Himmelssturz
musst eine Landestelle in Crabtree einrichten, vorzugsweise in der Nähe eines Andockschlauchs an einer äußeren Kuppel.«
»Auch das wird erledigt«, sagte Shen.
Bella wandte sich an Svetlana. »Du hattest Recht. Ich hätte die Beiboote nicht vergessen dürfen.«
»Hoffen wir einfach, dass es funktioniert, okay?«
»Ja.«
»Was wird mit uns geschehen?«
»Protsenko und Nadis sind frei. Sie können sich bei Nick Thale melden und ihm in Underhole helfen, nachdem sie ihre Anzüge abgegeben haben.«
»Was willst du mit ihren Anzügen?«
»Ich brauche sie für die Rettungsaktion. Außerdem brauche ich zwei Freiwillige, die sie tragen, vorzugsweise Leute, die einige Erfahrung mit dem Modell Chakri-fünf haben.«
»Ich bin dabei«, meldete sich Parry automatisch, bevor Protsenko oder Nadis die Chance hatten, etwas zu sagen. »Ich habe Erfahrung mit den Fünfern, und ich kenne Neustadt genauso gut wie alle anderen hier.«
»Ich bin ebenfalls dabei«, sagte Takahashi und trat aus Bellas Gruppe vor.
Bella schüttelte kategorisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall, Mike. Wir haben dich nicht zurückgeholt, um dich schon wieder zu verlieren.«
»Wenn Parry geht, gehe ich auch.«
»Du kennst dich in Neustadt nicht aus. Du hast wahrscheinlich nicht mehr als eine Stunde im Anzug verbracht, seit du aus der Botschaft gekommen bist.«
»Parry kann mich im Zug einweisen. Keine Diskussion, Bella. Das ist eine Sache unter Bergleuten.«
Sie sah ihn eine Weile streng an, dann seufzte sie. »Also gut«, sagte sie, als sie einsah, dass sie diese Schlacht niemals gewinnen würde.
Protsenko und Nadis legten ihre Anzüge ab, um sie den beiden Männern zu übergeben.
»Ich bin auch dabei«, sagte Svetlana. »Meine Tochter ist dort. Ich lasse nicht zu, dass jemand anderer an meiner Stelle sie findet.«
Bella blickte ihr in die Augen. »Du weißt, dass ich dich trotzdem verhaften muss, wenn wir aus Neustadt zurückkommen. Du hast die Anweisung missachtet, keinen Kontakt zu den Moschushunden aufzunehmen. Darüber hinaus hast du einen illegalen Schmiedekessel betrieben und eine ungenehmigte Konstruktionsdatei benutzt. Deine Handlungen haben möglicherweise zur Folge, dass wir Janus verlieren. Durch dich haben wir bereits Neustadt verloren. Ich hoffe inständig, dass es Überlebende gibt, Svieta, aber ich bin mir verdammt sicher, dass es Opfer gegeben hat.«
»Fertig mit der Predigt?«
»Vorläufig.«
Svetlana kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Du hast gesagt, dass ›wir‹ aus Neustadt zurückkommen – das war ein Versprecher, nicht wahr?«
»Nein. Ich komme mit euch.«
»Aber du glaubst doch, dass uns Janus um die Ohren fliegen wird.«
»Ja.«
»Trotzdem willst du hier bleiben, obwohl du mit den anderen zur Botschaft gehen könntest?«
»Ja.«
Hinter Svetlanas Augen gab etwas den Widerstand auf. »Das musst du nicht tun«, sagte sie leise.
»Ich weiß. Aber ich tue es trotzdem. Wie Mike gesagt hat: Es ist eine Sache unter Bergleuten. Das waren wir alle einmal. Wir schieben Eis.«
»Das war vor langer Zeit.«
»Es scheint mir immer noch das Einzige zu sein, worin wir richtig gut sind, wenn ich mir ansehe, was gerade hier los ist.«
Takahashi und Boyce waren bereits in den Anzügen von Nadis und Protsenko. Die Modelle verlängerten sich hier und verengten sich dort, um sich den unterschiedlichen Körpermaßen der beiden Männer anzupassen. »Dann brauchst auch du einen Anzug«, sagte Takahashi zu Bella. »Lass dir von einem Roboter einen Fünfer bringen, dann können wir aufbrechen.«
»Ich bin nicht auf die Chakris trainiert«, sagte Bella. »Um genau zu sein, ist es schon etwa dreißig Jahre her, seit ich das letzte Mal irgendeinen Raumanzug getragen habe.«
»Aber du brauchst etwas«, insistierte Takahashi.
»In der Magnetbahn dürfte es Notanzüge geben. Solange sie die Luft halten, werde ich nicht zu wählerisch sein.«
Achtunddreißig
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Der Zug wurde brutal vor der senkrechten Wand des Verteilerkastens gestoppt. Vor ihnen war die Schiene verbogen und gebrochen. Sie hatten kurz zuvor die Grenze passiert, wo sich die Perpetuum-Mühlen noch drehten. Aber sie rotierten schneller als sonst, als hätten die Bremsen versagt.
Bella dämpfte die Kabinenbeleuchtung und starrte durch die Fenster auf die Stelle, wo sich bis vor kurzem eine Gemeinschaft von mehr als hundert Menschen befunden hatte. Es wäre leichter gewesen, wenn gar keine Spuren mehr zu sehen gewesen wären. Dann hätte sie für
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