Himmelssturz
empfindliche Maschinerie warten lassen will. Das Uhrwerk wäre für immer in sicheren Händen gewesen.«
»Das hätte nicht funktioniert.«
»Svetlanas Methode war kaum ein durchschlagender Erfolg, Parry.« Bella schnaufte unwillig. »Aber wenn sie nicht mit mir reden will … Es hat wohl keinen Sinn, sich mit einem schmollenden Kind zu streiten, nicht wahr?«
»Also wärst du bereit, mit mir zu reden?«, fragte Parry.
»Wenn es nicht anders geht. Schließlich geht es hier nicht um meinen Stolz, sondern um das Wohl von Crabtree.«
Parry beugte sich vor und versuchte, wieder eine Verbindung zu der Frau herzustellen, unter der er früher einmal gedient hatte. »Dann sag mir, worum es geht. Sag mir, was Jim Chisholm mit dem Tod von Craig Schrope zu tun hat.«
»Sehr viel.« Sie stellte ihre Teetasse ab und musterte Parry mit einer Eindringlichkeit, die ihn verstörte, als würde sie in seine Seele schauen und dort nach einem Makel suchen.
»Es geht um das, was Jim zu dir gesagt hat, nicht wahr? Am Tag, als du nach Crabtree gekommen bist und ihn besucht hast.«
»Natürlich.«
»Aber das war vor … neun oder zehn Jahren, wenn ich mich nicht verschätze. Jim konnte noch nichts über die Spicaner wissen.«
»Aber er wusste, dass wir ihnen eines Tages begegnen würden. Und dass diese Begegnung …« – Bella hielt inne und suchte nach den richtigen Worten – »schwierig sein würde.«
»Dass er es wusste, hilft uns nicht weiter.«
»Ich glaube, doch«, sagte Bella. »Weißt du, es ist so … Auch das ist schwierig. Ich besitze nur noch etwas, das von Wert ist, Parry.« Sie blickte auf ihre altersfleckigen Finger, die sie unentschlossen ineinander verschränkt hatte. »Es war ein Geschenk von Jim. Er hätte es dir sagen können, oder Svieta oder Ryan oder sonst jemandem … aber das hat er nicht. Er hat es mir gesagt, weil es das einzig nützliche Ding war, das er mir geben konnte. Und ich habe das Geheimnis all die Jahre gewahrt, weil ich wusste, dass es uns eines Tages helfen könnte – dass es eines Tages mir helfen könnte … doch gleichzeitig habe ich die ganze Zeit gehofft, gebetet, dass die Zeit, es zu offenbaren, niemals kommen würde.« Sie blickte ihn mit einer Schärfe an, die ihn überraschte. »Aber jetzt scheint die Zeit gekommen zu sein.«
»Sag es mir«, flüsterte Parry.
»Ich hatte immer gehofft, ich könnte es benutzen, um mit euch zu verhandeln. Deshalb wollte ich mit Svieta reden.«
»Ich werde deine Forderungen an sie weiterleiten.«
»Ich verlange nicht die Welt. Nur dass ich nach Crabtree zurückkehren kann. Gestattet mir, eine kleine Rolle bei unserer Mission zu spielen.«
»Gib mir meinen Helm«, sagte Parry.
Bella tat es. Er setzte den Helm wieder auf und kehrte in die Luftschleuse zurück. Nachdem die Tür hinter ihm geschlossen und der Helm versiegelt war, würde Bella nicht mehr hören können, wie er mit Svetlana in der Crusader sprach.
»Nun?«, fragte sie.
»Bella ist bereit zu reden. Jim hat ihr etwas gesagt, das für uns möglicherweise nützlich sein könnte. Sie wird es offenbaren, wenn wir ihr ein Stück entgegenkommen.«
»Ich verhandle nicht. Hol es aus ihr raus.«
»Svieta …«
»Wir stehen kurz davor, das wichtigste Ereignis in der Menschheitsgeschichte zu vermasseln, Parry. Ich bin jetzt nicht in Stimmung für Verhandlungen. Sag ihr, wenn sie nicht reden will, kürzen wir ihre Rationen.«
»Dann wird sie dichtmachen. Du kennst Bella.«
Am anderen Ende der Verbindung folgte verärgertes Schweigen. Svetlana schien zu wissen, dass er recht hatte. Die beiden Frauen waren sich in punkto Temperament viel zu ähnlich. »Was verlangt sie?«, fragte Svetlana nach einer Weile.
»Die Rückkehr nach Crabtree.«
»Nur über meine Leiche.«
»Hör mir zu«, sagte Parry. »Gib ihr eine der abgelegenen Kuppeln. Sie muss nicht im Habitat untergebracht werden. Sie wäre immer noch eine Gefangene.«
Wieder Schweigen. Es hielt zwanzig oder dreißig Sekunden lang an, während sich Parry vorstellte, welche quälenden Gedanken durch Svetlanas Kopf gingen.
»Nur Crabtree, hat sie gesagt? Keine weiteren Forderungen?«
»Sie würde gerne wieder eine kleine Aufgabe übernehmen.«
»Nein.«
Parry dachte an Bella, die auf der anderen Seite der Schleusentür wartete und sich fragte, was hier vor sich ging. »Es wäre möglich«, sagte er. »Wir haben bereits einen privaten Kanal eingerichtet, auf dem jeder anonyme Vorschläge einsenden kann.«
»Aha?«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher