Himmelssturz
lagen am Boden, Pflanzen und andere Gegenstände waren umgekippt, ausgelaufene Kaffeebecher über den dunklen Teppichbelag verstreut.
»Irgendwo in der Kuppel muss es ein Leck gegeben haben«, sagte Takahashi. »Mindestens so lange, um hier drinnen einen kleinen Sturm zu erzeugen, bevor sich der Druck wieder normalisierte. Die Menschen, die hier gearbeitet haben, scheinen genug Zeit gehabt zu haben, sich in Sicherheit zu bringen.«
»Nicht alle«, sagte Parry leise.
Sie folgten dem Strahl seines Helmscheinwerfers, in dem zwei Beine sichtbar wurden. Sie ragten durch eine offene Tür, die in den nächsten größeren Raum des Verwaltungszentrums führte. Vielleicht ein Überlebender, dachte Bella. Diese Person mochte durch umherfliegende Trümmer verletzt worden sein, worauf sie das Bewusstsein verloren hatte. Vielleicht hatte man sie hier zurückgelassen, nachdem sich alle anderen in Sicherheit gebracht hatten. Doch als Bella um die Ecke kam und den Rest des Körpers sah, musste sie die Möglichkeit ausschließen, dass der Betreffende überlebt hatte.
»Das ist Malcolm Fox«, sagte Parry und ging in die Hocke, soweit sein Anzug es ihm erlaubte.
Etwas Unsichtbares hatte Fox’ Oberkörper zerquetscht. Er sah aus, als wäre er von einem Wolkenkratzer auf Beton gestürzt. Beide Arme waren gebrochen und klebten in unnatürlich verdrehter Haltung auf dem Teppichboden. Sein Kopf lag auf der Seite, und sein Gesicht war noch erkennbar. Trotzdem war die Seite auf dem Teppich mit brutaler Gewalt flachgedrückt worden. Blut war aus dem zertrümmerten Schädel geflossen und zu einer Masse erstarrt, die dick und schwarz wie Teer war.
»Armer Malcolm«, sagte Takahashi. »Vielleicht könnten wir …«
»Wir können nichts mehr für ihn tun«, schnitt Bella ihm traurig das Wort ab. »In diesem Zustand könnten ihn selbst die Perückenköpfe nicht mehr zurückholen.«
»Bella hat Recht«, sagte Parry. »Wir müssen Malcolm vorläufig hier liegen lassen.«
Erst jetzt richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den Rest des Raumes, in dem Fox gestorben war. Es handelte sich um eine andere Abteilung des Verwaltungszentrums, ein Großraumbüro mit Stühlen, Schreibtischen und Bildschirmen. Die Strahlen ihrer Lampen sondierten die Dunkelheit und fielen auf chaotische Details. Auch hier hatte ein Sturm gewütet, aber das war gar nicht das Schlimmste gewesen, das sich hier zugetragen hatte. Gegenüber der Leiche von Malcolm Fox saß ein Mitarbeiter auf einem Stuhl. Das stabile Material des Sitzmöbels hatte sich kaum verformt, doch der Mitarbeiter war von einer großen Kraft gegen die Sitzflächen gedrückt worden. Sein Kopf lag im Nacken und hatte den Hals um unnatürliche neunzig Grad durchgebogen. Bella starrte mit betroffenem Entsetzen auf die Leiche, dankbar, dass sie den Toten nicht wiedererkannte. Ein weiteres Opfer, eine Frau, hing über einer Trennwand zwischen zwei Büros. Sie hatte ihren Körper fast in zwei Hälften zerschnitten.
»Der Sturm muss mit voller Kraft durch diesen Raum gerast sein«, sagte Parry. »Und zwar ziemlich heftig … mit ein paar Dutzend Ge … vielleicht sogar ein paar Hundert. Es scheint schnell gegangen zu sein.«
»Aber nicht schnell genug«, sagte Svetlana und zeigte auf zwei weitere Leichen, die wie kaputte Spielzeugpuppen auf dem Teppich lagen. »Sie haben noch versucht, hier rauszukommen.«
»Hat Emily irgendwo in der Nähe dieser Abteilung gearbeitet?«, fragte Bella.
»Normalerweise nicht, aber bei einem Notfall …«
»Wir wollen nicht vom schlimmsten Fall ausgehen. Stellenweise gibt es noch Atemluft, und wir wissen, dass die Stürme durch Druckabfall örtlich sehr begrenzt sein können.«
Takahashi war bereits ein Stück vorausgegangen. Er trat vorsichtig auf, als würde er durch ein Minenfeld laufen. Bella begriff. In diesem Raum konnte es immer noch extreme Gravitationsgradienten geben. Wenn man in eine Zone mit hundert Ge geriet, war die Wirkung mindestens genauso verheerend wie eine Landmine. Ohne den Anzug hätte er die Luftströme spüren können, die durch die wechselnden Druckverhältnisse erzeugt wurden. Innerhalb des Anzugs konnte er sich nur darauf verlassen, dass von seinem Helmdisplay eine Warnung angezeigt wurde, doch dazu würde es erst kommen, wenn er bereits in ein verändertes Schwerkraftfeld hineingeraten war.
Er blickte sich um, nachdem er sich einen Kurs zum Ausgang zurechtgelegt hatte. »Es dürfte sicher für euch sein, wenn ihr mir folgt. Etwa einen Meter zurück
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