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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ein Märchen erfunden, dem zufolge Pasqualuccis Sohn ein profitables schwimmendes Hummer-Restaurant in der Nähe von New Bedford eröffnet hatte. Sie hatte es nicht groß herausgestrichen, sondern in den Daten versteckt, falls Pasqualucci auf die Idee kam, nach Hinweisen zu suchen. Es handelte sich um eine erfundene Kritik auf der Gourmet-Seite des New Yorker. Und durch die Verfolgung der Zugriffe wusste Bella, dass er genau das bei mehreren Gelegenheiten getan hatte, als müsste er sich immer wieder vergewissern, dass es seinem Sohn wirklich gut ging.
    Derartige Basteleien konnten anfangs täuschend einfach erscheinen, aber nachdem aus den spärlichen Nachrichten ein breiter Strom geworden war, gewann diese Aufgabe eine überwältigende Komplexität. Bella wusste, dass sie früher oder später einen Fehler machen würde, trotz der Unterstützung durch Schwellen-Intelligenzen. Eine Lüge würde eine andere Lüge offenbaren, ein Paradoxon, das ihre manipulierte Geschichte aufreißen würde wie ein Spalt in einem Eisberg. Sie konnte nur hoffen, dass es ihr gelang, diesen Moment der Enthüllung so weit wie möglich hinauszuschieben. Und wenn er kam – Jahre oder Jahrzehnte in der Zukunft –, wären die Betroffenen psychisch vielleicht hinreichend stabilisiert, um zu großen Schmerz zu empfinden. Sie würden Bella für ihr Tun hassen, aber sie hoffte, dass sie verstehen würden, warum sie es getan hatte – aus Liebe und Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Kindern.
    Ihr Flextop summte. Bella schob die Bearbeitungen zur Seite und nahm den Anruf von Liz Shen an.
    »Ich wusste, dass du immer noch wach bist«, sagte die junge Frau in tadelndem Tonfall.
    »Hast du nur angerufen, um dich davon zu überzeugen?«
    »Eigentlich nicht. Ich dachte mir, dass du dich vielleicht für den neuesten Stand der Untersuchungen in Underhole interessierst.« Taktvoll fügte sie hinzu: »Der Würfel, das Objekt, das Svetlana vergraben hat.«
    Bella an Dinge zu erinnern war eine Gewohnheit, die Shen nicht so schnell ablegen würde. Vor der Verjüngung hatte Bellas Gedächtnis immer langsamer und unzuverlässiger gearbeitet. Nun lief es wie ein frisch geöltes Getriebe.
    Bella wurde sich bewusst, dass sie seit der Rückkehr von den Perückenköpfen seltsamerweise kaum noch an den Würfel gedacht hatte. Sie erinnerte sich, wie Avery Fox ihr das Objekt gezeigt hatte, und sie wusste noch, dass sie Liz Shen mit der Aufgabe betraut hatte, die Personen ausfindig zu machen, die möglicherweise in Underhole gewesen waren, als Svetlana die Stellung geräumt hatte. Doch seitdem war die Angelegenheit praktisch aus ihrem Bewusstsein verschwunden.
    Jetzt sorgte sie sich wegen dieser Nachlässigkeit.
    »Der Würfel, natürlich«, sagte sie hastig. »Was gibt es Neues?«
    »Namen«, sagte Shen. »Es war nicht einfach. Die Sache liegt zwanzig Jahre zurück. Ich musste einige Leute daran erinnern, dass sie mir noch einen Gefallen schuldig waren, und anderen die Pistole auf die Brust setzen. Aber ich weiß jetzt, wer dem Team angehört hat.«
    »Sag es mir«, forderte Bella sie auf.
    »Denise Nadis, Josef Protsenko und Christine Ofria-Gomberg.«
    »Standhafte Mitglieder der Barseghian-Partei«, sagte sie enttäuscht. »Es wird schwierig sein, diese Nüsse zu knacken.«
    »Das kann kein Zufall sein«, pflichtete Shen ihr bei. »Svetlana wusste, dass sie es mit einer brisanten Sache zu tun hatte. Sie hätte es tunlichst vermieden, Thale oder Regis ins Vertrauen zu ziehen, solange es sich irgendwie vermeiden ließ.«
    »Ich muss mit ihnen reden.« Plötzlich war sie sich ihrer selbst gar nicht mehr so sicher. »Sie alle leben noch, nicht wahr?«
    »Ja, aber es wird schwierig, Nadis und Protsenko herbeizuschaffen, ohne Staub aufzuwirbeln. Beide leben in kleinen Neustädten, wo die Wände Ohren haben.«
    »Glaubst du, Christine wäre weniger problematisch?«
    »Sie hält sich zur Zeit in Crabtree auf. Von den dreien ist sie diejenige, mit der du am wahrscheinlichsten vernünftig reden kannst.«
    Bella betrachtete geistesabwesend ihre Fische – dunkle Umrisse, die durch das Zwielicht der nächtlichen Aquarien strichen. »Sie versteht sich immer noch gut mit Nick Thale, nicht wahr?«
    »So weit mir bekannt ist, ja.«
    »Dann sprich mit Nick. Er soll versuchen, ob er etwas aus ihr herausbekommt, ohne dass die Sache offiziell wird.«
    »Ich werde mein Bestes tun, aber rechne nicht damit, dass vor morgen etwas geschieht.«
    »Das ist mir bewusst.«
    »Noch etwas«,

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