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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sich mit einem unguten Gefühl, ob immer noch ein geisterhaftes Echo von Chromis in der Asche von Neustadt existierte.
    »Hier ist die Schwerkraft noch höher«, sagte Svetlana. »Eins Komma sechs, fast sieben. Unsere Anzüge haben Servomechanismen, also werden wir zurechtkommen. Für dich wird es immer schwieriger, Bella.«
    Bella spürte das zusätzliche Gewicht in ihren Hüftgelenken. Das lästige Gefühl würde sich bald in Schmerz verwandeln. Vorläufig konnte sie es noch ausblenden. »Also war es gut, dass ich mit Axfords Trainingsprogramm weitergemacht habe.«
    »Auf dieser Seite der Senke gibt es nichts mehr«, sagte Parry, als sie an ein paar Ruinen vorbeikamen. Es war noch zu erkennen, dass es einmal Kuppeln mit Verbindungsröhren gewesen waren. »Wir gehen um den Krater herum und sehen uns im Verwaltungszentrum und den öffentlichen Nebengebäuden um. Der Komplex sieht verhältnismäßig unversehrt aus.«
    Aber gleichzeitig ziemlich tot, dachte Bella. Tot, kalt und luftleer, als wäre er schon vor hundert Jahren aufgegeben worden.
    Unter ihnen erzitterte wieder der Boden. Hektische Muster aus spicanischen Symbolen blitzten über ferne Bereiche der Maschinerie, wechselten so schnell Farbe und Form, dass sie wie Neonreklame in einem Zeitrafferfilm von einer längst vergangenen Stadt wirkten.
    Sie folgten dem Rand der Senke, bis sie in der Nähe der Gebäude waren, die Parry ausgemacht hatte. Das Gehen fiel Bella immer schwerer. Mit jedem Schritt hatte sie das Gefühl, dass ihre Knochen bald unter der Last brechen würden.
    »Wo liegt die Schwerkraft jetzt?«, fragte sie.
    »Eins Komma acht«, sagte Svetlana.
    »Eins Komma neun«, sagte Takahashi, der trotz der Servounterstützung seines Anzugs vor Anstrengung keuchte. »Fast zwei.«
    »Ich habe hier einen Wert von eins Komma sechs«, sagte Parry, der links neben seiner Frau ging. »Das Feld ist ein buntes Muster. Ich schlage vor, dass du mir folgst, Bella. Gemeinsam müssten wir in der Lage sein, den optimalen Weg zu finden.«
    »Verstanden.«
    »Es verändert sich ständig«, sagte Parry. »Könnte sein, dass der Durchschnittswert weiter steigt.« Er blickte auf die Perpetuum-Mühlen. »Sie scheinen sich noch schneller zu drehen, seit wir eingetroffen sind.«
    »Dann haben wir noch weniger Zeit, als wir dachten«, sagte Bella zwischen zwei keuchenden Atemzügen, während sie sich bemühte, Parry zu folgen.
    Sie näherten sich einer gepanzerten Luftschleuse in der Wand des nächsten kuppelförmigen Gebäudes. Der Türrahmen war mit Leuchtstreifen in Wespenfarben markiert und hatte sich zur Seite verzogen, als hätte hier ein schwerer Gravitationssturm getobt. Svetlana erreichte die Schleuse als Erste, unterstützt von den Servomechanismen ihres Anzugs.
    »Sieht ziemlich schief aus«, warnte Parry.
    Das Gebäude und die Luftschleuse stammten aus den frühesten Tagen der Besiedlung, als man sie aus Teilen aus der Rockhopper zusammenmontiert hatte. Svetlana wischte schwarzen Staub von einer Schalttafel und drückte auf die dicken, farbigen Knöpfe. Nach quälend langer Zeit kündigten gelbe Blinklichter die Öffnung der Tür an. Sie schob sich mühsam und ruckend in die verbogene Wand, die ihr anscheinend einigen Widerstand leistete.
    Endlich war sie offen. Die Luftschleusenkammer war groß genug, um zwei Personen in klobigen Anzügen aufzunehmen. Bella ließ Parry und Svetlana zuerst gehen und wartete draußen mit Takahashi. Die Außentür schloss sich, damit Luft in die Kammer gepumpt werden konnte, ohne Rücksicht auf die Frage, ob die Kuppel unter Druck stand oder nicht. Es kam Bella wie eine Ewigkeit vor, bis die Außentür wieder aufging. Sie fragte sich, wie viele Durchgänge der uralte Mechanismus noch überstehen würde, bis irgendwann gar nichts mehr ging.
    Als Bella und Takahashi ins Innere traten, war es so finster, wie sie befürchtet hatte, aber wenigstens sagte ihr Anzug, dass es hier Atemluft gab.
    »Die Kuppel hat gehalten«, sagte Parry. »Das ist gut. Also könnte es doch Überlebende geben.«
    Automatisch aktivierten sich die Helmscheinwerfer der Chakri-5-Anzüge. Bella musste sich mit einer grün schimmernden Einblendung auf der Helmscheibe begnügen. Ihr Notanzug, der keinen eigenen Scheinwerfer hatte, tastete die Umgebung mit Radar ab und verstärkte das vorhandene Licht. Parry hatte das Gebäude als Verwaltungszentrum bezeichnet, und als Bella sich nun umsah, erkannte sie Trennwände zwischen Büros und spartanische Möbel. Die Stühle

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