Himmelssturz
sicher?«
»Sie ist nicht an Bord. Sie hat zu Emily gesagt, sie würde vor den anderen Evakuierten im Schiff sein.«
»Wer ist als Erster rübergekommen?«
»Elias Feldmans Sohn. Bella war definitiv nicht bei ihm.«
»Scheiße.« Er machte einen bestürzten Eindruck, als könnte er nicht fassen, dass das Universum ihnen so etwas antat, nach allem, was sie an diesem Tag bereits durchgestanden hatten. »Ihr muss zwischen den zwei Luftschleusen etwas zugestoßen sein.«
»Es war dunkel«, sagte Emily. »Wenn sie gestürzt ist und ein Stück vom Weg entfernt lag, den wir gegangen sind … wir haben uns recht schnell bewegt und der Umgebung nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Mann, schau mich nicht so an! Niemand hat uns gesagt, dass wir auf sie aufpassen sollen!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Parry. »Niemand macht euch einen Vorwurf.«
»Aber sie macht es«, sagte Emily und sah Svetlana an.
Parry griff nach einem Helm, der in einem Ausrüstungsregal lag. »Ich gehe zurück, um sie zu suchen. Sag dem Piloten, dass er mit dem Beiboot bis zum letzten möglichen Augenblick warten soll. Wenn er verschwinden muss, trage ich Bella bis hinter die Mühlen.«
»Du wirst es niemals durch die halb geöffnete Tür schaffen«, sagte Svetlana. »Ich werde in einem der Notanzüge hinausgehen. Mike hat doch ein paar mehr ins Beiboot gebracht, nicht wahr? Anders schaffen wir es nicht.«
»Keine Chance, Baby. Ich möchte nicht, dass du da draußen in die gleiche Falle tappst wie sie.«
»Wir wissen noch nicht, was passiert ist. Deshalb muss jemand von uns rausgehen und nachsehen. Vielleicht hängt sie nur fest oder hat die Orientierung verloren. In Neustadt kennt sie sich nicht so gut aus wie wir.«
Parry leistete noch einen Moment lang Widerstand, bis er endlich nachgab. »Ich werde den Piloten überreden, dass er noch sechs Minuten am Boden bleibt. Wenn du Bella nach drei Minuten nicht gefunden hast, drehst du um und kehrst zurück. Zu mehr Zugeständnissen bin ich nicht bereit.«
Svetlana zog ihren Chakri-5 aus und legte einen Notanzug an, nachdem er sich entfaltet hatte. Sie kümmerte sich nicht darum, wen sie dabei anrempelte. Sie hörte nicht einmal die mürrischen Kommentare. Knapp zwei Minuten später war sie wieder draußen und suchte nach Bella. Sie ging den Weg zurück, den sie genommen hatten, und stöhnte unter der Anstrengung, sich durch die Zonen mit erhöhter Schwerkraft zu bewegen, ohne darauf zu achten, ob sie die Maschinen mit dem wiederholten Bewegungsmuster provozierte. Sie kehrte in das Verwaltungszentrum zurück, bis zu der verklemmten Tür, die ihr zuvor den Weg versperrt hatte. Doch nun konnte sie sich mühelos hindurchzwängen.
Es dauerte nicht lange, bis sie Bella gefunden hatte. Wie Emily vermutet hatte, lag sie nicht allzu weit von der Route entfernt, die die Überlebenden genommen haben mussten. In der Dunkelheit und ganz darauf konzentriert, sich in Sicherheit zu bringen, überraschte es Svetlana nicht, dass keiner von ihnen die Frau am Boden zwischen den Trümmern des verwüsteten Gebäudes bemerkt hatte. Als Svetlana eine Hand in den Bereich über der gestürzten Gestalt schob, verstand sie sofort, was geschehen war. Die Gravitation war dort wesentlich höher – mindestens drei oder vier Ge. Ein Tritt in diese Einflusszone, und Bella hatte sofort das Gleichgewicht verloren. Sie musste mit verheerender Wucht auf den Boden geschlagen sein. Der Notanzug war nicht dazu konstruiert, sie vor solchen Gefahren zu schützen.
Es kostete Svetlana große Mühe, Bella zurück auf den Weg zu ziehen, ohne selbst in den Einfluss des starken Feldgradienten zu geraten. Doch auch danach war Bella zu schwer, um sie ohne Hilfe tragen zu können. Als sie den Körper endlich durch die verklemmte Tür geschleift hatte, war Svetlanas Erschöpfung so groß geworden, dass ihr Geist bereits in einen anderen Bewusstseinszustand gewechselt war. Anschließend konnte sie sich kaum noch an den Marsch erinnern. Erst viel später erfuhr sie, dass Parry in einem Chakri-5 auf sie gewartet hatte, um Bella und sie in die Star Crusader zu tragen.
Bella war tot. Beim Sturz hatte ein Trümmerstück ihren Schädel durchbohrt.
Doch Svetlana fragte sich, was es bedeutete, auf Janus zu sterben.
An Bord des Beiboots bestand Svetlana darauf, dass getan wurde, was getan werden konnte, auch wenn es sich am Ende als sinnlos erweisen sollte. Obwohl Bella schnell gestorben war und durch die Beschädigung ihres Anzugs sämtliche
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