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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Anzüge von der Schleuse hierher bringen, wenn Mike sie aus dem Zug geholt hat.«
    »Verstanden. Aber passt auf die Gradienten auf, Leute! Mike, du wirst ein paarmal zwischen dem Anbau und dem Zug hin und her laufen. Also behalte deinen Sheng-Würfel im Auge.«
    »Oh Mann! Glaubst du ernsthaft, ich müsste mir auch deswegen graue Haare wachsen lassen?«
    »Ich bezweifle es, aber wir sollten keine unnötigen Risiken eingehen.«
    »Also gut, dann werde ich noch einmal den Sheng-Tanz aufführen.«
    Bella ließ den anderen eine Minute Zeit, um sich einen sicheren Standort zu suchen, dann aktivierte sie den Öffnungsmechanismus. Die Prozedur war so angelegt, dass sie im Notfall schnell genug ablief, aber gleichzeitig war sie nicht so einfach, dass sie versehentlich ausgelöst oder nicht mehr rechtzeitig abgebrochen werden konnte. Vier schwere Hebel mit Kindersicherung mussten nacheinander heruntergezogen werden, mit einer fünfsekündigen Pause, bis sich der nächste bewegen ließ. Alarmsirenen ertönten, und Warnlampen blinkten. Eine künstliche Stimme kündigte an, dass es durch die Öffnung der Tür zu einem abrupten Druckabfall kommen würde.
    »Haltet euch fest!«, rief Bella.
    Die Tür ging auf, diesmal ohne Schwierigkeiten, und der Sturm der entweichenden Luft packte Bella mit schockierender Gewalt. In der Anfangszeit ihrer Berufslaufbahn hatte sie das Verhalten in solchen Situationen trainiert, aber irgendwann musste sie vergessen haben, wie brutal Luft sein konnte, wenn sie sich wie ein wütendes Tier aus einem zu engen Gefängnis befreite.
    Der Druck fiel bis auf null ab, und ihr papierdünner Anzug blies sich auf, als es keinen Gegendruck mehr gab. Draußen herrschte entweder Vakuum oder ein so geringer Druck, dass er praktisch keine Rolle spielte.
    »Bist du noch bei uns, Bella?«, fragte Parry.
    »Ich lebe und friere noch. Die Schwerkraft scheint hier nicht höher als im übrigen Verwaltungszentrum zu sein. Aber ich gehe die Sache langsam an.«
    »Hier ist Mike«, meldete sich Takahashi. »Parry und ich sind an der Luftschleuse. Wir öffnen sie jetzt.«
    »Gut. Haltet nach dem Beiboot Ausschau – es müsste jeden Moment eintreffen. Sorgt dafür, dass es sich von den Gradienten fernhält. Das Beste wäre, wenn es nicht näher als bis zum Zug herankommt.«
    »Verstanden«, sagte Takahashi.
    »Hörst du immer noch Stimmen, Mike?«
    »Sie sind schwächer geworden, aber ich bin auch schon fast draußen.«
    »Jetzt empfange ich auch etwas«, sagte Svetlana. »Aber auch nur schwach.«
    »Wenn sie die Reservebatterien benutzen, können sie froh sein, dass sie überhaupt ein Signal senden«, sagte Parry.
    Bella empfing nichts, aber dadurch ließ sie sich nicht irritierten. Der Notfallanzug war nur auf ein schmales Spektrum von Kommunikationsfrequenzen eingerichtet.
    Sie blickte durch die Helmscheibe und versuchte die Ausmaße des düsteren Raumes im grünen Licht ihres Displays zu erkennen. Wenigstens keine Leichen. Falls hier drinnen jemand gefangen gewesen war, wäre er mit dem Luftstrom herausgeschleudert worden. Sie suchte nach Überlebenden und wollte nicht über Tote stolpern.
    Auf der anderen Seite der Frachtschleuse zeigte sich in ihrem Helmdisplay eine weitere Schleusentür. Sie war fest verschlossen. Bella sah sich um. Es gab ein paar Türen, die in dunkle Räume führten, aber dies war die einzige sichtbare Schleuse. Dahinter musste sich der Lagerraum befinden, von dem Parry und Svetlana gesprochen hatten. Bella wünschte sich, sie hätte sich den Grundriss von Neustadt besser eingeprägt, aber jetzt war es zu spät, sich deswegen Vorwürfe zu machen.
    Sie bewegte sich, als hätte sie Glasknochen, und erreichte schließlich die zweite Luftschleuse. Sie klappte die Abdeckung der Statusanzeige auf und versuchte dann, die blassen Zeichen zu lesen. Ohne zusätzliches Licht von den anderen Anzügen konnte sie kaum etwas erkennen. Außerdem überlagerte ihr Helmdisplay alles. Sie wusste nicht, ob sich hinter der Tür Luft oder Vakuum befand.
    »Hier ist Bella«, sagte sie und nahm einen tiefen Atemzug, als wäre es ihr letzter. »Bin an der Tür. Sie ist luftdicht verschlossen, aber ich werde versuchen, sie von außen zu öffnen.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass die innere Tür geschlossen ist«, sagte Parry.
    »Wenn sie es nicht ist, können wir nicht viel für die Überlebenden tun.« Bella bediente die Schaltungen und blendete mental alle Möglichkeiten bis auf die eine aus, die diesen Menschen erlaubte, am

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