Himmelssturz
sich zumindest die entfernte Möglichkeit von Überlebenden ausschließen können. Aber es war immer noch etwas von Neustadt vorhanden, das von der grellen Klarheit der Scheinwerfer des Zuges aus der Dunkelheit gerissen wurde. Es war ein Saum von Ruinen am Rand eines schüsselförmigen Nichts. Viele der Gebäude waren zerfetzt oder eingeebnet, als hätte jemand mit brutaler Gewalt auf sie eingedroschen. Nur sehr weit von der Senke entfernt gab es noch welche, die einigermaßen unbeschädigt wirkten, obwohl auch dort die Beleuchtung oder die Energieversorgung ausgefallen zu sein schien.
»Es tut mir leid«, sagte Bella. Ihr war bewusst, dass Svetlana ihr über die Schulter schaute und die gleichen Szenen des Grauens sah. »Das sieht schlimm aus. Die Senke muss die Stelle sein, wo der Unfall mit der Femtotechnik passierte …«
»Der Kessel stand genau in der Mitte«, sagte Svetlana matt.
Bella stellte sich die brodelnde schwarze Explosion vor, die Chromis beschrieben hatte, im Epizentrum die illegale Maschine, mit der Svetlana den Schlüssel herzustellen versucht hatte. Von der Maschinerie des Würfels war nichts zu sehen, nur ein feiner schwarzer Staub, der alles bedeckte. Bella versuchte einen schwachen Trost aus der Tatsache zu ziehen, dass Chromis erfolgreich gewesen war.
Aber Janus würde trotzdem sterben.
Bevor sie den Zug verließen, rief Bella Wang an. Er meldete sich sofort und strich sich das schweißnasse weiße Haar aus der Stirn. »Ja, Bella?«
»Irgendwelche Fortschritte?«
»Wir sind immer noch hier. Irgendetwas bildet sich im Kessel, aber frag mich nicht, wie es funktioniert oder welche Voraussetzungen es benötigt. Es wird nutzlos sein, wenn wir nicht herauskriegen, wie man es einschaltet.«
»Ich hoffe, dass Jim in der Lage sein wird, uns in diesem Punkt zu helfen«, sagte Bella. »Er sagte, er würde nach Janus zurückkehren, sobald es aussieht, als würden die Dinge auf ihrer Seite nach Plan verlaufen.«
»Er will nach Janus zurückkehren?«
»Nur so lange, um sich mit uns zu treffen und dann so weit wie möglich von hier zu verschwinden. Wenn wir den Schlüssel in einem Beiboot installieren können, das ihn durch das Loch im Himmel bringt, haben wir zumindest die Chance, das Tor zu schließen.«
»Nachdem wir alle sicher auf der anderen Seite sind, hoffe ich.«
»Diesen Luxus können wir uns möglicherweise nicht erlauben. Das Tor braucht recht lange, bis es sich geschlossen hat. Wenn wir warten, bis wir die nächste Kammer erreicht haben, sind wir vielleicht gar nicht geschützt, wenn Janus explodiert.«
»Also müssen wir den Schließvorgang schon vor unserer Ankunft starten. Aus irgendeinem Grund erfüllt mich das nicht gerade mit überwältigender Begeisterung.« Er lächelte gepresst.
»Wenn wir die Aktion zeitlich abstimmen, können wir durch das Tor schlüpfen, bevor es sich vollständig geschlossen hat.«
»Und wenn Janus vorher hochgeht?«
»Niemand wird uns vorwerfen können, wir hätten es nicht versucht.«
»Ich schätze, das wird ein gewisser Trost sein.« Wang blickte geistesabwesend zur Seite. »Ich sollte mich wieder um den Kessel kümmern. Er rüttelt wie eine alte Waschmaschine.«
»Sei bereit für uns«, sagte Bella.
Sie überließ Wang seiner Arbeit und rief Nick Thale an, während Svetlana und die anderen durch die Einpersonenschleuse der Magnetbahn ausstiegen. Es dauerte einen Moment, bis der Anruf den Weg zu ihm gefunden hatte. Dann erkannte sie den Bahnhof von Underhole, wo mindestens einhundert Menschen in einen Aufzug geführt wurden, der sie zum Himmel bringen sollte.
»Lass mich ein paar gute Neuigkeiten hören, Nick.«
»Die gute Neuigkeit ist, dass wir uns wegen der Moschushunde keine Sorgen mehr machen müssen. Ihr Schiff ist vor eine Stunde gestartet – und auf dem Weg zum Schachttor.«
»Oh.«
»Wie es aussieht, haben sie es recht eilig, auf die andere Seite zu gelangen.«
Bella fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. »Also wissen sie, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. Sie haben die Zündschnur angesteckt. Sie werden ihren eigenen Schlüssel benutzen, um das Tor zu schließen, und in der benachbarten Kammer warten, bis Janus ein Loch in die Wand gesprengt hat. Dann machen sie das Tor wieder auf und kehren zurück, zusammen mit ihren Freunden, den Ungebändigten.«
»Damit könntest du Recht haben.«
Bella blickte zur Schleuse. Bald wäre sie an der Reihe, nach draußen zu gehen, auf die spicanischen Maschinen zu treten. »Ich hatte
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