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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hat, länger als nur vier Jahre tot zu sein.«
    »Geschieht ihm recht, wenn er sich den Überfliegern angeschlossen hat.« Shen riss ein Stück vom Bagley-Bericht ab und schob ihn sich in den Mund. Während sie kaute, sprach sie weiter. »Sie haben es als ›Export von Fachwissen in die Zukunft‹ bezeichnet. Für mich ist es einfach nur soziale Feigheit.«
    »Urteile nicht zu hart über sie«, erwiderte Bella. »Wir alle haben ziemlich schlimme Zeiten durchgemacht. Leute wie Ash … haben einfach irgendwann genug davon gehabt.«
    »Trotzdem bin ich froh, dass du dieses Schlupfloch geschlossen hast. Warum sollen wir ihr Totgewicht über die Jahrzehnte mitschleppen?« Sie riss sich ein weiteres Stück Papier ab und bot es Bella an. »Du hast seit heute Früh nichts mehr gegessen. Möchtest du etwas abhaben?«
    »Nein danke«, sagte Bella und legte die Hand auf den Bauch. »Papierkram schlägt mir immer so auf den Magen.«
     
    Liz Shen reichte Bella eine Filtermaske aus Kunststoff, als sie aus dem Zug in den unvollendeten Transitbahnhof von Underhole traten. Staub trieb in langsamen Schwaden durch die Luft, ohne sich je am Boden zu sammeln. Die wenigen menschlichen Arbeiter lenkten die Baumaschinen mit langsamen Bewegungen des ganzen Körpers, wie Tai-Chi-Meister. Avery Fox kam zu ihnen geeilt, riss seine Staubmaske herunter und entschuldigte sich für die Verspätung. Er war sechsundzwanzig, also im siebten Jahr der Besiedlung von Janus geboren. Er war das einzige Kind von Reda Kirschner und Malcolm Fox – zwei Menschen, die über die Grenze zwischen der Anhängerschaft von Bella und Svetlana geheiratet hatten.
    »Man teilte mir mit, ihr hättet etwas gefunden«, sagte Bella.
    »Ich dachte mir, dass du es dir lieber gleich ansehen solltest. Wir haben einen schweren Traktor bestellt, der es nach Crabtree bringen soll, aber er wird vermutlich erst in einer Woche hier eintreffen.«
    »Ich habe die Perückenköpfe schon lange genug warten lassen. Also dürften ein paar Minuten mehr auch kein Problem mehr sein.«
    »Also stimmt es?«, fragte Avery. »Du willst es wirklich durchziehen?«
    »Selbst alten Frauen sollte gestattet sein, gelegentlich ihre Meinung zu ändern.« Sie besänftigte ihren Gesichtsausdruck. In den letzten Jahren war ihr vage bewusst geworden, wie streng und abweisend sie manchmal wirkte. »Die Jahre haben mich eingeholt, Avery. Schau dir meine nutzlosen alten Hände an.«
    »Ich hoffe, dass alles gut geht«, sagte er.
    »Das wird es. Inzwischen müssten sie damit wesentlich mehr Erfahrung haben.«
    Er führte sie in den Transitkomplex von Underhole. Es ging durch Staub- und Luftschleusen. Bald befanden sie sich in einer Höhle mit einer Grube im Boden, wo man die Bohrarbeiten eingestellt hatte. Ein provisorischer Steg war mit Geckoflex auf dem Eis befestigt worden. Bella legte ihre nutzlose alte Hand an das Geländer und blickte nach unten.
    »Das ist es?«, fragte sie bestürzt.
    Es war kein spektakulärer Anblick, nur ein schwarzer Würfel, der ungefähr die Größe einer Transportkiste hatte.
    »Es ist schwerer, als es aussieht«, sagte Fox und verfiel in den seltsamen singenden Akzent, der häufig bei den jungen Leuten zu hören war. »Die Masse dürfte bei mindestens zweihundert Tonnen liegen. Auf Janus wiegt das Ding immer noch über fünfhundert Kilo. Es wäre für sie nicht einfach gewesen, es auf einen Traktor zu verladen. Also war es leichter, es einfach in einem Loch zu vergraben.«
    »Wenn Svetlana nicht wollte, dass ich dieses Ding zu Gesicht bekomme, warum hat sie es dann nicht einfach vernichtet?«, fragte Bella, obwohl sie im Grunde gar nicht mit einer Antwort rechnete.
    »Was ist das überhaupt?«, wollte Liz Shen wissen.
    »Das weiß niemand«, sagte Fox. »Auf einer Seite ist etwas eingraviert – irgendein nackter Typ in einem Quadrat.«
    »Davon habe ich nie gehört«, sagte Bella, während gleichzeitig irgendetwas bewirkte, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten. »Wie genau habt ihr es untersucht?«
    »Wir haben es kräftig genug angeschubst, um uns zu vergewissern, dass es keine Bombe ist. Es sieht aus, als wäre es massiv.«
    »Zusammensetzung?«
    »Das Komische ist, dass wir bisher kaum etwas abkratzen konnten, um es zu analysieren«, sagte Avery. »Ein verdammt zähes Zeug. Vielleicht hat Svetlana es deshalb nicht zerstört – weil es gar nicht ging, selbst wenn sie es gewollt hätte.«
    »Und es liegt schon seit zwanzig Jahren hier unten?«
    »Es sei denn, jemand

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