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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einnahmen. Der Schlüssel war mindestens doppelt so komplex, wie es den Anschein hatte. Die Flüsterer hätten nur die andere Hälfte der Maschine gesehen und sich über die geisterhaften Teile gewundert, die von der menschlichen Seite der Materiekluft in ihr Universum ragten.
    »Ich hatte mit Bella gerechnet«, sagte Wang ohne erkennbare Verbitterung, als Svetlana ihn nach dem Schlüssel ausfragte.
    »Bella ist tot«, sagte sie. Als sie die Worte aussprach, hatte sie einen widerlichen Geschmack im Mund, wie etwas, das man lieber ausspuckte.
    »Lässt sie sich retten?«
    »Ich weiß es nicht.« In diesem Moment kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, dass Parry vielleicht doch Recht haben könnte. »Wir haben sie eingefroren … wir haben alles getan, was auch Axford hätte tun können. Vielleicht ist es immer noch besser als gar nichts.«
    »Es gab Zeiten, in denen du dir ihren Tod gewünscht hast«, sagte Wang, worauf sie nur nicken konnte, da sich diese Wahrheit nicht abstreiten ließ. »Aber diese Zeiten sind vorbei«, fügte er hinzu.
    »Richtig«, stimmte sie ihm leise zu.
    Sie verließen Crabtree, hoben mit geringer Beschleunigung vom Landeplatz ab, um den zerbrechlich wirkenden Schlüssel nicht zu beschädigen, bevor er sicher verstaut worden war. Durch ein gepanzertes Bullauge des Beiboots sah Svetlana zu, wie die Siedlungen unter ihnen zurückfielen. Vom Habitat bis zu den abgelegenen Vorstadtkuppeln brannten die Lichter von Crabtree, als würden dort immer noch Menschen leben. Es wäre eine sinnlose Zeitverschwendung gewesen, die Energieversorgung der Stadt herunterzufahren, wenn man ihr wahrscheinliches Schicksal bedachte. Aber für Svetlana fühlte es sich irgendwie falsch an. Es hatte beinahe etwas Respektloses, auf diese Weise von Crabtree zu flüchten. Nach all den Jahren, in denen sie dort Schutz gefunden hatten, machte es den Eindruck, als hätten die Menschen plötzlich genug und würden die Siedlung aus einer Laune heraus im Stich lassen, als würden sie sich heimlich davonstehlen, damit die Stadt nichts bemerkte. Die Lebenserhaltungssysteme liefen weiter, obwohl sich dort kein einziger menschlicher Bewohner mehr aufhielt. Es hätte irgendeine Zeremonie geben sollen, einen Abschied, bei dem sich alle Kolonisten noch einmal umdrehen konnten, um sich für die Zeit zu bedanken, bevor sie Janus für immer verließen.
    Selbst nach den vielen Jahren kam es Svetlana vor, als würde sie sich erst im Moment des Abschiedes in Crabtree heimisch fühlen.
    Sie flogen direkt zum Loch, das die Moschushunde in den Eisernen Himmel gebohrt hatten und wechselten dort auf die andere Seite. Sie überquerten einen Ozean aus schwarzer spicanischer Substanz, bis die Reste der Botschaft der Perückenköpfe in Sicht kam – zwanzig Kilometer über Underhole. Gelegentlich leuchtete die schwarze Oberfläche sichtbar auf. Aus der Richtung des Tors drangen immer wieder vereinzelte Emissionen aus der angrenzenden Röhre bis nach Janus vor.
    Sie landeten neben der Botschaft und benutzten die einzige noch vorhandene Andockverbindung ins Gebäude der Perückenköpfe. Die Säulen, die den Eisernen Himmel stützten, schienen einen Teil der Janus-Beben abzufangen, aber trotzdem wurde das Schiff leicht erschüttert.
    »Es wird da unten nicht ruhiger«, sagte Nick Thale, nachdem er mit seinem Flextop die aktuellen Werte abgerufen hatte. »Wenn wir noch im Verteilerkasten wären, könnten wir jetzt nicht mehr starten. Wir sind gerade noch rechtzeitig entkommen.«
    Aber in Wirklichkeit waren sie noch nicht entkommen. Hier war es kaum sicherer als innerhalb des Eisernen Himmels. Die Sicherheit war immer noch zweieinhalb Lichtminuten entfernt, in derselben Richtung, wo die Schlacht tobte.
    »Wie steht es um die übrigen Evakuierten?«, fragte Svetlana.
    »Nach Jims Angaben sind dreihundertfünfzig bereits zum Tor unterwegs, einige in Fahrzeugen der Perückenköpfe, der Rest hat sich in die Avenger gezwängt. Wir sollten ihnen folgen.«
    »Wir werden auf Jim warten«, sagte Svetlana.
    »Ich hatte Kontakt zu ihm. Er sagte, wir könnten ihn in Kürze an Bord erwarten, und wir sollten für einen Gast Platz machen.«
    Svetlana ging runter zur Frachtschleuse des Beiboots. Sie traf dort gleichzeitig mit Jim Chisholm ein, der seine Brille abnahm, um das Kondenswasser von den Linsen zu wischen. Er trug keinen Schutzanzug, nur seine gewohnte lockere, unscheinbare Montur aus der Zeit vor der Zäsur.
    »Ich habe gehört, dass wir einen Schlüssel haben«,

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