Himmelssturz
Ausrüstung von DeepShaft einen großen Teil des Innenraums eingenommen – Bohrer, Roboter, Ballast für die Anzüge, Applikatoren für Sprühstein, dekomprimierte und zusammengefaltete Zelte und ein paar praktische Ex-MIRV-Atomsprengköpfe. Nun war das Beiboot mit zusätzlichen Sitzen, Kojen und weiteren Lebenserhaltungssystemen ausgestattet. Obwohl es recht eng wurde, als sie Wang und die anderen an Bord genommen hatten, hörte Svetlana keine einzige Klage.
»Ich dachte schon, du wärst tot«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Als es passierte, haben wir nicht daran geglaubt, dass irgendjemand überlebt haben konnte. Ich weiß, ich sollte um die Menschen trauern, die es nicht geschafft haben, aber im Augenblick zählt für mich nur, dass du es lebend überstanden hast.«
»Wir hatten keine Ahnung, was anderswo auf Janus los war«, sagte Emily, während sie sich aus dem Notanzug zwängte. »Wir wussten, dass sich irgendetwas unter Neustadt tat, aber wir dachten, dass es etwas mit dem Unfall zu tun hatte.«
»Teilweise trifft das wahrscheinlich sogar zu. Aber nicht für alles.« Svetlana verspürte die kräftigende Empfindung der Freiheit, als sie die Wahrheit aussprach. »Es war ein Fehler, dass ich mit den Moschushunden verhandelte. Sie haben mich belogen, Emily. Sie haben etwas in Janus deponiert, aber nicht, um wie die Perückenköpfe Energie abzuzapfen, sondern um den Mond explodieren zu lassen.«
Emily schien diese Tatsache ungefragt hinzunehmen. »Was wollten sie damit bezwecken?«
»Sie versuchen, ein Loch in die Struktur zu sprengen. Janus bietet ihnen die Chance, einen Fluchtweg zu öffnen. Sonst müssten sie warten, bis der nächste Mond eintrifft. Und das könnte noch sehr, sehr lange dauern.«
»Und sie waren der Ansicht, dass sie uns diesen Punkt verschweigen müssten?«
»Ich schätze, sie wussten, was wir dazu sagen würden.«
»Aber es wird trotzdem passieren, nicht wahr?«
»Es sieht ganz danach aus. Bella hat den Rat erhalten, alle Menschen zu evakuieren. Alles, was wir geschaffen und erbaut haben, was wir zu unserer neuen Heimat gemacht haben – all das wird heute zu Ende sein.«
»Das kann ich noch nicht verarbeiten. Es kommt zu plötzlich.«
Svetlana küsste Emily auf die Stirn und strich mit einer Hand durch ihr zerzaustes Haar, um es in Ordnung zu bringen. »Wir alle müssen es früher oder später irgendwie verarbeiten.«
»Wo werden wir leben? Wie sollen wir genug Energie finden, um am Leben zu bleiben?«
»Wir müssen einfach irgendeine Möglichkeit finden, genauso, wie es die Perückenköpfe getan haben.«
»Trotzdem werden wir ärmer sein, wenn wir das Einzige verlieren, was wir als Verhandlungsmasse einsetzen können.«
»In diesem Fall werden wir wohl erfahren, wer wirklich unsere Freunde sind.«
»Wie lange dauert es noch, bis alle Janus verlassen haben?«
»Bella hat von Stunden gesprochen. Je früher, desto besser, vermute ich.«
»Und trotzdem seid ihr gekommen, um uns zu retten?«
»Ich hätte dich wohl kaum hier zurücklassen können, nicht wahr?«
»Du nicht«, sagte Emily. »Aber Bella. Warum ist sie zurückgekommen, wenn sie sich mit den anderen hätte in Sicherheit bringen können?«
»Frag sie selbst.« Svetlana blickte über die Köpfe der Evakuierten hinweg und versuchte die kleine Frau ausfindig zu machen, die, wie sie wusste, irgendwo hier drinnen sein musste. Sie konnte sie nirgendwo entdecken und schaute noch einmal genauer hin.
Bella war nicht im Schiff.
»Wo ist sie?«, fragte Svetlana. »Sie hätte mit euch kommen müssen, nachdem sie die letzten Anzüge zu euch gebracht hat.«
»Sie sagte, sie würde nicht auf uns warten, während wir die Anzüge anlegen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie vor uns an Bord des Beiboots gegangen ist.«
»Aber sie ist nicht hier. Habt ihr nichts bemerkt?«
Emily zog sich von ihrer Mutter zurück. »Sie hätte überall in diesem Schiff sein können.«
»Sie hält sich nicht auf dem Flugdeck auf. Wo könnte sie sonst sein?«
Emily sah sie beleidigt an. »Mach mir deswegen keine Vorwürfe! Ich musste die ganze Zeit an sechsundzwanzig andere Leute denken.«
»Trotzdem habt ihr Bella irgendwie übersehen.«
Parry kämpfte sich zu ihnen vor und hielt sich an einer Haltestange an der Decke fest. »Wir sind jetzt bereit zum Abdüsen, falls es kein Problem gibt, von dem ich nichts weiß.«
»Bella ist nicht im Schiff«, sagte Svetlana.
Er blickte sich um, und seine Züge verhärteten sich. »Bist du dir ganz
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