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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gehofft, dass du etwas anderes sagen würdest. Ich hatte gehofft, dass du meine Theorie in der Luft zerreißt.«
    »Es kommt noch schlimmer, Bella. Die Anzeigen, auf die ich dich vor kurzem hingewiesen habe … jetzt schießen sie durch die Decke. Janus wird auseinanderfliegen, und ich glaube nicht, dass der Zwischenfall in Neustadt hilfreich für uns war. Dadurch könnte ein ohnehin überlastetes System noch mehr unter Druck geraten sein.«
    »Irgendeine Idee, wie viel Zeit wir noch haben?«
    »Wenn ich die Daten an die Perückenköpfe schicken könnte, wären sie vielleicht in der Lage, uns einen Hinweis zu geben, aber wie es scheint, sind sie im Moment anderweitig beschäftigt.«
    »Die Schlacht ist immer noch im Gange?«
    »In der letzten halben Stunde ist es eher heftiger geworden. Wenigstens ist das Tor noch offen. Wir hätten noch mehr Schwierigkeiten, wenn es geschlossen wäre.«
    »Wang macht Fortschritte mit dem Kessel«, sagte Bella. »Ich habe ihm gesagt, dass wir den Schlüssel in den Weltraum bringen müssen, sobald er fertig gestellt ist.«
    »Wollen wir hoffen, dass er mit einer Gebrauchsanleitung ausgeliefert wird«, sagte Thale.
    Bella meldete sich ab und ging durch die Luftschleuse. Die anderen waren ein Stück weitergegangen und warteten neben der Schiene, etwa dort, wo sie auf den Rand der Senke traf. Normalerweise wäre die Szene in das pastellfarbene Licht der spicanischen Symbole an den Maschinen getaucht gewesen, ergänzt durch die Beleuchtung von Neustadt. Nun waren viele spicanische Bauten völlig schwarz, und nur gelegentlich flackerte irgendwo ein Symbol. Der harte Boden, der die Wand des Verteilerkastens war, zitterte unter Bellas Füßen wie Metallplatten über einem Maschinenraum. Die Lavastraßen blitzten vor hektischer Aktivität, während Material mit hoher Geschwindigkeit von einem Teil des Mondes zum anderen transportiert wurde. Janus versuchte sich mit Notreparaturen zu retten.
    Aber es konnte nicht funktionieren.
    Um das zu erkennen, waren Nick Thaies Werte gar nicht mehr nötig. Die Tatsache, dass der Mond im Todeskampf lag, wurde mit jedem Schritt, mit jedem Blick offensichtlicher.
    Bella holte die anderen ein. Das Gehen fiel ihr schwerer, als sie erwartet hatte. »Das fühlt sich wie mehr als ein G an«, sagte sie und musste nach Luft schnappen.
    Svetlana wandte Bella die schlanke Gestalt ihres Chakri-5 zu. Ihre Stimme kam krächzend über den gemeinsamen Kanal. »Die Schwerkraft ist höher als vorher. Mein Helmdisplay zeigt eins Komma fünf an, und der Wert steigt weiter. Mit dem Neigungseffekt stimmt etwas nicht – deswegen drehen sich die Mühlen so verdammt schnell.«
    Neustadt war genau hier errichtet worden, weil man die Wirkung des Schwerkraftgefälles ausnutzen wollte, aber nun verstärkte sich der Effekt und zog Materie zur Wand des Verteilerkastens. Bella vermutete, dass das nicht die letzte gute Idee war, die sie vor Ablauf dieses Tages noch bereuen würden.
    »Ich habe gerade mit Nick gesprochen. Überall auf Janus wird es schlimmer. Ich glaube nicht, dass uns noch viel Zeit bleibt, Svieta.« Bella blickte auf die zerstörten und deformierten Bauten am Rand des Kraters. Ihre Umrisse waren von der schwarzen Asche der toten Femtomaschinen überzogen. Die erhöhte Gravitation hatte sie fest abgelagert. »Wir erkunden die nächsten Gebäude«, sagte sie und versuchte, optimistischer zu klingen, als sie sich fühlte. »Das dürfte uns einen Eindruck vermitteln, ob es Überlebende gibt. Nachdem wir wissen, womit wir rechnen müssen …«
    »Du glaubst nicht, dass wir noch welche finden werden«, sagte Svetlana geradeheraus.
    »Wenn es Überlebende gibt, finden wir sie. Einschließlich Emily.«
    »Sie könnte sich im Epizentrum aufgehalten haben.«
    »Oder sie könnte entkommen sein. Wir wissen, dass es nicht schlagartig passiert ist, Svieta. Chromis hat es eine Weile in Schach gehalten, bevor es die ganze Stadt vernichten konnte. Es gibt immer noch Hoffnung.«
    Doch eine leise Stimme in ihr sagte: Es gibt Hoffnung – und es gibt Verzweiflung.
    Sie liefen zum Rand der Senke und blickten hinunter. Es war eine völlig glatte schwarze Fläche ohne Spuren menschlicher Besiedlung. Selbst die Magnetbahnstrecke endete wie abgehackt unmittelbar am Kraterrand.
    Bella ging in die Knie und wischte mit dem Handschuh etwas vom schwarzen Staub auf. Er rann wie Wasser durch ihre Finger. Sie hatte soeben einen Teil von dem auf der Hand gehabt, der einst Chromis gewesen war. Sie fragte

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