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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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konnte.
    »Liegt sonst noch etwas an?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Die Sache, die Avery Fox mit dir besprechen will – ich kann dich vorab darüber informieren, wenn du möchtest.«
    »Ich bin überzeugt, dass er mir alles darüber erzählen wird, wenn ich in Underhole bin, aber es könnte vielleicht nicht schaden, schon eine ungefähre Ahnung zu haben.«
    »Es geht darum, dass man etwas gefunden hat, als man letzte Woche neue Stützpfeiler ins Eis gerammt hat. Niemand weiß, was es damit auf sich hat, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass es nicht seit Ewigkeiten dort vergraben ist. Es hat den Anschein, dass Svetlana es versteckt hat, kurz bevor sie aus Underhole abziehen musste.«
    Bella dachte an die damaligen Ereignisse zurück, die durch das Gewicht der folgenden Jahre zu einer hauchdünnen Phase komprimiert worden waren. »Warum sollte sie etwas vergraben? Ich habe ihr mehr als genug Zeit für den Abzug gegeben. Es ist doch nicht etwa eine Bombe, oder?«
    »Avery glaubt nicht daran. Was immer es ist, es liegt da einfach nur rum, ohne sich irgendwie zu rühren. Es ist allerdings sehr schwer, selbst in der Gravitation von Janus. Vielleicht ist das der Grund, warum sie es zurückgelassen hat.«
    »Also gut … Avery kann mir die genaueren Einzelheiten erklären. Wahrscheinlich hat es gar keine besondere Bedeutung. Gibt es noch irgendetwas, worüber ich mir wirklich Sorgen machen muss?«
    Die intelligente junge Frau dimmte den Flextop und schob ihn unter ihre Jacke mit Blumenmuster. »Ich habe hier einen Ausdruck des letzten vorläufigen Berichts über die Bagley-Affäre. Es wäre schön, wenn du ihn gegenlesen könntest.«
    Bella verdrehte die Augen. »Ich habe schon unzählige Versionen gegengelesen. Ich werde ihn mir noch einmal ansehen, wenn es etwas gibt, womit sie vor Gericht durchkommen können. Dann überlege ich mir, ob der Fall noch einmal aufgerollt werden soll.«
    »Es gibt viele Leute, die hoffen, dass es nie so weit kommt«, sagte Liz Shen. »Aber wenn du der Meinung bist, dass sowieso kein Anlass zur Sorge …«
    »Ach, gib ihn mir einfach«, sagte Bella mürrisch, weil sie wusste, dass Shen recht hatte.
    Während der Zug mit gemütlichen einhundertacht Stundenkilometern – gerade noch unterhalb der Orbitalgeschwindigkeit – auf Underhole zuraste, überflog Bella den neuesten Bericht über den Mordfall. Das Papier roch leicht nach Pfefferminze. Es war achtundzwanzig Jahre her, seit Meredith Bagley während einer planmäßigen Wartungsarbeit in der Zentrifuge ums Leben gekommen war. Vor fünf Jahren hatte Hank Dussen aus Parrys Außeneinsatzteam auf dem Totenbett gestanden, einer von drei Personen gewesen zu sein, die den Mord ausgeführt hatten. Dussen war mit Karzinomen übersät gewesen, die er sich während eines Lebens in der Strahlung des Weltraums zugezogen hatte. Als Anhänger einer obskureren Sekte der Symbolisten hatte er die Anwendung der Verjüngungsmedizin der Perückenköpfe verweigert. Er hatte sein Geständnis als notwendige Voraussetzung für seine Vergebung betrachtet, aber die Namen seiner Mitverschwörer nicht preisgegeben.
    Seitdem hatte der Fall vor sich hingeschmort, ohne voranzukommen, weil es keine weiteren Informationen gab. Dann hatte Ash Murray überraschend ein Logbuch auf Papier gefunden, das gefälschte Berichte über die Ausleihe der drei Anzüge enthielt, die während der Schicht benutzt worden waren. Im Bericht wurden keine Namen erwähnt, aber die drei gefälschten Einträge waren offensichtlich von verschiedenen Personen unterschrieben worden. Eine konnte durch Handschriftenvergleich Hank Dussen zugeordnet werden, und die übrigen zwei passten zu den mutmaßlichen Mitverschwörern. Nachdem sie ein komplettes Arbeitsleben in Raumanzügen verbracht hatten, war es ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, auch das gefälschte Dokument ordnungsgemäß zu unterschreiben.
    Bella legte den Bericht mit einem Seufzer weg. »Glaubst du wirklich, Liz, dass ich diese Wunde wieder aufreißen sollte, nachdem wir es endlich geschafft haben, wieder in Frieden zusammenzuleben … nachdem sich die Lage endlich wieder beruhigt hat?«
    »Leider führt kein Weg daran vorbei«, entgegnete Liz Shen.
    »Ich weiß. Es ist nur …« Wieder seufzte Bella. »Es wird eine Menge Staub aufwirbeln. Vielleicht hört die Geschichte nicht bei zwei Namen auf. Nur Gott weiß, wie viele Leute daran beteiligt waren, diese Geschichte über all die Jahre zu vertuschen.«
    »Es führt kein Weg

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