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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zurück und blieb vor seinem Bett stehen. »Sag es einfach, Jim.«
    »Die Leute hier waren sehr freundlich zu mir, seit ich zurückgekehrt bin. Ich weiß, dass ihr alle versucht, mich zu schonen, damit ich möglichst wenig Schwierigkeiten habe, die Zeit aufzuholen, die ich verloren habe. Aber jetzt komme ich mit allem klar.«
    »Das ist gut.«
    »Also kannst du es mir sagen.«
    »Was soll ich dir sagen?«
    »Ich weiß, dass ihr es gut mit mir meint, aber ich kann die Wahrheit vertragen.«
    »Die Wahrheit?«, fragte sie verdutzt.
    »Bella ist tot, nicht wahr? Deshalb spricht niemand über sie, und deshalb wendet ihr alle den Blick ab, wenn ich ihren Namen erwähne. Ihr macht euch Sorgen, wie ich damit klarkomme. Ich sage dir, ich komme damit klar. Ich komme mit jeder Stunde, mit jedem Tag besser klar. Ich möchte nur wissen – ist sie zu dir gekommen, um dir von meinem letzten Willen zu erzählen, oder habt ihr die Verschlüsselung meiner Nachricht geknackt?«
    »Sie ist zu uns gekommen«, sagte Svetlana zögernd.
    »Wie lange ist das her? War sie krank? Hat sie gewusst, dass sie sterben würde?«
    »Sie ist nicht gestorben.«
    Chisholms Lippen zuckten. »Wie bitte?«
    »Sie ist nicht tot«, wiederholte Svetlana. »Sie lebt, und es geht ihr recht gut. Axford kann es dir genauer sagen, aber … ihr fehlt nichts.«
    Sie beobachtete, wie seine Miene mehrere Regungen durchlief – Erleichterung, dass Bella am Leben war, dann Verwirrung, schließlich so etwas wie Enttäuschung. »Ich hätte gedacht …«, begann er.
    »Dass sie dich inzwischen besucht hätte?«
    »Das wäre kaum zu viel verlangt.«
    »Sie kann es nicht. Sie kann dich nicht besuchen, weil sie immer noch im Exil lebt.«
    »Im Exil? Wo?«
    »Immer noch in der Kuppel.«
    Er sah sie mit entsetztem Gesichtsausdruck an. »Du hast sie dort dreizehn verdammte Jahre lang eingesperrt? Ich habe schon immer gewusst, dass du zäh bist, Svieta. Genauso wie Bella. Das hat wohl etwas mit Revierkämpfen zu tun. Aber ich hätte nie gedacht, dass du so herzlos sein kannst.«
    »Hier geht es nicht um Bella und mich«, sagte sie.
    Chisholm schüttelte langsam den Kopf. »Aber jetzt geht es darum. Ich möchte persönlich mit Bella sprechen, unter vier Augen. Nur wir beide, wie in alten Zeiten.«
    In diesem Moment spürte sie das erste bedrohliche Anzeichen, dass ihr die Kontrolle zu entgleiten begann. Es war wunderbar und sehr menschlich von ihr gewesen, Chisholm von den Toten zurückzuholen. Damit hatten sie einen Draht zu den Perückenköpfen bekommen. Gleichzeitig war es der schwerste politische Fehler, den sie in den dreizehn Jahren begangen hatte, seit sie das Kommando führte. Sie hätte sich etwas anderes überlegen müssen … sie hätte jemand anderen zu den Perückenköpfen bringen können. Vielleicht Takahashi oder eins der anderen Opfer. Bagley oder Fletterick, Mair oder Ungless. Es gab immer Tote. Es würde immer Tote geben, solange die Menschen auf Janus zu überleben versuchten. Warum war es ihr niemals in den Sinn gekommen, dass es möglicherweise nicht die klügste Entscheidung war, Bellas engsten Vertrauten und Freund von den Toten zurückzuholen?
    »Du bist zu schwach, um zu ihr hinauszugehen«, fand Svetlana eine Ausrede.
    »Dann bring sie zu mir. Bring sie zurück nach Crabtree.« In seinen Augen funkelten Pläne und Träume. »Es ist höchste Zeit, dass sie rehabilitiert wird. Dass sich hier einiges verändert.«
    Dann ließ er den Kugelschreiber langsam dreimal klicken.

 
DRITTER TEIL
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2090+

 
Fünfundzwanzig
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    Der Underhole-Express beschleunigte wie üblich mit sanftem Andruck. Während er sich zwischen den abgelegenen Bereichen und Kuppeln von Crabtree hindurchschlängelte, schnallte sich Bella an ihrem Sitz an und vergewisserte sich, dass ihre Sachen auf dem Klapptisch gesichert waren.
    »Bevor du einschläfst«, sagte Liz Shen und reichte Bella einen Flextop, »brauche ich noch dein Okay für diese Geschichte.«
    Bella sah sich das Dokument an. Es war der Auftrag für die Durchführbarkeitsstudie des Ebene-Zwei-Projekts, das die Ausbreitung der Menschen auf die äußere Oberfläche des Eisernen Himmels vorsah. Sie unterzeichnete es mit ihrem gewohnten Kringel, obwohl ihr durch die Arthritis das Schreiben zunehmend schwerer fiel. Es war im Grunde nur eine Formalität. Das Ebene-Zwei-Projekt hatte starke Befürworter in Crabtree und in den einflussreicheren Neustädten, sodass Bella es jetzt ohnehin kaum noch verhindern

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