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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zusammengesetzte, verzerrte Bild an, das die Flextops zeigten, doch zunächst konnte sie nichts damit anfangen. Es war wie ein verwischtes Foto, das man aus dem Seitenfenster eines fahrenden Autos geschossen hatte. Undeutliche Gestalten, farbige Streifen. Unter der enormen Schwerkraft, während er im steigenden Druck kaum noch atmen konnte, musste es Schrope übermenschliche Kräfte gekostet haben, die Kamera auch nur in die ungefähre Richtung zu bewegen – geschweige denn, sie ruhig zu halten.
    Aber er hatte sein Bestes gegeben. Und er hatte etwas aufgezeichnet.
    »Ich nehme alles zurück, was ich zum Thema Halluzinationen gesagt habe«, murmelte Axford.
    Parry zeigte auf eine verwaschene Silhouette. »Das da ist eindeutig etwas.« Er bewegte den Finger weiter. »Und das hier. Und vielleicht auch das hier.«
    »Spicaner?«, sagte Svetlana.
    »Craig sagte, dass es mehrere waren. Dass sie groß waren. Er sagte, sie wären wie …«
    »Bergrücken«, sagte Nadis.
    »Nur dass sie es nicht sind.« Svetlana kniff die Augen zusammen und versuchte mental die Verzerrungseffekte durch die Kamerabewegung und das Glas auszublenden. Die Aliens waren große aufrechte Gestalten in Meeresfarben – blau, grün und türkis. Sie sahen wie Rankenfüßer aus, die sich aus einer breiten Basis erhoben, aber die spitz zulaufende Grundform war auch schon alles, was sie mit Bergen gemeinsam hatten. Oben wölbten sich die Seiten zu einem stumpfen Ende, nicht zu einem spitzen Gipfel. Sie hatten keine erkennbare Vorder- oder Rückseite, keine sichtbaren Gliedmaßen oder Sinnesorgane, keinen eindeutigen Fortbewegungsapparat. Sie sahen aus wie in einer Kuchenform gebacken.
    »Aber er hat sie gesehen«, sagte Parry, »und die Kamera auf sie gerichtet. Er sagte, sie würden sich bewegen, näher kommen.«
    »Wenn sich die optischen Eigenschaften des Glases verändert haben, könnte er es als Bewegung fehlinterpretiert haben«, sagte Axford. »Was wir hier sehen, lebt vielleicht gar nicht. Es könnten einfach nur maschinelle Strukturen sein.«
    »Nein«, sagte Svetlana entschieden. »Craig wusste, was er gesehen hat. Wir sollten nicht grundsätzlich an seinen Worten zweifeln.«
    »Sie sind nicht das, was ich erwartet habe«, sagte Parry.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, was wir überhaupt erwarten durften«, sagte Svetlana und sah Parry lächelnd an.
    »Wenn das die Spicaner sind«, sagte Nadis, »wollen wir sie weiterhin so bezeichnen oder den Namen übernehmen, den Craig ihnen gegeben hat?«
    »Craig hat uns das Bild übermittelt«, sagte Parry. »Das genügt, um ihn für immer im Gedächtnis zu behalten.«
    »Ich frage mich nur«, sagte Svetlana langsam, während sie den Kopf schief legte, »ob er vielleicht etwas anderes als ›Bergrücken‹ gesagt hat.«
     
    Axford flog mit der Crusader nach Crabtree. Als er vier Stunden später zurückkam, hatte er einen der Frostengel im Gepäck. Die Leiche lag in einem grauen Metallsarg, der sie im Zustand der kryogenen Suspension hielt.
    Svetlana hatte zu diesem Zeitpunkt die Bestätigung erhalten, dass Bella die Wahrheit über Jim Chisholms letzten Willen gesagt hatte. Bella hatte Parry einen Codesatz mitgeteilt – sich wappnend gegen eine See von Plagen –, mit dem sich eine Datei in Chisholms privater Partition öffnen ließ. Sein Flextop war schon vor Jahren gestorben, aber die Einträge waren immer noch im Netzwerk vorhanden, und sie erwiesen sich als intakt. Der Codesatz aktivierte eine kleine Videodatei, die Chisholm auf dem Totenbett aufgezeichnet hatte.
    Svetlana erschauderte, als sie ihn sprechen hörte.
    »Wenn ihr das hier seht«, sagte er, »habt ihr entweder mit Bella gesprochen, oder ihr wart verdammt gut im Dechiffrieren meiner Dateien. Kriegt es nicht in den falschen Hals, aber ich gehe mal davon aus, dass Ersteres der Fall ist.« Ein geisterhaftes Lächeln erschien auf seinen ausgemergelten Zügen. »Ich hoffe, dass es euch allen gut geht. Wenn ihr das hier hört, haben es zumindest einige von euch bis nach Spica geschafft, wo irgendjemand oder irgendetwas auf euch gewartet hat.
    Wenn Bella euch meine Wünsche mitgeteilt hat, seid euch gewiss, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Genau das ist mein Wunsch, auch wenn es für euch nur schwer zu verstehen ist. Wir alle erinnern uns an die theoretischen Diskussionen über die Natur außerirdischer Intelligenzen. Ich habe mir die Zusammenfassungen angesehen, auch wenn ich nicht persönlich daran teilnehmen konnte. Ihr habt euch ausführlich

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