgelassen hatten. Die etwas ausgeflippteren Unterwasserfanatiker neigten dazu, Wale oder Delfine in Aliengestalt zu sehen. Die Fans von Cosmic Avenger beschrieben Außerirdische, die exakt dem einfallslosen humanoiden Grundmuster der Fernsehserie für Intelligenzwesen entsprachen. Gelegentlich gab es etwas seltsamere Berichte, aber es war nichts dabei, was Svetlana als Beweis für tatsächliche Kontakte einschätzte. Natürlich mochte Janus noch einige Überraschungen für sie bereithalten, aber in den vergangenen dreizehn Jahren war sie zur Überzeugung gelangt, dass der ehemalige Mond nicht mehr als ein automatischer Mechanismus war.
    Andererseits ging es in den neuesten Berichten nicht um außerirdische Wesen als solche, sondern um fremdartige Dinge. Es war dieser Unterschied, der sie dazu bewegte, sich der Sache etwas gründlicher zu widmen. Überall auf Janus, vom Schlund über Neustadt bis nach Crabtree wurden von ansonsten zuverlässigen Leuten Dinge gesichtet. Maschinen, wie es schien. Die sich zumeist schnell und flüchtig bewegten und von flüssiger oder glasiger Erscheinung waren. Sie waren plötzlich da, spionierten einen Generator, eine Batterie oder eine Kabelverbindung aus, und verschwanden dann wieder in der Nacht, genauso schnell, wie sie gekommen waren. Bisher hatte keine aktive Kamera mehr als ein paar verwaschene Flecken aufgenommen. Wäre nicht die große Zahl der Zeugen und die Zuverlässigkeit ihrer Aussagen gewesen, hätte Svetlana die Bilder nicht weiter beachtet. Außerdem war da noch die Sache mit dem Hammerschlag. Mehr als einmal waren die Wesenheiten offenbar aus dem Gebiet gekommen, in dem sich das Beben ereignet hatte.
    Irgendetwas ging vor sich.
    Sie schickte einen weiteren Erkundungstrupp mit Traktoren hinaus, diesmal sechs Stück, aber auch sie fanden nichts. Schließlich beauftragte sie die Star Crusader, in der Hoffnung, dass das Beiboot aus größerer Höhe und im Widerschein des Triebwerks etwas entdeckte, das bei den bisherigen Exkursionen übersehen worden war.
    Ihre Hoffnung erfüllte sich.
    Der Eiskrater war groß, aber sehr flach, sodass man ihn in der zerklüfteten Landschaft leicht übersehen konnte. Eine Traktorspur verlief nur wenige Meter neben dem Kraterwall. Mitten in der Vertiefung lag eine schwarze Scheibe, wie eine überdimensionale Münze. Die Kante reflektierte das Licht, als wäre sie auf Hochglanz poliert worden.
    Die Crusader landete. Parry und Naohiro Uguru gingen in Orlans nach draußen. Sie kletterten über den

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