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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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doch als sich die innere Tür öffnete, war ihrer Miene keine Überraschung anzumerken.
    »Setz dich«, sagte sie, nahm ihm den Helm ab und hängte ihn in ein Gestell.
    »Ich weiß, dass du gehofft hast, mit Svetlana zu sprechen.«
    »Gehofft. Nicht erwartet. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    Sie hatte ihm einen Tee aus ihren Vorräten gekocht. Er trank ihn aus einer im Schmiedekessel hergestellten Tasse mit Deckel, der den Tee am Überschwappen hindern sollte. Wang hatte sie mit dem Weidenmuster bedruckt, das er aus der Erinnerung rekonstruiert, aber mit großer Genauigkeit und Sorgfalt nachgezeichnet hatte. Der Tee war schwach und hatte die Farbe von trübem Regenwasser, genauso wie Parry ihn am liebsten mochte. Er fragte sich, ob Bella sich von seinem letzten Besuch daran erinnerte. »Du siehst gut aus«, sagte er schließlich.
    »Für eine achtundsechzig Jahre alte Frau, meinst du.«
    »Du solltest nicht jedes Kompliment totschlagen.« Er sah sie über den Rand der Tasse hinweg an. »Nicht dass Svieta keine Probleme hätte, eins anzunehmen.«
    »Hätte es sie umgebracht, persönlich bei mir zu erscheinen?«
    Vielleicht hatte sie seinen kurzen Blick zum Fenster bemerkt. Svetlana hatte ihm verboten zu erwähnen, dass sie sich an Bord der Crusader aufhielt. »Sie hatte es in letzter Zeit nicht leicht«, sagte er. »Seit Bob Ungless’ Tod … seit sich der Eiserne Himmel geschlossen hat … seit den neuesten Ereignissen. Wie viel hast du mitbekommen, was mit Craig passiert ist.«
    »Genug.«
    »Sie macht sich Selbstvorwürfe, weil sie ihn in das Schiff geschickt hat.«
    »Hat sie ihm eine Pistole an den Kopf gehalten, damit er hineinmarschiert?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann muss sie sich wie eine Märtyrerin fühlen«, sagte Bella achselzuckend. »Es sei denn, diese Rolle gefällt ihr.«
    »Craig hatte einen qualvollen Tod. Wir haben alles mitgehört.«
    »Er soll Bergrücken gesehen haben.«
    Parry nickte. Es erstaunte ihn, wie viele Informationen zu Bella durchgesickert waren. »Er sagte, er hätte die Spicaner gesehen. Axford ist sich da nicht so sicher. Er sagt, es waren nur die letzten Zuckungen seines sterbenden Gehirns.«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass er etwas gesehen hat.«
    »Es mag brutal klingen«, sagte Parry, »aber in gewisser Weise bin ich froh, dass Craig das Opfer war. Wir hatten ihn schon einmal verloren. Und beim zweiten Mal … es ist schlimm, aber es schmerzt nicht so sehr wie bei jemand anderem.«
    »Das klingt wirklich brutal«, sagte Bella. Sie goss sich eine frische Tasse Tee ein und benutzte dazu ein Sieb, das sie aus dem Staubfilter eines Raumanzugs gebastelt hatte. In der Gravitation von Janus bewegte sich die Flüssigkeit eher plätschernd oder schlängelnd als fließend. »Aber ich weiß, wie du es meinst.«
    »Erzählst du mir jetzt von Jim Chisholm?«
    »Ich sagte, ich würde mit Svetlana darüber sprechen.«
    »Ich habe getan, was ich konnte. Sie ist immer noch nicht bereit, sich mit dir auseinanderzusetzen.«
    Bella zog nachdenklich eine Augenbraue hoch. »Was glaubst du, was der Grund dafür ist? Wäre es möglich, dass sie meine Existenz nicht mehr zur Kenntnis nehmen will? Weil sie dadurch mit dem Fehler konfrontiert würde, mich hierher zu verbannen?«
    »Mit dir wäre es nicht anders gewesen, Bella. Wir hätten diesen Flug in jedem Fall gemacht, da eine Umkehr nicht mehr möglich war.«
    »Ich habe von den Schwierigkeiten mit den Symbolisten gehört. Ich wäre besser mit ihnen zurechtgekommen.«
    »Von deiner Warte aus sagt sich das leicht.«
    »Von deiner Warte aus lässt sich das leicht abtun. Aber ich hätte es auf meine Art getan. Svetlanas Fehler war, dass sie die Symbolisten als Abweichler behandelt hat, wie eine Krankheit, die man diagnostizieren und heilen kann. Ich hätte sie als unvermeidliche Tatsache akzeptiert und sie für mich arbeiten lassen. Noch Tee?«
    »Nein danke.«
    »Sie hat versucht, sie vom Schlund fernzuhalten, weil es gegen ihre puritanischen Überzeugung verstieß, daran zu glauben, dass ein Haufen von Sektierern tatsächlich in der Lage sein könnte, den Laden am Laufen zu halten. Also hat sie ihnen Widerstand geleistet und sie zur Randgruppe gemacht, Spione und Agitatoren zu ihnen geschickt, um ihre Bewegung zu zerstören. Wodurch alles natürlich nur noch schlimmer wurde.«
    »Wohingegen du was getan hättest?«
    Sie riss die Augen auf. »Ich hätte sie integriert, sie ermutigt. Fanatiker sind genau die richtigen Leute, wenn man

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