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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sagte Shen. »Du solltest wirklich mehr schlafen. Wenn du nicht aufpasst, schaufelst du dir ein frühes Grab – zum zweiten Mal.«
     
    Tage vergingen. Bella beschäftigte sich mit Routineaufgaben der Verwaltung von Crabtree. Planungskomitees für Ebene Zwei, die Vorstellung der jüngsten Daten der Tiefensondierungen, Beschwerden von den abgelegenen Gemeinschaften, Verschiebungen im Energiehaushalt. Sie entspannte sich, indem sie durch das Arboretum spazierte und sich erinnerte, wie ihr schon die aeroponischen Labors an Bord des alten Schiffes Trost gespendet hatten. Die neuesten Schösslinge reckten sich unaufhaltsam dem Himmel entgegen.
    Sie erfuhr, dass Nick Thale mit Christine Ofria-Gomberg gesprochen hatte. Anfangs hatte sie gezögert, über Dinge zu reden, die sich in den letzten Tages des Barseghian-Regimes zugetragen hatten, doch Bella wusste, dass sie mit einem geeigneten Ansatz leicht überzeugt werden konnte. Christine und ihr Ehemann Jake waren immer noch intensiv mit dem Studium der spicanischen Sprache beschäftigt. Die Ankunft der Aliens hatte daran nichts geändert, da die großen Rätsel im Wesentlichen unbeantwortet geblieben waren. Möglicherweise hatten die Perückenköpfe die Sprache längst entziffert, dann hatten sie es aber bislang vermieden, die Menschen in dieses Geheimnis einzuweihen.
    Zwanzig Jahre lang hatten die Ofria-Gombergs ihre privaten Studien fortgesetzt und unterzogen ihre Daten immer komplexeren statistischen Prüfungen, um ihnen vielleicht doch noch eine Bedeutung entlocken zu können. Als ein besonders schwerer Brocken lexikalischer Daten einer umfangreichen Analyse unterzogen wurde, hatte die Belastung des dezentralen Systems sichtbare Effekte gezeigt. Die Kleidung von Menschen lud sich elektrisch auf, Systeme stürzten unter der Beanspruchung ab, und in normalerweise ruhiger Umgebung flackerten Muster, die den Augen wehtaten. Mindestens eine Person hatte während einer besonders langen Datenverarbeitungsphase einen epileptischen Anfall erlitten, und inzwischen waren mehrere Entschädigungsklagen in den mit Wangholz getäfelten Sälen des Gerichtshabitats anhängig.
    Sie konnten es als Erpressung bezeichnen, wenn sie wollten, doch Bella sagte nur, dass die weitere Nutzung des Systems durch die Ofria-Gombergs möglicherweise von ihrer Kooperationsbereitschaft bei der Untersuchung des Artefakts abhängig war.
    »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest«, sagte Christine, während sie einem gewundenen Weg durch das Arboretum folgten. Es herrschte Dämmerlicht, nachdem die Flutlichter gedimmt worden waren, und Bellas Sicherheitsleute hatten dafür gesorgt, dass sie hier ganz allein waren.
    »Wir haben den Würfel gefunden«, erklärte Bella. »Er war unter der Underhole-Siedlung vergraben. Angesichts der Bauarbeiten, die dort durchgeführt werden, war es nur eine Frage der Zeit.«
    Christine hatte nie die Perückenköpfe besucht, doch sie wirkte jünger, als sie tatsächlich war. Ihr Haar war grau geworden, doch die bewegte sich mit der eleganten Haltung einer wesentlich jüngeren Frau. Eine gute Wirbelsäule, dachte Bella müßig.
    Christines Miene wechselte von verspielter Belustigung zu überheblicher Verachtung. »Wo ist er jetzt?«
    »Hier in Crabtree«, sagte Bella. »Ein Team arbeitet daran. Bislang haben die Leute nichts herausgefunden, was wir nicht schon vor einem Monat wussten, aber vielleicht ist es einfach noch zu früh.«
    »Was haben sie versucht?«
    »Ich erwarte Antworten von dir, Christine, keine Fragen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich an irgendetwas Nützliches erinnern werde.«
    »Sag mir einfach, woran du dich erinnerst, und lass mich entscheiden, was nützlich ist.«
    »Es war einfach nur ein Würfel.«
    »Woher ist er gekommen? Wie ist er in Underhole gelandet?« Bella wartete eine Weile, während sie halb um einen kleinen Teich herumspazierten. Sie hatte sich vorgenommen, geduldig zu sein, aber sie würde sich nicht alles gefallen lassen. »Gib mir etwas, Christine, sonst muss ich ernsthaft überlegen, ob ich dich bei der nächsten Zuteilung von Computerzeit berücksichtigen kann.«
    »Das ist dein Problem«, sagte sie. »Du hältst mich sowieso sehr knapp.«
    Bellas Schuhe knirschten angenehm auf dem Kiesweg. Es war nett, in einem halben Ge zu gehen, ohne Schmerzen und die Belastung auf ihren Knochen und Gelenken zu spüren. »Also gut«, sagte sie langsam, als wäre ihr gerade ein Gedanke gekommen. »Ich halte dir eine dicke rote Karotte vor die

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