Himmelssturz
anderen?«
»Ich glaube nicht, dass du wesentlich mehr aus ihnen herausbekommen wirst – einschließlich Svieta. Wir haben ihr Bericht erstattet, das ist alles. Sie hat keine eigenen Untersuchungen angestellt.«
»Ich glaube dir«, sagte Bella, »und ich möchte dir diesen Posten im Untersuchungsteam anbieten. Bist du interessiert? Die Zeit wird dir bei den Sprachstudien fehlen, aber ich bin mir sicher, dass dein Mann den Engpass ausgleichen kann.«
»Vor allem wenn du uns die Computerzeit gibst, die wir brauchen«, sagte Christine schnell, bevor Bella es sich möglicherweise anders überlegte.
»Natürlich. So war es abgemacht.«
Christine schwieg eine Weile. »Machst du dir keine Sorgen«, fragte sie schließlich, »dass ich zu Svetlana gehe und ihr berichte, dass ihr den Würfel gefunden habt?«
»Sie weiß bereits von seiner Existenz, und da ihr die Bauprojekte in Underhole bekannt sein dürften, kann sie sich denken, dass wir früher oder später darauf stoßen mussten.«
»Wahrscheinlich«. Christine klang plötzlich nicht mehr so selbstsicher.
»Also spielt es keine Rolle. Sag es ihr oder sag es ihr nicht. Mir ist es egal.« Bella sah die Frau an und wünschte sich, es gäbe eine Möglichkeit, sie zu überzeugen, dass sie es ehrlich meinte. »Es liegt an dir.«
»Du vertraust mir?«
»Ich bin nicht daran interessiert, Dinge vor Svieta geheim zu halten. Es ist zwanzig Jahre her, Christine. Es ist an der Zeit, nach vorn zu schauen. Ich hasse sie nicht für das, was sie getan hat. Ich vermute, sie hatte ihre guten Gründe. Um ehrlich zu sein, ich habe schon lange nicht mehr an sie gedacht.« Sie hielt kurz inne. »Ja, ich vertraue dir. Damit bleibt die Frage: Vertraust du mir?«
»Manchmal.«
Bella lächelte. »Das ist genau die richtige Einstellung. Vertraue deinen Vorgesetzten, aber gib Acht, dass du ihnen nicht zu sehr vertraust.«
Sie verließen schweigend den Wald. Nur noch das Knirschen der Kiesel unter ihren Schuhen war zu hören.
Achtundzwanzig
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Bella war nicht undankbar für die Verjüngungskur, die die Perückenköpfe ihr hatten zuteil werden lassen, aber selbst die Wissenschaft der Aliens hatte ihre Grenzen. Die Tage vergingen genauso schnell, wie sie schon immer vergangen waren. Vielleicht sogar noch schneller, nachdem das Metronomticken des Schlafs in ihre Welt zurückgekehrt war. Der hartnäckige Rhythmus erinnerte sie ständig daran, dass es immer noch etwas zu tun gab, dass der Tag nie genug Stunden hatte, das Jahr nie genug Tage. Niemand konnte ehrlicherweise behaupten, sich unsterblich zu fühlen. Bislang war niemand zu einer zweiten Verjüngung zu den Perückenköpfen zurückgekehrt, und während Bella kaum daran zweifelte, dass die Aliens ein solches Ersuchen nicht ablehnen würden, war es keineswegs klar, ob sich der Prozess unendlich oft wiederholen ließ.
Außerdem war ein plötzlicher gewaltsamer Tod immer noch genauso ein Problem wie eh und je. Was ihr zuvor vielleicht als akzeptables Risiko für eine achtundachtzig Jahre alte Frau erschienen war, kam ihr nun als große Dummheit vor, wenn so viel auf dem Spiel stand. Sie sorgte sich, wenn ihre Geschäfte es erforderten, ein Fluggerät zu besteigen, auch wenn es in den vergangenen dreiunddreißig Jahren nur einen einzigen tödlichen Unfall mit einem Beiboot gegeben hatte. Im neuen Klima der Vergebung und Aussöhnung war die Gefahr eines Mordanschlags von Barseghian-Anhängern oder anderen Splittergruppen so gering wie nie zuvor. Trotzdem brachte sie viele Stunden damit zu, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, als würde sich in jeder Menschenansammlung jemand mit einem Messer, einem Gewehr oder einer Giftampulle verstecken.
Monate vergingen, und irgendwann fühlte sich ihr neuer Körper wieder angenehm vertraut an. Sie musste sich bereits bewusst ins Gedächtnis rufen, dass er neu war. Sie vergrub sich in der Arbeit und ging bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Doch trotz gewisser Anfangserfolge in mehreren Bereichen führten bald sämtliche Ermittlungen in Sackgassen.
Der schwarze Würfel wahrte sein undurchdringliches Geheimnis. Selbst die glänzenden neuen Werkzeuge der nachgeholten Wissenschaftsgeschichte konnten kaum an der Oberfläche des Mysteriums kratzen, sodass sie deprimierend wenig in Erfahrung gebracht hatten – kaum mehr als durch Svetlanas erste unbeholfene Untersuchungen. Die beste Arbeitshypothese lautete, dass es sich um extrem fortgeschrittene Replikationstechnik handelte,
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