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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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um eine merkwürdige optische Täuschung durch die Verhältnisse in der Kammer handelte, schien das Loch in der Wand kleiner geworden zu sein. Sie konnten sogar sehen, wie es weiter schrumpfte.
    »Okay, wir haben ein kleines Problem«, sagte Parry mit einer Ruhe, die eine Spur zu betont war, um überzeugend zu wirken. »Craig, ich möchte, dass du dich aus der Kammer zurückziehst. Du hast jede Menge Zeit.«
    Schrope sagte nichts. Er befestigte die Kamera wieder an seinem Anzug und machte sich sofort auf den Rückweg. Das Bild zeigte seine Hände, die sich gegen die Wand legten und nach Halt suchten.
    »Das sieht nicht gut aus«, murmelte Svetlana leise. »Das Loch ist schon jetzt zu klein, als dass er sich noch hindurchzwängen könnte.«
    Schrope hatte es ebenfalls gesehen. Er zog sich mit zitternden Händen zurück. »Zu eng«, sagte er. Die Kamera ruhte eine Weile auf dem Durchgang, der sich weiter verschloss, bis die runde Öffnung nicht mehr als fünfzig Zentimeter groß war und sich weiter bewegte. »Da komme ich unmöglich durch.«
    »Bleib wo du bist«, sagte Svetlana, ohne sich daran zu stören, dass es wie ein Befehl klang. »Das muss nicht … zwangsläufig ein Problem sein.«
    »Aber für mich ist es eins.«
    Nun wurde die Aktualisierungsrate noch geringer, und die Software füllte immer größere Teile mit Vermutungen aus, die auf den vorherigen Bildern basierten.
    »Du scheinst dich in einer Luftschleuse zu befinden«, sagte sie. »Wir hätten mit etwas in der Art rechnen müssen. Das ist gut. Es bedeutet, dass sie sich mit uns treffen wollen.«
    »Jetzt gibt es keinen Weg nach draußen mehr«, sagte Schrope. Seine Stimme klang metallisch und hatte jede Harmonie verloren. Die Bildübertragung blieb bei der letzten vollständigen Aufnahme stehen und wurde nicht mehr aktualisiert. Die Bitrate reichte kaum noch für die Audioübertragung aus.
    »Craig«, sagte Svetlana, »wenn du mich hören kannst – bleib ruhig.«
    »Bekomme keine Anzugdaten mehr herein«, meldete Ash Murray.
    »Auch die Bildübertragung ist unterbrochen«, fügte Parry hinzu.
    »Craig«, sagte Svetlana. »Rede mit mir. Erzähl mir, was geschieht.«
    Seine Stimme wurde in kurzen, gekeuchten Splittern übertragen. »Ich glaube, es wird Luft in die Kammer gepumpt. Der äußere Druck interagiert mit meinem Anzug. Das Gas ist … farblos. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber …«
    »Sprich weiter.«
    »Ich werde schwerer. Der Anzug drückt mich zu Boden. Kann nicht mehr lange stehen.« Wieder hörte sie angestrengtes Keuchen. »Gehe in die Knie. Werde immer schwerer.« Er brach ab und schnappte mühsam keuchend nach Luft. »Kann kaum noch atmen.«
    Parry meldete sich. »Craig, wie es scheint, befindest du dich in einer Schleusenkammer, die unter Luftdruck und Schwerkraft gesetzt wird.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht.«
    »Du musst dich so flach wie möglich hinlegen, um dein Herz zu entlasten.«
    »Ich versuche es. Flach hinlegen geht nicht … der verdammte Rückentornister ist im Weg.«
    »Oh nein«, sagte Svetlana und erinnerte sich an die Diskussionen, ob Schrope einen harten oder weichen Schutzanzug anlegen sollte. Der Weichanzug wurde als weniger bedrohlich eingestuft, da er eher der normalen Gestalt eines Menschen entsprach, aber mit dem Hartanzug wäre er besser geschützt, und der normale Druck konnte unabhängig von den Umweltbedingungen gehalten werden.
    Schlechte Entscheidung. Sehr schlechte Entscheidung.
    »Ich werde weiterhin schwerer. Der Luftdruck hat meinen Anzug völlig zusammengepresst. Ich sehe sehr viele rote Anzeigen im Display.«
    »Halt durch, Craig«, sagte Parry. »Früher oder später wird …«
    Aber Svetlana hörte deutlich die Hoffnungslosigkeit in seiner Stimme. Da drinnen war es bereits zu schwer für jemanden, der nicht die Last eines Raumanzugs mit sich herumschleppte. Wenn die Gravitation und der Luftdruck weiter stiegen, würde Schrope sehr bald das Bewusstsein verlieren, wenn sein Blut nicht mehr das Gehirn erreichte. Kurz danach würde sein Herz aufhören zu schlagen.
    »Wartet …«, hörte sie plötzlich. »Es passiert etwas. Das Glas wird klar … Ich kann jetzt hindurchsehen. Ich sehe die andere Seite.« Er stieß ein grausames Röcheln aus. Jeder Atemzug musste ihm höllische Schmerzen bereiten. »Sie sind es. Sie sind da. Oh Gott! Sie sind da! Sie sind draußen. Sie kommen näher.« Seine Stimme nahm einen dringlichen Tonfall an. »Ich muss die Kamera drehen. Muss die Kamera

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